„Im Club eine große Aufmerksamkeit für CSR“

Der 1. FC Nürnberg möchte der „nachhaltigste Club der Welt“ werden. Über dieses Ziel und die damit zusammenhängende Idee eines neuen Stadions sprach Stadionwelt mit dem kaufmännischen Vorstand Niels Rossow.

Stadionwelt: Dirk Schlünz, Geschäftsleiter Vermarktung, hat das Ziel geäußert, den 1. FC Nürnberg zum „nachhaltigsten Club der Welt“ zu machen. Das ist auch in Ihrem Leitbild verankert. Ein ambitioniertes Ziel, oder?

Niels Rossow
Niels Rossow Bild: 1. FC Nürnberg
Rossow: In erster Linie ist das ein externes und internes Signal, dass wir Dinge in Zukunft grundsätzlich anders angehen möchten. Aber wir sind nur so gut, wie der Wettbewerb es ist. Wir freuen uns auch, mit anderen Clubs ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Ich bin der Überzeugung, dass der Fußball hier gemeinsam agieren muss.

Stadionwelt: Sie haben bereits zum zweiten Mal einen ausführlichen Bericht zur Gesellschaftlichen Verantwortung des Clubs veröffentlicht. Möchten Sie dieses Thema fortan noch offensiver an die Öffentlichkeit tragen?
Rossow: Zuallererst folgen wir damit einer Überzeugung und geben unserer Arbeit einen Sinn, wir möchten darüber natürlich auch reden. Wir möchten uns damit auch von anderen Clubs oder gesellschaftlichen Phänomenen abheben.

Stadionwelt: Welche Maßnahmen hat der Club schon in die Wege geleitet, um nachhaltiger zu werden?
Rossow: Sie haben den Bericht bereits angesprochen. Im sozialen Bereich sind wir schon sehr gut aufgestellt. Wir haben im Club eine große Aufmerksamkeit für das Thema CSR geschaffen, haben dafür eine Abteilung mit acht Mitarbeitern. Wir sind davon überzeugt, dass dieser Weg als Traditionsverein der richtige ist. Wir sind darüber hinaus auf dem Weg, eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie zu formulieren. Wir wollen bis April die Ergebnisse veröffentlichen, sodass wir dann auch ganzheitlich agieren können. Nicht nur im sozialen Bereich, sondern auch im ökologischen, wirtschaftlichen und sportlichen Bereich.

Stadionwelt: Was ist in diesem Bereich in nächster Zeit geplant?
Rossow: Neben der Nachhaltigkeitsstrategie wollen wir demnächst eine Offensive starten. Wir haben ein konkretes Leuchtturmprojekt vor der Brust, auch wenn das kein kurzfristiges ist: Wir möchten ein neues Stadion bauen. Wir sind hierfür in engen Gesprächen mit der Stadt Nürnberg und tollen Partnern. Wir wollen unsere Nachhaltigkeitsstrategie umsetzen an einem Stadion, das eine Campusidee verfolgt.

Stadionwelt: Warum ist es so wichtig, dass sich ein Fußballverein für Nachhaltigkeit einsetzt?
Rossow: Jeder zweite Deutsche bezeichnet sich als Fußballfan. Zum Vergleich: Nur jeder zehnte Deutsche bezeichnet sich als religiös. Wir haben eine enorme Reichweite und damit einen gesellschaftlichen Auftrag, den wir als 1. FC Nürnberg sehr gerne wahrnehmen. Die Pandemie hat ein Brennglas auf eine Entwicklung gelegt, die schon weit vor der Pandemie eingesetzt hat. Der Fußball hat sich zunehmend isoliert und abgeschottet und seiner Bedeutung für die Menschen nicht nachgekommen ist. Darauf müssen wir uns alle wieder zurückbesinnen.

Stadionwelt: Mit wem vergleichen Sie sich, um das Ziel „nachhaltigster Club der Welt“ zu erreichen?
Rossow: Es gibt tolle Gedanken und Aktionen innerhalb des Sports in Deutschland. Ich schaue aber bewusst über die Landesgrenzen und auch über den Fußball hinaus. Als Beispiel ist die NFL zu nennen, die in diesem Bereich sehr viel etabliert hat. Im sozialen und innovativen Bereich geht die NFL großartige Wege. Das Thema Nachhaltigkeit spielt dort seit Jahren eine sehr wichtige Rolle. So wird zum Beispiel mit dem Walter Payton Award auch der Sportler ausgezeichnet, der abseits des Platzes herausragendes leistet. Ich hoffe, dass sich auch unsere Liga in diesem Bereich an der NFL orientiert. Wir sind jetzt aber einen großen Schritt gegangen, mit dem Bekenntnis zur Nachhaltigkeit innerhalb der Lizenzierungsauflagen der DFL.

In Zukunft möchte der 1. FC Nürnberg in einem neuen Stadion spielen.
In Zukunft möchte der 1. FC Nürnberg in einem neuen Stadion spielen. Bild: Uwe Niklas

Stadionwelt: Soll der FCN im Bereich Nachhaltigkeit ein Vorbild für andere Vereine sein?
Rossow: Ich will gar nicht so weit gehen, das als Ziel zu bezeichnen. Wir gehen unseren eigenen Weg, würden uns aber natürlich sehr geehrt fühlen, wenn wir andere Vereine mit unserer Arbeit inspirieren.

Stadionwelt: In einer Studie der Gesellschaft für Aufklärung und Technik gGmbH, die sich die Fanshops der deutschen Erst- und Zweitligisten angeschaut hat, landete der FCN nur im Mittelfeld. Wollen Sie auch im Bereich Merchandising noch nachhaltiger werden?
Rossow: Definitiv, auch das steht auf unserer Agenda. Wir haben da noch wichtige Schritte zu gehen, da möchten wir uns sowohl im ökologischen Bereich als auch bei Themen wie Lieferketten noch nachhaltiger aufstellen.

Stadionwelt: Dirk Schlünz kam vom FC St. Pauli zu Ihnen, der Club produziert neuerdings seine Ausrüstung selbst. Wäre das auch ein Modell für den FCN?
Rossow: Wir sind sehr froh, dass wir mit Herrn Schlünz einen so vorwärtsdenkenden Player in unseren Reihen wissen. Wir haben die beste Sportmarke der Welt zum Partner und sind mit adidas in sehr engen Gesprächen zum Thema Nachhaltigkeit und wir erörtern, was wir gemeinsam tun können, um einen nachhaltigen Fußabdruck zu hinterlassen. Dementsprechend schließe ich aktuell aus, dass wir da einen eigenen Weg gehen.

Stadionwelt: Geben Sie uns zum Abschluss bitte einen Ausblick: Wo steht der 1. FC Nürnberg in diesem Bereich in fünf Jahren?
Rossow: Wir agieren dann mit einem ganzheitlich nachhaltigen Businessmodell, werden unterstützt von einer 100.000 Menschen umfassenden Community, die sich aktiv in unsere Belange einbringt. Ich möchte dann noch als Teaser ausgeben, dass wir uns dann inmitten einer Realisierung eines Sportinnovations-Campus befinden, in dem wir zukünftig unsere Spiele austragen werden. (Stadionwelt, 18.01.2022)

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