Experiment für Großveranstaltungen in Leipziger Arena
Die Universitätsmedizin Halle (Saale) untersucht im Rahmen der Studie „RESTART-19“ das von Hallen-Großveranstaltungen ausgehende Ansteckungsrisiko mit COVID-19. Ein Teil des Experiments findet in der Leipziger QUARTERBACK Immobilien ARENA statt.
Die Zukunft der Kultur- und Veranstaltungsbranche ist durch die Corona-Pandemie bedroht. Eine zeitnahe Rückkehr zu großen Konzerten oder anderen Events in einer Arena scheint wegen des Ansteckungsrisikos nahezu ausgeschlossen.
Um in absehbarer Zukunft wieder einen weitestgehend normalen Betrieb von Veranstaltungsstätten zu gewährleisten, untersucht das Forschungsprojekt RESTART-19 der Universitätsmedizin Halle (Saale) evidenzbasiert und mit wissenschaftlichem Studiendesign die Risiken von Großveranstaltungen in geschlossen Arenen und Hallen.
RESTART-19 besteht aus mehreren Teilprojekten, wie der Entwicklung eines mathematischen Modells zur Risikoabschätzung und der Festlegung von Rahmenbedingungen für eine Großveranstaltung. Sichtbarster Teil ist das Experiment am 22. August 2020 in der QUARTERBACK Immobilien ARENA. Dazu wird eine Konzertveranstaltung in 3 verschiedenen Szenarien mit insgesamt 4.000 Probanden nachgestellt.
„Wir spielen an diesem Tag drei Simulationen durch. Einmal eine Veranstaltungssituation wie vor der Corona-Pandemie, natürlich alles mit dem größtmöglichen Schutz für die Beteiligten. Als zweite eine Simulation mit 4.000 Teilnehmenden, bei der die Ströme gezielt gelenkt werden, und als drittes eine Simulation mit 2.000 Teilnehmenden“, erläutert Projektleiter Dr. Stefan Moritz von der Universitätsmedizin Halle (Saale).
Konkrete Umsetzung
1. Szenario: Simulation einer Veranstaltung mit 4.000 Besuchern und einem Veranstaltungsablauf wie vor Beginn der Pandemie.
2. Szenario: Es werden ebenfalls 4.000 Besucher in die ARENA eingelassen, allerdings nach einem optimierten Hygienekonzept und deutlichen größeren Abständen zwischen den Teilnehmern.
3. Szenario: Auf den Zuschauertribünen wird ein Abstand von 1,5m eingehalten. Hier sind nur noch knapp 2.000 Probanden beteiligt. Während den einzelnen Szenarien wird Tim Bendzko ein Konzert geben, um das Zuschauerverhalten möglichst realitätsnah abzubilden. Auch die An- und Abreise mit der Straßenbahn wird simuliert.
Für alle drei Szenarien gebe es ein umfassendes Hygienekonzept mit Oberflächendesinfektion und FFP2-Masken, so Moritz. Alle Beteiligten werden zudem auf SARS-CoV-2 getestet. Am Eingang beim „Check In“ erhalten alle Teilnehmenden Kuverts mit der Nummer ihres Sitzplatzes sowie einer unterschiedlichen Anzahl an Tickets. Diejenigen mit drei Tickets nehmen an allen drei Simulationen teil, diejenigen mit zwei Tickets nur an den ersten beiden.
„Alle Teilnehmenden erhalten ein sogenanntes Contact Tracing Device, also ein Gerät, das für jeden registriert ist und Intensität im Sinne von Abstand, Dauer und Häufigkeit eines Kontaktes misst und aufzeichnet. Wir haben dafür im gesamten Areal 30 sogenannte Anker angebracht, die mittels Ultrabreitband-Technologie die Position von allen 4.000 Probanden gleichzeitig messen können“, so Moritz.
„Wenn wir künftig wieder Großveranstaltungen zulassen wollen, benötigen wir wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, wie wir das Infektionsrisiko minimieren und für alle Teilnehmer mehr Sicherheit schaffen können. Ich freue mich sehr, dass wir länderübergreifend ein solch wichtiges Projekt unterstützen können und somit den Weg zurück zu mehr Normalität ermöglichen. Denn natürlich sollen künftig wieder Großveranstaltungen stattfinden, aber wir müssen als Regierung hier auch unsere Verantwortung für den Schutz der Bevölkerung wahrnehmen. Ich habe mich im Vorfeld der Studie davon überzeugen können, dass durch die geplanten, ausreichenden Schutzmaßnahmen keine Gefahr für die Studienteilnehmer sowie die Bevölkerung ausgeht“, erklärt Petra Köpping, Staatsministerin für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt des Freistaates Sachsen.
Pilot-Events mit Zuschauern in Düsseldorf
Während es sich in Leipzig um eine Studie handelt, in der mögliche Rahmenbedingungen, unter denen Künstler und Sportler nach dem 30. September 2020 wieder spielen und auftreten können, identifiziert werden, werden in Düsseldorf die erarbeiteten Hygiene-Konzepte getestet.
Die LIQUI MOLY HBL, die PENNY DEL und die Sportstadt Düsseldorf haben sich entschlossen, die gemeinsam entworfenen Muster-Konzepte bei Freundschaftsspielen, die vor Beginn der regulären Saison stattfinden, für die tägliche Spieltags-Praxis mit Zuschauern weiter zu validieren. Mit dem Bergischer HC, TUSEM Essen und dem VfL Gummersbach nehmen im ersten Schritt drei Handball-Clubs teil.