„Ein echter Blick hinter die Kulissen“

Im Interview spricht Rainer Schüler, Geschäftsführer der VP Venue Planner GmbH und Teil des „German Security Tech Consortium for FIFA World Cup 2026“, über die ersten beiden von vier Delegationsreisen nach Nordamerika und seine Eindrücke von den WM-Spielstätten drei Jahre vor Turnierbeginn.

Rainer Schüler
Rainer Schüler Bild: VP Venue Planner GmbH
Stadionwelt: Was verbirgt sich hinter dem „German Security Tech Consortium for FIFA World Cup 2026“, zu dem neben Venue Planner derzeit acht weitere Unternehmen aus der Sicherheitsbranche gehören?
Schüler: Beim „German Security Tech Consortium for FIFA World Cup 2026“ handelt es sich um ein Projekt, im Rahmen dessen derzeit insgesamt 9 Unternehmen aus der deutschen zivilen Sicherheitsbranche die Möglichkeit haben, zwischen 2023 und 2025 mehrmals nach Nordamerika zu reisen. Einerseits, um ihre Lösungen im Rahmen von B2B-Terminen und Fachforen jeweils rund 60 bis 80 Sicherheitsagenturen, den Verantwortlichen der WM-Spielstätten sowie den jeweiligen Handelskammern präsentieren zu können, andererseits aber auch, um Eindrücke vom nordamerikanischen Markt und den Veranstaltungsstätten vor Ort sammeln zu können. Das Projekt wird durch das Markteintrittsprogramm für KMU des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert und von der GACC Süd – als Vertreter der Deutsch-Amerikanischen Handelskammern in Nordamerika – organisiert.

Geplant ist zudem, die Stadionbetreiber der WM-Spielstätten in den USA, Mexiko und Kanada auch zur EM 2024 in Deutschland einzuladen, um ihnen die derzeit am deutschen Markt verfügbaren Sicherheitslösungen im Einsatz präsentieren zu können.

Das Aztekenstadion in Mexiko City.
Das Aztekenstadion in Mexiko City. Bild: VP Venue Planner GmbH

Stadionwelt: Insgesamt sind vier Delegationsreisen in die USA, nach Kanada und Mexiko geplant, im Rahmen derer Sie unter anderem die Möglichkeit haben, Ihre Lösungen bei B2B-Veranstaltungen vor Ort zu präsentieren – zwei davon haben Sie bereits hinter sich. Wie lautet Ihr bisheriges Fazit und welche Eindrücke konnten Sie bislang vom nordamerikanischen Markt sammeln? Welche Lösungen haben Sie konkret vor Ort präsentiert?
Schüler: Als eine von neun Firmen konnten wir zu Beginn der Delegationsreise in Mexiko City unser Produkt den von der Deutsch-Mexikanischen Handelskammer eingeladenen Gästen näherbringen. Im Anschluss daran hatten unsere Gäste die Möglichkeit, direkt mit uns ins Gespräch zu kommen. Nach dem Abend-Empfang mit Gästen aus der Deutschen Botschaft und dem mexikanischen Fußball-Verband warteten in den folgenden beiden Tagen weitere Gespräche mit örtlichen Behörden, Veranstaltern und der Messe in Mexiko City auf uns.

Anschließend ging es weiter nach Monterrey. Hier haben wir einen sehr guten Eindruck vom Stadion bekommen können – sehr modern und bereits schon jetzt für die hohen Ansprüche der FIFA ausgestattet. In Monterrey haben sich sowohl der deutsche Konsul als auch die Bürgermeisterin den Fragen der Delegation gestellt und wir konnten unsererseits unsere Lösungen präsentieren. Hier hatte die Delegation auch die Möglichkeit, das Operation Control Centre der ansässigen Polizei zu sehen – also ein echter Blick hinter die Kulissen.

Das Estadio BBVA Bancomer in Monterrey, Mexiko.
Das Estadio BBVA Bancomer in Monterrey, Mexiko. Bild: VP Venue Planner GmbH
Stadionwelt: Im Rahmen der Delegationsreisen hatten Sie außerdem die Möglichkeit, einige der Spielstätten der WM 2026 zu besichtigen. Von welchen Stadien konnten Sie sich dabei im Detail ein erstes Bild machen? Was bleibt für die Verantwortlichen bis zum Turnierbeginn noch zu tun?
Schüler: Bei unserer ersten Delegationsreise konnten wir uns vor allen einen Eindruck von den mexikanischen Spielstätten machen – allen voran vom Azteken-Stadion in Mexiko City und dem Estadio BBVA Bancomer in Monterrey. Leider hatte der Leiter des Azteken-Stadions nur rund 20 Minuten Zeit für uns – aber immerhin konnten wir ihm entlocken, dass das Stadion bis 2026 für rund 50 Mio. US Dollar renoviert werden soll, um für die Spiele der WM 2026 gerüstet zu sein. In Monterrey hat man sich dann doch einen halben Tag für die Delegation Zeit genommen und stolz die erst 2015 fertiggestellte Multifunktionsarena präsentiert.

