„Ein gesundes Klima ist unbezahlbar“

Dr. Christopher Jahns ist seit August 2022 Vorstand für Nachhaltigkeit und Entwicklung des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin. Im Interview spricht er über seine Rolle, das Nachhaltigkeits-Konzept der Füchse, die Zusammenarbeit mit der Max-Schmeling-Halle – und über Glaubwürdigkeit im Sport.

Dr. Christopher Jahns
Dr. Christopher Jahns Bild: privat

Stadionwelt: Herr Dr. Jahns, wie kam es zu dem Engagement beim Handball-Bundesligisten?
Jahns: Angefangen habe ich als Fan. Ich liebe Handball, und die Füchse Berlin sind „mein“ Team, seit ich denken kann. Die Nachhaltigkeit wiederum ist schon lange ein Herzensthema. Als Mit-Gründer und Geschäftsführer von XU sustainable habe ich das zu meinem Hauptberuf gemacht. Bereits nach wenigen Jahren schaffen wir es wohl bis Anfang 2024, 1 Mio. Menschen aus Unternehmen in Nachhaltigkeit fit gemacht zu haben; und das ist ja erst der Anfang. Eigentlich muss das jeder lernen. Wir haben alle Nachhaltigkeit nicht gelernt, außer ein paar hoch gefragte Umweltingenieure. Deswegen bin ich selber immer der erste und beste Kunde meines eigenen Unternehmens. Jeden Tag gibt es neue Ansätze, Use- und Erfolgs-Cases, Technologien. Bei den Füchsen habe ich natürlich sofort zugesagt, als die Entscheidung anstand, diese beiden Leidenschaften zu verbinden – eben als Nachhaltigkeitsvorstand der Füchse.

Stadionwelt: Stichwort „Füchse Triple Bottom Line“: Wie begreifen und definieren Sie Nachhaltigkeit – als Privatperson und als Profi-Verein?
Jahns: Nachhaltigkeit heißt ja in erster Linie, dass die Dinge, die wir heute nutzen – Materialien, Umwelt von der direkten Umgebung zum ganzen Planeten, aber auch soziale Strukturen – auch in Zukunft noch in derselben Qualität nutzbar sind.

Dieser Gedanke leitet mich als Privatperson schon seit Langem, einmal in meinem eigenen Verhalten, aber andererseits auch beruflich und bei meinem ehrenamtlichen Engagement. Bei den Füchsen Berlin setzen wir das entlang der „Triple Bottom Line“ um. Das bezieht sich auf drei Bereiche, in denen wir nachhaltig sein wollen: Im Umweltschutz achten wir darauf, dass wir keine Ressourcen verschwenden und der Umwelt und dem Klima nicht oder zumindest möglichst wenig schaden.

Im sozialen Bereich sehen wir, welche Vorteile wir von der Gesellschaft haben, in der wir leben. Wir haben tolle Talente in der Mannschaft, wir haben eine riesige Fanbasis, die uns unterstützt, und das alles ist in einer Gesellschaft gewachsen, in der Menschen in Sicherheit und Freiheit leben können sowie Zugang zu Bildung und Chancen haben. Deshalb wollen wir einen Beitrag leisten, damit all diese Gegebenheiten erhalten bleiben – oder sogar verbessert werden. Das heißt zum Beispiel, dass wir ein großes Kinder- und Jugendprogramm haben, um möglichst allen Zugang zu Sport, zu Teilhabe und zu Bildungschancen zu geben. Das heißt aber auch, dass wir unseren Spielerinnen und Spielern dabei helfen, nicht nur im Handball, sondern auch in der Bildung ihr Potenzial auszuschöpfen, damit sie nicht von der Profikarriere mit all ihren Unwägbarkeiten abhängig sind, sondern ihnen alle Chancen offenstehen.

Und die dritte Säule ist wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Dabei geht es darum, unsere finanzielle Bilanz und unsere Umweltbilanz in Einklang zu bringen. Hier setzen wir vor allem auf Partnerschaften mit Sponsoren, die unsere Ziele teilen und uns helfen, unsere Nachhaltigkeitsstrategie umzusetzen.

