„Wir bieten den Startups einen ganz besonderen Zugang“

Der 1. FC Köln führt seit Sommer ein Accelerator-Programm durch. Stadionwelt hat mit Alexander Wehrle, dem Geschäftsführer des FC, über die Idee, die Ziele und den aktuellen Stand gesprochen.

Stadionwelt: Woher stammt die Idee, ein Accelerator-Programm durchzuführen?
Wehrle: Sie ist im Laufe unserer Ideen und Projekte im Bereich Innovation und Digitalisierung entstanden. Uns ist es wichtig, neue Geschäftsmodelle und Innovationen im Sport frühzeitig kennenzulernen, um zu schauen, ob sie etwas für den 1. FC Köln sein könnten. Deshalb ist der Austausch mit Startups und ihren Ideen extrem wertvoll für uns. Wir haben dann schnell gemerkt, dass es sinnvoll wäre, ein eigenes Accelerator-Programm ins Leben zu rufen. So können wir am besten von den Startups lernen und sie gleichzeitig mit unserem Know-How und unserem Netzwerk unterstützen.

Stadionwelt: Welche Ziele verfolgt der 1.FC Köln langfristig mit dem Programm?
Wehrle: Der FC möchte innovative Jung-Unternehmen dabei unterstützen, ihre Ideen unter realen Bedingungen auszuprobieren. Wir wollen so viel wie möglich von kreativen Unternehmen lernen, die sich Gedanken über die Zukunft des Sports machen. Denn eins steht für uns fest: Die Digitalisierung wird auch den Profifußball verändern und bietet viele Chancen etwa in der Trainingssteuerung oder Leistungsdiagnostik, aber zum Beispiel auch in der Kommunikation und beim Stadionerlebnis, das wir unseren Fans bieten.

Stadionwelt: Wie kam der Kontakt mit „Hype Sports Innovation“ zustande?
Wehrle: Der Chairman von Hype ist Bernd Wahler, der im deutschen Sportbusiness sehr gut vernetzt ist und den ich aus meiner Zeit beim VfB Stuttgart schon lange kenne. Wir haben uns mit Bernd ausgetauscht und über unseren Anspruch gesprochen, als 1. FC Köln ein Vorreiter in Sachen Digitalisierung und Innovation im Fußball werden zu wollen. Daraus sind dann relativ schnell intensive Gespräche entstanden, auch mit Bernds israelischen Hype-Kollegen wie Amir Revah. Wir haben dann beschlossen, den Weg gemeinsam zu gehen.

Stadionwelt: Was verspricht sich der FC von der Kooperation und welche unterschiedlichen Komponenten bringen Sie und Ihr Partner ein?
Wehrle: Wir möchten so viel wie möglich von den Startups lernen und sie gleichzeitig bei ihrer Entwicklung unterstützen. Das machen wir mit Hilfe von Hype, die in der Startup-Welt zu Hause sind, und zusammen mit dem Startplatz Köln, wo wir den Startups nicht nur Raum und Infrastruktur zum Arbeiten bieten, sondern auch Workshops und individuelle Beratungen. Das ist aus unserer Sicht auch für die Sportstadt Köln eine große Chance. Es gibt in Köln und der Umgebung eine lebendige Startup-Szene, mit der wir in den Dialog kommen wollen. Aber es geht nicht nur um die Region. Für die erste Runde unseres Accelerators haben sich Startups aus ganz Deutschland, aber auch aus Städten wie San Francisco, Paris, Lissabon, Minsk und Wien beworben. Wir bringen unser Wissen aus dem Profisport ein. Wenn ein Startup zum Beispiel eine interessante Idee hat, wie Fans in Fußballstadien bequemer an ihre Stadionwurst kommen, können wir das theoretisch bei einem Heimspiel mit 50.000 Zuschauern testen. Und wir haben ein großes Netzwerk und Kontakte zu Unternehmen, die sich im Sport engagieren. Dazu kommt Hype, die ein weltweites Sportinnovations-Ökosystem aufgebaut haben, zu dem nicht nur mehr als 10.000 Startups gehören, sondern auch Verbände, Hochschulen und Unternehmen wie Adidas, Google oder die Uefa.

Stadionwelt: Welchen Nutzen sieht der 1. FC Köln in der Durchführung eines Accelerator-Programms?
Wehrle: Wir wollen lernen. Junge, kreative Menschen gründen zusammen mit Freunden von der Uni oder aus der berühmten Garage heraus neue Unternehmen – weil sie eine Idee haben, an die sie glauben. Viele dieser Ideen schaffen es vielleicht nicht zur Marktreife, andere werden aber die Sportwelt verändern. Es ist faszinierend, solche Menschen zu begleiten und von ihnen und ihrem frischen Blick auf die Dinge zu lernen. Wir möchten da mit unseren Partnern Hilfestellungen geben und zugleich für uns Anregungen mitnehmen.

Stadionwelt: Lassen sich die Investitionen in das Programm beziffern?
Wehrle: Uns geht es bei diesem Programm nicht primär ums Geschäftliche und wir haben auch keine direkten Investitionen getätigt. Wir stellen Know How, Infrastruktur und den Zugang zur Welt des Profifußballs zur Verfügung.

Stadionwelt: Wie beeinflusst das Accelerator-Programm das Tagesgeschäft? Wie viele Ressourcen werden dadurch gebunden? Gibt es Mitarbeiter, die sich nur um dieses Programm kümmern?
Wehrle: Unser Tagesgeschäft wird dadurch überhaupt nicht beeinflusst. Drei Mitarbeiter aus unserer Unternehmensentwicklung kümmern sich um das Programm und Mitarbeiter aus den anderen Bereichen – ob Sport, IT, Marketing oder Kommunikation – unterstützen sie bei Bedarf.

