„Es weht ein anderer Wind“

Im Interview mit Stadionwelt spricht Johannes Everke, Geschäftsführer des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft e.V., über die aktuelle Situation in der Branche und Themen für das Jahr 2024.

Das gesamte Interview finden Sie auf drei Seiten in der aktuellen Stadionwelt-Sonderausgabe LOCATIONS | EVENTS 2024. Hier gelangen Sie direkt zum Artikel.

Stadionwelt: Mit Ihnen als Geschäftsführer und Sonia Simmenauer als Präsidentin wurde die Leitung des BDKV vor knapp einem Jahr neu besetzt und auch darüber hinaus gab es Veränderungen. Was hat sich durch die Umstrukturierung innerhalb des BDKV verändert?

Johannes Everke
Johannes Everke Bild: Christoph Mangler | BDKV
Everke: Zunächst einmal haben wir die Aufgaben in der Geschäftsstelle und mit dem Vorstand neu abgestimmt und uns als Team aufgestellt – und so wird der BDKV auch wahrgenommen. Wir kommunizieren auf vielen neuen Wegen dialogisch mit der Mitgliedschaft und arbeiten gemeinsam und sehr konstruktiv an viel mehr Branchenthemen als zuvor. Und es wirkte sich schnell aus, dass wir das Wissen unserer Mitglieder, die ihre eigenen Fähigkeiten und Spezialkenntnisse nutzbar machten. Wir engagieren uns zusätzlich zu alten Themen jetzt in diversen neuen, zeitgemäßen Aufgabenfeldern und haben uns auch neue Netzwerk erschlossen, zum Beispiel die IGVW (Interessengemeinschaft Veranstaltungswirtschaft e.V.). Das macht uns bei einigen technischen und veranstaltungspraktischen Themen handlungsfähiger. Es weht ein anderer Wind, frisch und voll Tatendrang.

Stadionwelt: Mit welchen Gedanken und Gefühlen blicken Sie – stellvertretend für die Konzert- und Veranstaltungsbranche – auf das zurückliegende Jahr 2023?
Everke: Die Lage der Unternehmen der Konzert- und Veranstaltungsbranche ist nach wie vor sehr komplex und man muss auch Ende 2023 sagen: Einen echten Neustart nach Corona hat es noch nicht für alle Unternehmen, Künstler und Fans der Branche gegeben. 2023 war – vor allem angesichts der Neuaufstellung unter laufendem Rad – sehr spannend und dabei ein Jahr vieler Kontraste: Spektakuläre Shows und Rekorde – aber auch deutliche Kostensteigerungen, Auslastungsprobleme, teilweise abgesagte Shows und Sorgen um die Chancen für künstlerischen und personellen Nachwuchs. Zur Politik haben wir einen richtig guten und wertschätzenden Draht. Wir sehen jedoch weiterhin, dass die Potenziale und Bedarfe der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft von politischen Akteur:innen nicht überall und vollständig verstanden und effektiv gefördert werden. Die Branche hat ein weiteres Jahr große Resilienz bewiesen. Denn die Erfolge der Branche in 2023 hat sie aus sich selbst heraus geschafft, nachdem die Förderprogramme weitestgehend ausgelaufen waren und die neuen für uns nicht gedacht waren. Komplett an unseren Bedarfen vorbei ging etwa – anders als bei den Hallen und Venues – der Kulturfonds Energie, die starke Idee des KulturPasses könnte noch besser gefördert und vermittelt werden und für die Festivals, nachhaltige Innovationen innerhalb der Branche oder die Förderung von Newcomern hätte mehr getan werden können. Besonders positiv ist, dass wir in der Branche und im Verband eine starke Solidarität spüren und den Spirit sehen, Dinge gemeinsam voranzutreiben. Hier machen wir 2024 weiter und bieten als Verband das richtige Forum dafür.

Vorstand, Justiziariat und Geschäftsführung des BDKV auf der Mitgliederversammlung 2023 (v.l.n.r.): Dr. Johannes Ulbricht, Götz Schneider-Rothhaar, Michaela Russ, Christian Gerlach, Verena Kraemer, Sonia Simmenauer, Johannes Everke, Christian Doll, Daniel Domdey. Nicht im Bild: Stephan Thanscheidt.
Vorstand, Justiziariat und Geschäftsführung des BDKV auf der Mitgliederversammlung 2023 (v.l.n.r.): Dr. Johannes Ulbricht, Götz Schneider-Rothhaar, Michaela Russ, Christian Gerlach, Verena Kraemer, Sonia Simmenauer, Johannes Everke, Christian Doll, Daniel Domdey. Nicht im Bild: Stephan Thanscheidt. Bild: Christoph Mangler | BDKV

Stadionwelt: Ihre Mitglieder sind eine sehr heterogene Gruppe – von Weltkonzernen bis hin zu kleinen Agenturen. Wie gelingt es, die verschiedenen Interessen und Herausforderungen gleichwertig zu vertreten bzw. zu behandeln. Oder sind die Themen doch überall gleich – egal wie groß ein Unternehmen ist?
Everke: Es stimmt schon, dass die Themen ähnlich sind. Die jeweiligen unternehmerischen Schlussfolgerungen daraus und die individuell erzielten Resultate können natürlich variieren, doch als Verband treten in den übergreifenden Themen alle gemeinsam auf und füreinander ein. Das heißt, wir verstehen die Branche als ein großes Netz: Zieht man kräftig an einem Strang, dehnen sich auch weitentfernt liegende Stränge ein Stück weit mit. Wir sehen das große Ganze, den „Circle of live“: wenn kleine Veranstaltende und Venues wie zum Beispiel Clubs oder kleine Festivals es schwer haben, finden Newcomer und Nischenkünstler:innen ihr Publikum nicht. Mit der Gefahr, dass die kulturelle Vielfalt abnimmt – und zudem die großen Stars, die dann in Zukunft Tausende Fans anziehen, nicht nachreifen können. Es liegt also unmittelbar im eigenen Interesse auch der „Großen“, „die Kleinen“ mitzudenken. Wir brauchen als Branche alle, sonst funktioniert der Kreislauf nicht mehr. Im Verband sehen wir, dass dieser Gedankenaustausch und diese Weitsicht ankommen. In unseren regelmäßigen Calls sind aus den jeweiligen Ressorts unseres Verbandes alle Unternehmensgrößen im Austausch und begegnen sich auf Augenhöhe. Das war auch auf der Mitgliederversammlung Mitte November so spürbar. Im BDKV ist die Konzert- und Veranstaltungswirtschaft „Live vereint.“ […] (Stadionwelt, 29.01.2024)

Das gesamte Interview finden Sie auf drei Seiten in der aktuellen Stadionwelt-Sonderausgabe LOCATIONS | EVENTS 2024. Hier gelangen Sie direkt zum Artikel.

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