Stadionwelt: Profi-Clubs und Sportstätten können – und müssen – zur Bewältigung der Klimakrise beitragen. Welche Herangehensweise verfolgen Sie dabei? Wie sieht die Strategie der Füchse Berlin aus?
Jahns: Der erste Schritt ist immer, sich bewusst zu machen, wo man aktuell steht. Wir haben bei den Füchsen Berlin untersucht, an welchen Stellen, bei welchen Tätigkeiten wir wie viele Emissionen verursachen. Auf dieser Basis haben wir dann geschaut: Wo ist unser Energieverbrauch am höchsten? Mit welchen Maßnahmen können wir Emissionen reduzieren – wo geht das besonders schnell, wo ist der Aufwand besonders niedrig, wo sind die Ergebnisse besonders gut? Aber auch: Wenn wir diese niedrig hängenden Früchte geerntet haben, mit welchen zusätzlichen Maßnahmen können wir noch mehr erreichen?

Die höchsten Emissionen haben wir in drei Bereichen, die jeweils unterschiedliche Lösungen erfordern. Die Reisetätigkeit der Mannschaft lässt sich kaum reduzieren – wenn wir in der Liga spielen wollen, müssen wir zu den unterschiedlichen Spielstätten fahren, klar. Aber wir achten inzwischen genau darauf, wie wir anreisen.

Beim Energieverbrauch in Trainingszentren und Geschäftsstellen können wir viele Maßnahmen anwenden, die ganz allgemein für Gebäudeenergie sinnvoll sind: Stromsparende Geräte, moderne Haustechnik, die beim Energiesparen hilft, isolierte Dächer, Fassaden und Fenster, um Heizungsenergie zu sparen und so weiter. Natürlich ist eine Sporthalle nicht dasselbe wie ein Büro – es geht um ein ganz anderes Raumvolumen, aber auch um andere Ansprüche, um ein anderes Nutzerverhalten. Aber das heißt ja nicht, dass wir mit den Schultern zucken und sagen: ‚Das geht halt nicht so einfach‘ – sondern dass wir eben ein bisschen mehr nachdenken und mit unseren Partnern zusammen neue Lösungen entwickeln. Diese liegen klar in der Vernetzung der Gebäude, hier liegen Potenziale für weitere 25 % CO2-Einsparungen, die wir mit unserem Partner Kieback & Peter jetzt professionell identifizieren und realisieren wollen, in enger Zusammenarbeit mit den Hallen; aber das ist kein Quick Win, hier müssen alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Die Technologien und Lösungen sind da, und im übrigen an vielen Stellen ja bereits mehrfach erfolgreich im Sinne der CO2-Einsparung umgesetzt.

Der Königsweg ist natürlich immer, Dinge länger zu benutzen und Abfall zu vermeiden.

Der dritte große Bereich sind die Abfälle, die wir erzeugen – und deren Beseitigung. Klar: Einfach verbrennen ist klimatechnisch die schlechteste Alternative. Recyceln ist besser, deshalb streben wir danach, einen wachsenden Anteil unserer Abfälle wiederzuverwerten – das ist allerdings nicht immer möglich. Und der Königsweg ist natürlich immer, Dinge länger zu benutzen und Abfall zu vermeiden. Können wir Material in größeren Gebinden bestellen, damit weniger Einzelverpackungen anfallen? Gibt es Getränke in Einweg-Plastikflaschen oder in wiederbefüllbaren Behältern? Wir haben uns dafür entschieden, Filteranlagen zu nutzen, um weniger Plastik-Wasserflaschen zu verbrauchen. Früher waren das gern mal 30.000 Einwegflaschen im Jahr. Allein durch die Filteranlagen sparen wir an dieser Stelle 94 % der CO2-Emissionen ein.

