Das Fritz-Walter-Stadion feiert 100. Geburtstag

Tradition, Leidenschaft sowie Freud und Leid einer ganzen Region bündeln sich seit 100 Jahren auf dem Betzenberg in Kaiserslautern. Kaum ein Ort hat den deutschen Fußball über einen solch langen Zeitraum derart geprägt wie der Betzenberg.

Vor 100 Jahren wurde der Betzenberg die Spielstätte des 1. FC Kaiserslautern. Am 13. Mai 1920 wurde das Stadion offiziell eröffnet. Trotz des ehrenamtlichen Einsatzes der Mitglieder beim Bau der Sportanlage wurde erst 6 Jahre später aus dem Sandplatz ein Rasenplatz. Dieser wurde zunehmend von kleinen Tribünen umgeben, auf denen 1951 und 1953 zwei deutsche Meisterschaften gefeiert wurden, bis schließlich 1963 ein Stadion mit 30.000 Zuschauerplätzen anlässlich des Bundesligastarts errichtet wurde. Das Stadion am Betzenberg gehörte damals, trotz Zuschüssen der Stadt beim Bau, alleinig dem 1. FC Kaiserslautern. Das war zu dem Zeitpunkt einzigartig in der neu gegründeten Bundesliga.

Das Fritz-Walter-Stadion feiert seinen 100. Geburtstag.
Das Fritz-Walter-Stadion feiert seinen 100. Geburtstag. Bild: 1. FC Kaiserslautern

Nachdem sich der Verein in der Bundesliga fest etablieren konnte, wurde der weitere Stadionausbau vorangetrieben. VIP-Bereiche und eine neue errichtete Nordtribüne erhöhten die Stadionkapazität nicht nur auf 39.000 Zuschauer, sondern waren Grundstein für den modernen Betzenberg. Auch die ersten Bundesligaklassiker durften auf dem Betzenberg bestaunt werden, exemplarisch die Aufholjagd des 1. FCK, der nach einer 1:4 Führung des 1. FC Bayern Münchens noch mit 7:4 gewinnen konnte.

Ende der 1970er Jahre stand die nächste Ausbauphase an, bei der die Osttribüne mit großer ehrenamtlicher Hilfe der Fans von Grund auf erneuert wurde. Zugleich rückten die Tribünen eng ans Spielfeld heran, was die Fans kurze Zeit später besonders erfreuen sollte. Denn so konnten Sie noch näher dabei sein, als man Real Madrid im eigenen Stadion in einem denkwürdigen Spiel mit 5:0 bezwang. Durch die sportlichen Erfolge und nicht zuletzt durch die Umbauten reifte der Betzenberg zu einem von Gastmannschaften gefürchteten “Hexenkessel“ heran.

Heute thront dort das Fritz-Walter-Stadion, dessen Name allein ein Zeichen für Zusammenhalt und Loyalität ist. Bewusst wurde sich 1985 anlässlich des 65. Geburtstags von Fritz-Walter für diese Umbenennung entschieden. So verlieh man seiner Dankbarkeit für dessen sportliche Erfolge und sein soziales Engagement Ausdruck.

Kurz darauf wurde pünktlich zum Saisonbeginn 1988 die letzte Tribüne modernisiert. Dort durfte bereits 1991 die nächste deutsche Meisterschaft bejubelt werden. Von dem dadurch erwirtschafteten Geld wurde die Nordtribüne im Anschluss auf den damaligen Stand der Technik gebracht. Dennoch begann nun eine sportliche Talfahrt, die im Abstieg 1996 gipfelte.

Auf diese Schwächephase folgte 1997 die Aufstiegssaison und im Jahr darauf die vielleicht überraschendste Meisterschaft der Bundesligageschichte: Der 1. FC Kaiserlautern durfte nach einem Heimsieg am letzten Spieltag den Gewinn der Bundesliga als Aufsteiger im Fritz-Walter-Stadion feiern.

Das Stadion wurde für die WM 2006 umgebaut, hier ein Bild aus dem Jahr 2004.
Das Stadion wurde für die WM 2006 umgebaut, hier ein Bild aus dem Jahr 2004. Bild: Stadionwelt

2006 war das Fritz-Walter-Stadion dann einer der Spielorte der FIFA-WM in Deutschland. Was zwar für die Region ein großes Ereignis gewesen sein mag, sorgte finanziell für erhebliche Probleme. Der umfassende Umbau des Stadions für das Turnier brachte den Club an seine Grenzen. Daher wurde das Stadion 2003 zu 100% an die Stadt Kaiserslautern verkauft. Nach dem Ende der Umbauarbeiten hatte das Stadion eine Zuschauerkapazität von 48.500 Zuschauern.

Doch diese 48.500 Zuschauer sollten in der kommenden Saison 2006/2007 nur Zweitliga-Fußball sehen dürfen. Nach dem Wiederaufstieg 2011, bei dem die Kapazität auf 49.850 Plätze erhöht wurde, folgte bereits nach zwei Saisons der Erstklassigkeit wieder der Abstieg in die zweite Bundesliga. Der fortlaufende sportliche Misserfolg am Betzenberg, der bis heute anhält und durch die Drittklassigkeit des Vereins unterstrichen wird, lässt das Fritz-Walter-Stadion zusehends zur finanziellen Belastung für Verein und Stadt werden.

Trotz oder gerade wegen der 100-jährigen Tradition am Betzenberg kommen im Schnitt weiterhin knapp 20.000 Zuschauer zu den Heimspielen im Fritz-Walter-Stadion. Nun gilt es für Stadt und Verein den Standort am Betzenberg zu sichern, sodass die Tradition auch ein weiteres Jahrhundert bestehen kann. (Stadionwelt, 13.05.2020)

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