„Virtual Reality kann das Gemeinschaftsgefühl nicht ersetzen"

Prof. Dr. Sascha L. Schmidt, Leiter des Center for Sports and Management (CSM) an der WHU – Otto Beisheim School of Management, über Trends und Technologien rund um den Konsum von Live-Sport.

Stadionwelt: Das Medienverhalten der jungen Zuschauer hat sich laut Ihrer aktuellen DFL-Studie verändert. In der Annahme, dass sich das Nutzungsverhalten aller Altersklassen ändern wird: Wie prognostizieren Sie die mediale Situation des deutschen Profisports?
Schmidt: Gerade wenn es um die nachfolgende Generation an Konsumenten geht, wird kürzerer und kurzweiligerer Content immer wichtiger werden, das haben unsere Forschungsergebnisse gezeigt. Innovative Formate wie Highlight-Clips, Konferenzen oder In-Match-Clips werden rapide an Relevanz gewinnen, die Second-Screen-Nutzung wird weiter zunehmen. Gleichzeitig sind die jungen Menschen durchaus bereit, für Content oder auch Ergänzungsangebote zum linearen Kernprodukt zu bezahlen. Dies lässt den Rückschluss zu, dass der Anteil an Paid-Content ebenfalls steigen wird. Die „Zukunftsstudie Bundesliga-Konsum“ zeigt zudem, dass Premium-Content nicht mehr zwangsläufig der am stärksten nachgefragte Content sein muss. Natürlich werden die großen und wichtigen Sportarten bzw. Ligen wie die Bundesliga in Deutschland weiterhin die Zugpferde bleiben. Für Rand- und Nischensportarten wird der technische Fortschritt und das geänderte Nutzungsverhalten der kommenden Generationen aber eine große Chance bieten, sich neben den großen Playern zu behaupten, die eigenen Fans besser zu erreichen und mehr Zuschauer zu begeistern. Streaming-Anbieter wie DAZN, Sporttotal TV oder Sportdeutschland TV zeigen heute schon, wie man Nischensportarten erfolgreich und innovativ in die Wohn- und Kinderzimmer überträgt und so interessante Alternativen zu Tech-Giganten wie Netflix, Amazon oder Apple bieten kann.