Trotz alledem schaffen wir es nicht, unsere Emissionen auf Null zu reduzieren. Deshalb arbeiten wir mit ClimatePartner zusammen, die uns nicht nur bei der Messung unseres CO2-Fußabdrucks geholfen haben, sondern uns auch die Möglichkeit geben, über ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt unsere Restemissionen auszugleichen; das ist im Sinne auch der UN-Vorgaben.

Stadionwelt: Können Sie uns eine Vorstellung von den Verbrauchswerten und damit verbundenen Kosten im Bereich Club Management vermitteln?
Jahns: In der Saison 2021/22, also im Zeitraum von Juli 2021 bis Ende Juni 2022, haben wir insgesamt rund 650 Tonnen CO2-Äquivalente verursacht. Das ist so viel, wie ungefähr 60 Durchschnittsdeutsche im selben Zeitraum produzierten.

Für die Saison 2022/23 haben wir den Verbrauch erneut berechnet, sind in den letzten Zügen der Datenerhebung und werden bereits CO2-Einsparungen vorweisen können. Die Vergleichsbasis ist immer wichtig. Haben wir ein Auswärtsspiel im Europapokal nicht in der Schweiz, sondern im Süden, verschlechtert sich unsere Bilanz, weil es eben sofort Auswirkungen hat, mit der Mannschaft nach Portugal zu fliegen. Das kann ich auch nicht einsparen. Wenn ich Bob Hanning (Geschäftsführer Anm. d. Red.) und Kretzsche (Stefan Kretzschmar, Vorstand Sport, Anm. d. Red.) sage: Hey, da fahren wir mit dem Zug hin, es sind doch nur 23 Stunden, dann sagen sie zurecht: Okay, machen wir für die Klimabilanz, wir verlieren dann nur das Spiel und auch das Ligaspiel zwei Tage später, weil die Mannschaft von 46 Stunden Zug fahren geplättet ist. Da sind auch die Grenzen erreicht. Ich finde, das ist schon mal ein toller Fortschritt für ein Jahr! Diese Emissionen kompensieren wir außerdem über ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt. Aber selbstverständlich können und wollen wir jedes Jahr besser werden.

Die Kosten lassen sich schwer beziffern – manche Maßnahmen, zum Beispiel zum Energiesparen, amortisieren sich von allein und sparen langfristig sogar Geld. Aber prinzipiell muss ich auch sagen, dass sich in diesem Bereich jede Maßnahme lohnt, solange sie Wirkung zeigt. Denn ein gesundes Klima ist unbezahlbar. Und vielfach geht es natürlich auch darum, unseren Fans und Partnern aufzuzeigen, dass sich Klimaschutz lohnt, Solarenergie Sinn macht, und eben vieles mehr.

Max-Schmeling-Halle: Heimat der Füchse.
Max-Schmeling-Halle: Heimat der Füchse. Bild: Andreas Budtke

Stadionwelt: Inwieweit arbeiten Club und Spielstätte in diesem Bereich zusammen?
Jahns: Dazu muss ich sagen, dass die Kooperation wirklich vorbildlich läuft. Wir haben das Glück, dass unsere Heimatarena, die Max-Schmeling-Halle, sich Nachhaltigkeit selbst schon auf die Fahne geschrieben hat und als grünes Hauptstadtstadion Vorreiter und Vorbild sein will. Die Arena hat auch schon richtig viel erreicht. Zum Beispiel haben sie dort die Beleuchtung komplett auf LED umgestellt, was schon mal bis zu 75 % Energieeinsparung bringt. Und unsere Kooperation mit Grohe, die die Wasserfilteranlagen in der Geschäftsstelle und im Trainingscenter eingebaut haben, konnten wir auf die Max-Schmeling-Halle erweitern, sodass es auch dort Einwegplastik-freies Wasser gibt für die Mannschaft und die Partner.