Bei der zweiten Reise nach USA und Kanada hatten wir die Möglichkeit, das MetLife Stadium in New York, genauer gesagt New Jersey, anzusehen. Das ist ein Stadion mit einer Sitzplatzkapazität von 80.0000 Besuchern und wird als möglicher Endspielort der WM 2026 gehandelt. Um die Vorgaben der FIFA zu erfüllen, muss das Infield noch breiter gemacht werden, d.h. dass untere Sitzplätze zugunsten des Fußball-Rasens weichen müssen. Insgesamt ein sehr beeindruckendes Stadion mit dem „größten Parkplatz der Ostküste“, wie man uns stolz berichtete.

Etwas übersichtlicher wird es in Philadelphia, wo wir leider nicht das zukünftige WM-Stadion, dafür aber das Stadion des MLS-Clubs Philadelphia Union begutachten konnten und anschließend auch die Verantwortlichen für die Host City kennengelernt haben.

Viele der MLS-Stadien verfügen nicht über ausreichende Kapazitäten für die Ausrichtung von WM-Spielen – so beispielsweise der Subaru Park, Heimat des MLS-Clubs Philadelphia Union.
Viele der MLS-Stadien verfügen nicht über ausreichende Kapazitäten für die Ausrichtung von WM-Spielen – so beispielsweise der Subaru Park, Heimat des MLS-Clubs Philadelphia Union. Bild: VP Venue Planner GmbH

Zum Abschluss ging es dann nach Toronto in Kanada, hier wird das BMO Field als Spielstätte für die WM noch um ca. 15.000 Plätze anwachsen müssen, um die von der FIFA geforderten 45.000 Sitzplätze zu erreichen. Die Betreibergesellschaft, die auch gleichzeitig die Spiele des Toronto FC organisiert, ist noch unsicher, ob die Kapazitätserweiterung nur temporär oder eine dauerhafte Lösung sein kann.

Das BMO Field in Toronto soll bis zur WM noch um 15.000 Plätze erweitert werden.
Das BMO Field in Toronto soll bis zur WM noch um 15.000 Plätze erweitert werden. Bild: VP Venue Planner GmbH
Rund drei Jahre vor Turnierbeginn sind die Unterschiede in den einzelnen Spielstätten teils noch wie Tag und Nacht. Während die für die WM 2026 nötigen Renovierungs- und Umbauarbeiten beispielsweise im etwas in die Jahre gekommenen Azteken-Stadion in Mexiko City in diesem Sommer beginnen sollen und auch noch nicht klar ist, inwiefern sich die aktuelle politische Situation in Mexiko auf die Vorbereitungen für die WM auswirken wird, sind einige US-amerikanische Spielstätten hier bereits deutlich besser aufgestellt. So verfügt die Stadt Philadelphia bereits drei Jahre vor Beginn der Weltmeisterschaft über eine enstprechende städtische Struktur mit benennbaren Ansprechpartnern.

Stadionwelt: Mit Birger Nass hatten Sie bei Ihrer ersten Delegationsreise nach Nordamerika auch den Senior Manager Security Management der DFL zu Gast. Wie können die DFL und die deutsche Stadionlandschaft von diesem internationalen Austausch profitieren?
Schüler: Generell bekommt so eine Reise einen ganz anderen Anklang, wenn Personen aus dem Ministerium oder eben – wie zuletzt in den USA und Kanada – auch der DFL vertreten ist. Dass Herr Nass bei der letzten Reise mit dabei war, hat die Bedeutung der Foren als auch der Besuche bei den Clubs der MLS deutlich aufgewertet. Die Deutsche Fußball-Liga ist eben eine der besten der Welt.

Stadionwelt: Als erfahrene Experten in Sachen digitale Sicherheits- und Eventplanung arbeiten Sie bereits seit einigen Jahren mit verschiedenen Profi-Clubs aus der Bundesliga zusammen. Welche besonderen Herausforderungen birgt allerdings eine solche Großveranstaltung wie die FIFA Weltmeisterschaft 2026?
Schüler: Ich denke, es sind teils die gleichen Herausforderungen, die wir hier in Deutschland mit Blick auf die Euro 2024 sehen: Hierbei sehe ich das Zusammenspiel zwischen Host-City, Stadion und DFB/UEFA als sehr wichtig an. Dabei geht es um Zuständigkeiten für die einzelnen offiziellen Fan-Feste, den äußeren Sicherheitsring um das Stadion und die Zuwegung. Die Organisation und das Zusammenspiel an den Spieltagen wird bei beiden Großereignissen sehr wichtig werden.

Im Hinblick auf die Stadien in den USA und Kanada hat man zudem noch weitere Herausforderungen: Die Stadien sind entweder nicht für Fußball gebaut worden oder – wenn sie für einen Fußball-Club gebaut worden sind – verfügen sie nicht über die Mindestanzahl von Sitzplätzen. Hier muss man also in beiden Fällen justieren, was teilweise ganz schön kostspielig wird. (Stadionwelt, 29.06.2023)

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