Berliner Fußballstadion: Expertenkommission tagt erneut
Bei Hertha BSC könnte erneut Fahrt in die Stadionthematik kommen. Seit längerem wird mit einem Auszug aus dem Olympiastadion geplant, eine Umverteilung der Verantwortung seitens des Senats könnte neue Möglichkeiten schaffen.
Der Hauptstadtclub forciert seit geraumer Zeit einen Auszug aus dem Olympiastadion in Charlottenburg-Wilmersdorf. Das Stadion ist für den Zweitligisten zu groß, die Hertha hätte darüber hinaus gerne eine größere Entscheidungsgewalt. Seit 2017 hat es dahingehend unterschiedliche Standortdiskussionen gegeben. Der Bauplatz in Berlin ist rar gesät. Nach Angaben des rbb könnte der Senat mit einer Entscheidung neuen Schwung in die Planungen bringen.
Neben der Planung eines – längst verworfenen – Wegzugs aus Berlin, schlug die Sportsenatorin Iris Spranger bereits 2022 vor, ein neues Stadion am Rande des Maifelds zu realisieren. Seiner Zeit hat es Unstimmigkeiten diesbezüglich gegeben, der ortsansässige Reiterverein wehrte sich gegen einen Wegzug, der nötig wäre, um das Projekt zu realisieren. Ein weiterer Standort des alten Reitstadions im Olympiapark wurde ebenfalls thematisiert und gleichermaßen verworfen. Nicht nur, dass dort zu wenig Platz für einen Stadionneubau gewesen wäre, auch an diesem Standort hätte ein Reitverein umziehen müssen.
Ob Finale der Fußball-WM, Stadionkonzert von Helene Fischer oder aber Begegnungsstätte der Special Olympics: Das Olympiastadion Berlin kommt als vielfältig einsetzbarer Allrounder daher. Auch bei der UEFA EURO 2024 richtet sich der Blick wieder gen Berlin.
Anstelle einer endgültigen Entscheidung soll jetzt der Berliner Senat vorerst das Planungsrecht übernehmen. Dem Rundfunk Berlin-Brandenburg zufolge sei das Gelände für das Land Berlin von „übergeordneter Bedeutung“, Hauptverantwortlicher soll Bausenator Christian Gaebler (SPD) werden. So könnte der Senat die Widerstände seitens des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf „aushebeln“ und einen Stadionbau für Hertha BSC vorantreiben.
Wo ein neues Stadion gebaut werden könnte, ist trotzdem unklar. Nach Angaben des Lokalmediums sollen weiterhin nur die bekannten Standorte zur Verfügung stehen. Neben dem nördlichen gelegenen „Lindeneck“ sei der Standort des alten Reitstadions nicht „öffentlich“ gewesen, von diesem berichtete Stadionwelt bereits 2022. Im Mai 2024 soll die – von Iris Spranger – ins Leben gerufene Expertenkommission erneut tagen. Eine ursprünglich für Januar 2024 angesetzte Sitzung wurde aufgrund des plötzlichen Todes von Hertha-Präsident Kay Bernstein verschoben. Inwieweit die Neuverteilung der Verantwortlichkeiten neuen Wind in der Projekt bringen kann, bleibt abzuwarten.
Schon seit einiger Zeit möchte Hertha BSC ein eigenes Stadion bauen. 2022 sprach Stadionwelt mit dem damaligen Vorstand Finanzen Hertha BSC’s, Ingo Schiller, über die weiteren Schritte und die Notwendigkeit eines neuen Stadions für den Bundesligisten.
Ein Umzug an den Ort des alten Reitstadions stünde im Gegensatz zu der Berliner „Vision 2030“, die für eine mögliche Bewerbung Berlins für die Olympischen Spiele 2036 oder 2040 umgesetzt werden sollte. Geplant sind nach Angaben des rbb mehrere Projekte zur Verbesserung des Maifelds, darunter die Schaffung neuer Ausstellungsflächen für das Sportmuseum Berlin. Es ist vorgesehen, die Tribüne des Olympiabades zu erneuern und neue Kunstrasenplätze für verschiedene Sportarten wie Hockey, Blindenfußball und Rugby zu bauen. Außerdem soll ein neues Verkehrs- und Tourismuskonzept für den Park entwickelt werden, um ihn für die Öffentlichkeit attraktiver zu gestalten. Für diese Vorhaben ist ein Budget von etwa 140 Mio. Euro vorgesehen, wobei allein die Renovierung des Olympia-Sommerbads mit rund 61 Mio. Euro zu Buche schlägt. Der Gesamtinvestitionsbedarf für das Gelände werde auf etwa 380 Mio. Euro geschätzt. (Stadionwelt, 22.04.2024)