Dazu kommen alle möglichen kleinen und großen Maßnahmen zur Abfallvermeidung. Eine Quelle für Müll waren zum Beispiel die Klatschpappen. Die machen großen Spaß und sind toll für die Stimmung, aber nach dem Spiel sind sie früher auf dem Müll gelandet. Heute stellen wir sie nicht nur klimaneutral her, wir sammeln sie auch nach dem Spiel wieder ein, um sie wieder zu benutzen oder das Material zu recyceln. Die Rücklaufquote beträgt ungefähr 80 %, das ist eine gute Quote. Hier ist wieder ein Trade-Off zwischen Nachhaltigkeit und sportlichem Erfolg gegeben: Auf die Klatschpappen ganz verzichten heißt, die Stimmung ist nicht da. Dann wiederum wirkt sich das auf die Mannschaft aus. Also einsammeln, klimaschonend drucken etc. als erste Maßnahmen. Wir erproben fast monatlich Ersatzinstrumente, die wir 10- bis 15-Mal verwenden können, aber bisher ist kein überzeugendes Produkt dabei. Wer hier eine Lösung hat, kann mich nachts anrufen.

Außerdem haben wir weitere Maßnahmen geplant, die wir in der neuen Saison und darüber hinaus gemeinsam mit der Spielstätte umsetzen wollen, zum Beispiel E-Ladesäulen vor der Halle. Vegetarisches und veganes Essen im Publikumsbereich gibt es bereits (seit Saisonstart 2023) für alle Veranstaltungen in der Max-Schmeling-Halle. Und wir wollen gemeinsam die Fans mit einbinden, mit Awareness-Kampagnen zur klimafreundlichen Mobilität: Damit unsere Fans möglichst emissionsarm zu unseren Spielen kommen. Die Ladesäulen haben fast ein Jahr gedauert, es ist eben öffentlich im Eigentum die Area von Füchsetown. Aber alle haben an einem Strang gezogen und jetzt sind sie da, die Ladesäulen, und der Furhpark kann final umgestellt werden.

Stadionwelt: Können Sie bitte etwas detaillierter auf die Zertifizierungen des Vereins eingehen?
Jahns: Wir haben, gemeinsam mit unserem Partner 1. VfL Potsdam, das Unternehmen ClimatePartner damit beauftragt, den CO2-Fußabdruck unserer Leistungsteams zu messen und ab der Saison 2022/23 zu kompensieren. ClimatePartner ist nicht nur Marktführer mit mehr als 6.000 Kunden in allen Branchen, sondern bietet auch CO2-Berechnung und -Kompensation nach international anerkannten Standards an. Konkret finanzieren unsere Kompensationszahlungen die Aufforstung eines von Erosion bedrohten Gebiets in China und unterstützt mehrere Waldschutzprojekte in Südamerika. Zusätzlich zu diesen zertifizierten Kompensationsprojekten lässt ClimatePartner für jede Tonne CO2, die wir darüber kompensieren, einen Baum in Deutschland pflanzen. Das zahlt nicht nur auf unsere Kompensationsbilanz ein, sondern trägt darüber hinaus dazu bei, deutsche Wälder resilienter zu machen.

Kompensation kann immer nur der letzte Schritt sein.

Wir machen das auch in 2023/24. Wichtig: Kompensation kann immer nur der letzte Schritt sein. Wir haben ein sehr genaues CO2-Einsparungsprogramm, das wir Jahr für Jahr realisieren und hier sind die Ziele klar gesetzt. Ich halte gar nichts davon, wenn Unternehmen einfach messen und dann kompensieren; so kommen wir nicht weiter. Es braucht eben ein klares Bekenntnis zu einem Einsparungsprogramm. Aber die tendenziell schnellen Dinge wie Ökostrom, ein E-Fuhrpark, mehr Bahnfahrten etc. sind abgefrühstückt. Jetzt kommen die dicken Brocken über die Gebäudevernetzung und auch die Fan-Mobilität, die wir anpacken. Aber das sind eben mittel- bis langfristige Projekte. Ich bin hier aber sehr motiviert, diese Brocken zu holen.