Stadionwelt: Welche Start-ups konnten sich bewerben? Nach welchen Kriterien erfolgte die Auswahl der Start-ups?
Wehrle: Für die Bewerbungen haben wir keine Einschränkungen vorgegeben. Die Startups, die sich beworben haben, waren entsprechend vielfältig. Sie kommen überwiegend aus den Bereichen Augmented Reality bzw. Virtual Reality, Smart Stadium, Fan Engagement, E-Sport, E-Commerce, Player’s Health, Wearables und Coaching. Bei unserer Auswahl haben dann vor allem zwei Kriterien eine Rolle gespielt: die Reife des Startups und das Potential ihrer Idee.

Stadionwelt: Wie sieht die Förderung der Start-ups im Detail aus (Materiell und Finanziell)? Welche Rahmenbedingungen werden den Start-ups geboten?
Wehrle: Die Startups erhalten Zugang zum Sportbusiness und zum Profifußball, Zugang zu unserem Know How und Netzwerk und dem unserer Partner. Sie können die Räume im Startplatz nutzen – und wir bieten ihnen professionelles Mentoring und Coaching durch Branchenexperten, die wir kennen.

Stadionwelt: Was unterscheidet die Förderung von Start-ups durch einen Fußballclub von der eines Unternehmens aus der freien Wirtschaft? Was können Sie den Start-ups bieten, was andere Förderprogramme nicht bieten können?
Wehrle: Wir bieten den Startups einen ganz besonderen Zugang: den Zugang zum Profifußball. Sie können ihre Produkte und Dienstleistungen mit uns zusammen testen. Sie profitieren von unserem Netzwerk, unserem Wissen und dem unserer Partner. Wir verknüpfen sie durch den Startplatz mit der regionalen Startup-Szene und durch Hype mit der internationalen. Wir bringen sie mit unseren Partnern und Sponsoren zusammen und stellen auch Kontakte zu hochrangigen Experten aus dem Sportbusiness und anderen Branchen, die mit dem Sport zu tun haben, zusammen.

Stadionwelt: Sie sind neben Frankfurt einer der ersten Bundesligisten, die in diesen Bereich investieren, wie sehen Sie die Entwicklung in den nächsten Jahren? Ist der FC gut genug aufgestellt, um mit der Konkurrenz und den finanziell stärkeren Clubs mitzuhalten?
Wehrle: Es geht nicht um finanzielle Stärken oder um die Konkurrenz zu anderen Clubs. Es geht darum, von Jungunternehmen zu lernen und einen Eindruck davon zu bekommen, wo im Sport generell die Reise hingeht. Wir möchten Angebote machen, die die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen. Wir möchten unser Kerngeschäft durch innovative Ideen vorantreiben und als Club, aber auch als gesamte Branche von innovativen Ideen profitieren. In anderen Ländern und Sportbranchen gibt es eine Vielzahl von Vereinen und Unternehmen, die sich im Bereich Startups engagieren und gemeinsam an der Zukunft des Sports arbeiten.

Stadionwelt: Durch das Accelerator-Programm erfahren Sie positiven medialen Zuspruch, hat die Durchführung auch Marketing-technische Gründe?
Wehrle: Das Programm wurde nicht aus Marketing-Gründen initiiert, das wäre auch der falsche Ansatz. Uns geht es darum, spannende Startups kennenzulernen und sie zu fördern, weil wir glauben, dass der 1. FC Köln davon profitieren wird. Natürlich freut es uns, wenn dieses Engagement positiv gesehen wird. Das bestärkt uns auf unserem Weg. Aber das ist nicht der Grund, warum wir das machen.

Stadionwelt: Die qualifizierten Start-ups stehen fest, von welchem versprechen Sie sich besonders viel bzw. bei welchem sehen Sie das größte Potenzial?
Wehrle: Für die erste Runde unseres Programms haben wir aus mehr als 100 Bewerbungen die aus unserer Sicht zwölf vielversprechendsten Startups ausgewählt. Jedes dieser Startups ist in seinem Bereich sehr vielversprechend und hat aus unserer Sicht echtes Potential.

Stadionwelt: Wie geht es mit den Start-ups weiter? Plant der FC Anteile zu übernehmen?
Wehrle: Die Startups, die sich für die erste Runde unseres Accelerators qualifiziert haben, beginnen jetzt mit einem viermonatigen Förderprogramm. Dafür können sie in die Räume des Kölner Startup-Inkubators Startplatz einziehen. Sie bekommen nicht nur Platz und Zeit zur Entwicklung, sondern auch Hilfestellungen von zahlreichen Experten aus unserem Netzwerk. Spätestens Anfang 2019 wird sich dann bei einem sogenannten Demo-Day zeigen, wie sich die Startups entwickelt haben. Wir erhalten vertraglich das Vorrecht auf einen gewissen Geschäftsanteil an den Startups, die wir in dem Programm in Köln unterstützen. Dadurch haben wir die Möglichkeit, gegebenenfalls mit einer dieser Ideen, die wir fördern, auch mal Geld zu verdienen. Das steht aber nicht im Vordergrund. Und der Demo-Day ist dann auch nicht das Ende unseres Accelerators, sondern genau genommen der Anfang. Zusammen mit Hype wollen wir in den kommenden drei Jahren noch fünf weitere Runden unseres Startup-Programms initiieren. (Stadionwelt, 06.12.2018)

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