Stadionwelt: Die Max-Schmeling-Halle ist die Heimstätte der Füchse. Welche Maßnahmen werden dort umgesetzt?
Jahns: Für uns sind folgende Dinge sehr wichtig: Erstens sind viele Maßnahmen zertifiziert und entsprechend ausgezeichnet und überprüft. Ein Mehrwegbecher-System wird seit zahlreichen Jahren genutzt. Die Wasserverbräuche wurden in der Arena in allen Publikumsbereichen optimiert, um Wasser einzusparen – zum einen durch den Einsatz von Sparperlatoren, die die Wassermenge sowie die Dauer des Wasserstrahls reduzieren, zum zweiten wird Energie eingespart, indem es in den Publikumsbereichen nur noch Kaltwasser zum Händewaschen gibt. Ein herausragendes Merkmal ist die Photovoltaikanlage auf dem Dach der Max-Schmeling-Halle, bestehend aus 1.046 Modulen. Der erzeugte Strom wird ins Berliner Stromnetz eingespeist. Der anfallende Müll wird in verschiedene Sorten getrennt.

Die Halle hat eine hervorragende Anbindung an den ÖPNV (S-Bahn und Tram), außerdem kooperiert die Max-Schmeling-Halle für eine Fahrradnutzung mit nextbike und hat im direkten Umfeld der Halle mehrere Fahrradstationen. Helme können seit dieser Saison am Taschencontainer gratis abgegeben werden.

Seit vier Jahren grasen saisonal Schafe auf dem Dach der Halle, die das Grün schonend und nachhaltigen kürzen und den Rasen düngen. Zusätzlich wird die Max-Schmeling-Halle seit 2011 jährlich (seinerzeit als erste Multifunktionshalle) in Deutschland mit dem Green-Globe-Zertifikat ausgezeichnet. Weitere Zertifizierungen umfassen Umweltmanagement nach DIN EN ISO 14001, Energiemanagement nach DIN EN ISO 50001, Qualitätsmanagement nach DIN EN ISO 9001 und Arbeitsschutzmanagement nach DIN ISO 45001.

Das sind alles prima Dinge. Jetzt muss es an das Eingemachte gehen, nämlich die weiteren Potenziale der Gebäudevernetzung. Wärme, Licht, Fenster, Türen, Lüftung u.v.m. können durch Sensorik und Vernetzung so optimiert werden, dass wir nochmals 20 bis 25% CO2-Einsparung realisieren können und die landen dann direkt in „meiner“ CO2-Bilanz als Füchse Berlin als Ankermieter. Auch deswegen hat Kieback und Peter so viel Sinn gemacht. Erst jüngst war ich einen ganzen Tag dort vor Ort, auch im Werk, habe mir die Technologie genau angeschaut, war in den Referenzcases, z. B. im Friedrichstadt-Palast, in dem durch genau diese Vernetzung knapp 25 %, ca. 400t CO2 p. a. eingespart wurden.

Stadionwelt: Wie bewerten Sie grundsätzlich das Verständnis und die Lage im Handballsport?
Jahns: Die Füchse Berlin sind da schon ziemliche Vorreiter, aber wir kehren vor unserer Haustür und sind hier auch keine Lautsprecher. Wir arbeiten. Ich mache das ja ehrenamtlich, wie eben sehr viele, die das hier lesen. Wobei wir nicht allein sind: Der 1. VfL Potsdam hat sich uns angeschlossen und arbeitet auch an ersten Themen. Im Handball tut sich jetzt wahnsinnig viel. Die HBL hat eine Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet. Da kann ich jetzt aber keine Details verraten, aber wir werden sicherlich in der Stadionwelt auch exklusiv berichten. Die HBL hat doch die Chance, nicht nur die stärkste Liga der Welt zu sein, sondern eben auch die nachhaltigste. Das ist der Anspruch, den man sich setzt. Aber nicht nur auf Ebene der HBL geht es mit Riesen-Schritten voran. Die EHF hat sich ebenso eine Nachhaltigkeitsstrategie gegeben, diese im Detail erarbeitet. Die ist sehr anspruchsvoll und ambitioniert und wird gerade in den Europäischen Gremien diskutiert und verabschiedet.

Es muss aufhören, eine EM in drei Länmdern zu veranstalten.

Mit der Champions League der Männer und Frauen und auch mit den Europameisterschaften sind hier ja echte Hammer-Events vorhanden. Es muss sicherlich aufhören, eine EM in drei Ländern zu veranstalten, sodass Mannschaften, Fans, Schiedsrichter etc. quer durch Europa reisen müssen. Ich glaube, sowas gehört der Vergangenheit an. Das ist doch super positiv. Bei der HBL wie bei der EHF durfte ich mich ein wenig einbringen. Mal sehen, was hier die Zukunft bringt.

Stadionwelt: Wie sieht es bezüglich Regularien der Liga aktuell aus? Grundsätzlich ist eine gemeinsame Herangehensweise im Indoor-Sport erkennbar, oder?
Jahns: Anders als in der Deutschen Fußball-Liga gibt es in der Handball-Bundesliga zwar bisher keine festgelegten Nachhaltigkeitskriterien für die Vereine. Das wird aber in dieser Saison erarbeitet und verabschiedet. Ich kann und will hier nichts vorab rauslassen. Aber es ist doch klar: Wenn ich meinen CO2-Fußabdruck als Club oder Liga nicht kenne, kann ich keine CO2-Einsparung holen. Die CO2-Projekte gleichen sich, hier kann ich wahnsinnig viel Synergien heben. Im sozialen Bereich wird viel getan, das muss viel mehr berichtet werden. In der Governance der Vereine muss Verantwortung für Nachhaltigkeit sichtbar werden.

35% und mehr des weltweiten CO2-Verbrauchs stammen nun mal aus Gebäuden, also runter damit!

Stadionwelt: An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit und künftig konkret?
Jahns: Hierzu habe ich ja viel berichtet. Aber wissen Sie, was ich mir wünschen würde, und zwar für alle Hallen? Ich fände es fantastisch, wenn wir alsbald den CO2-Verbrauch pro Zuschauer ausweisen können, und dann vor allem die Reduzierung durch die CO2-Programme auch pro Zuschauer gerechnet werden. CO2-Verbrauch muss auch bei den Hallen eine Währung werden. Das wird kommen. Warum?

Die Kette ist doch klar: Gerade die großen Sponsoren haben der Börse Net Zero versprochen, also eine Klima- oder Umweltneutralität, manchmal bereits Anfang der 2030er Jahre. Die Banken, die Investoren, Geldgeber üben einen riesengroßen Druck aus, dies auch zu erreichen und CO2-Reduktionsprogramme umzusetzen. Es wäre naiv, zu glauben, dass sich auch nur ein einziger Club nicht ebenso diesen Anforderungen ausgesetzt sieht. Also werden Clubs und Ligen hier sehr viel machen, auch wenn sich alle jetzt erst so richtig in Bewegung setzen. Wie will selbst ein Mittelständler einen Verein sponsern, dem das Thema Ökologische Nachhaltigkeit egal ist? Der Unternehmer steht dann am Tag nach dem Spiel bei seiner Bank und die fordert für die Kreditverlängerung seine ESG Scores und fragt, wie es eigentlich mit Blick auf den Sport aussieht. Undenkbar wird das. Also werden die Vereine diesen Weg gehen. Und folglich wird es dann wiederum zu genau der Situation kommen, die wir als Füchse Berlin mit der Max Schmeling Halle haben: Die CO2-Bilanz des Clubs hängt unmittelbar mit der CO2-Bilanz der Halle zusammen und die muss runter. So einfach wird das am Ende von der Logik, bei allen wirklich heftigen Themen der CO2-Einsparung. 35% und mehr des weltweiten CO2-Verbrauchs stammen nun mal aus Gebäuden, also runter damit! (Stadionwelt, 11.10.2023)

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