Befragung zu neuem Everton-Stadion

Anwohner, lokale Unternehmen und Interessenvertreter haben die Möglichkeit, dem Stadtrat von Liverpool ihre Meinung zu den überarbeiteten Entwürfen des neuen Stadions des Everton FC mitzuteilen.

Bis zum 22. Oktober besteht die Möglichkeit, sich zu den vom Club eingereichten Entwurfsänderungen zu äußern und ihre Ansichten der Planungsabteilung des Stadtrats von Liverpool mitzuteilen. Die Änderungen umfassen:

  • Eine Abänderung des Stadionvorplatzes, der sich nun besser in das Gesamtbild einfügt
  • Der Vorplatz vor der West-Tribüne soll auch an Nicht-Spieltagen besser genutzt werden
  • Sonnenkollektoren vom Westkai auf das südliche Stadiondach verlegt
  • Vereinfachung der Ziegelfassade, um die Hommage an das Gitterwerk von Archibald Leitch, das sinnbildlich für den Goodison Park steht, deutlicher zu machen
  • Reduzierung der Gesamthöhe des Stadions in Übereinstimmung mit dem ergänzenden Planungsdokument des Stadtrats von Liverpool zum Weltkulturerbe

Die Konsultation ist Teil des formellen Planungsprozesses, der stattfinden muss, bevor der Stadtrat von Liverpool über den Planungsantrag für ein neues Stadion am Wasser entscheiden kann, das Teil der neu eingeführten Vision des Gebiets North Shore ist. Es wird damit gerechnet, dass der Stadtrat von Liverpool gegen Ende des Jahres eine Sondersitzung des Planungsausschusses einberufen muss, um seine Entscheidung zu treffen.

„Chance, Einnahmen zu maximieren“

Der Everton FC erhofft sich dank des geplanten Stadionneubaus vielfältige neue Chancen. Colin Chong, Stadium Development Director, hat mit Stadionwelt über das rund 545 Mio. Euro teure Projekt gesprochen.

Colin Chong
Colin Chong Bild: Everton FC
Stadionwelt: Warum benötigt der Everton FC ein neues Stadion?
Chong: Als Club hatten wir bereits seit einigen Jahren den Wunsch, ein brandneues zu errichten – wir haben in den letzten zehn Jahren die verschiedensten Optionen erörtert. Der Goodison Park ist nun seit beinahe 127 Jahren unser Zuhause. Und auch wenn die Spielstätte allen Everton-Fans unheimlich viel bedeutet, müssen wir doch anerkennen, dass uns das Stadion in der modernen Zeit mittlerweile sehr limitiert. Das Stadion ist landumschlossen und auf drei Seiten von Häusern umgeben, was eine Sanierung nicht ohne weiteres möglich macht.

Stadionwelt: Wie beschreiben Sie die Vorteile des neuen Stadions?
Chong: Hier beim Everton Football Club haben wir sehr hohe Ambitionen. Um diesen gerecht zu werden und ein moderner und fortschrittlicher Verein zu sein, der nationale und europäische Wettbewerbe gewinnen kann, benötigen wir die neuen Facilities und Ressourcen, um nachhaltig zu bestehen und konkurrenzfähig zu bleiben – auf und neben dem Platz.
Ein neues Stadion bietet unseren Fans eine bessere Fan Experience mit modernsten Einrichtungen und ohne eingeschränkte oder versperrte Sicht. Durch die Kapazitätserweiterung können mehr Fans die Everton-Spiele sowohl auf den Tribünen als auch in unseren neuen Lounges sehen. Dank der Erweiterung unseres Hospitality-Angebots können wir uns neue und flexiblere Lounge-Konzepte überlegen, die Everton-Fans und Unternehmen ein neues, attraktives Angebot in unserer Region bieten.
Unseren Fans ist es besonders wichtig, das heimische Stadion als Festung zu betrachten – und eine besondere Atmosphäre zu schaffen, indem die positiven Aspekte des Goodison Park mit aufgenommen werden und das neue Stadion zu einem einschüchternden Ort gemacht wird, der uns letztlich hoffentlich einen klaren Heimvorteil verschafft. Dennoch ist es uns natürlich weiterhin wichtig, die besten Talente und Spieler zu uns zu locken.
Einer der größten Vorteile ist sicherlich aber die Chance, künftige Einnahmen zu maximieren. Dies wird in vielen verschiedenen Formen geschehen. Unser erweitertes Kapazitäts- und Hospitality-Angebot wird zu höheren Einnahmen am Spieltag führen. Das neue Stadion bietet uns zudem lukrativere Sponsoring- und Vermarktungsmöglichkeiten. Die Position des neuen Stadions – direkt am Ufer der berühmten Hafenpromenade von Liverpool – wird von einem Milliarden-Publikum an den TV-Bildschirmen der Premier-League-Fans wahrgenommen. Dies bietet eine attraktive Gelegenheit für ein Naming Right einer potenzielle globalen Marke.

Das komplette Interview aus dem August 2019 finden Sie hier.

Dokumente, die der Club dem Stadtrat von Liverpool vorgelegt hat, zeigen einen weiteren Anstieg des öffentlichen Nutzens, den ein vorgeschlagenes neues Stadion am Bramley-Moore Dock sowie eine von der Gemeinde geführte Altlastenentwicklung im Goodison Park mit sich bringt. Everton schätzt, dass das People's Project der Wirtschaft mindestens 1,42 Milliarden Euro einbringen, mehr als die ursprünglich geschätzten 15.000 Arbeitsplätze schaffen und immer noch 1,4 Millionen Besucher in die Stadt locken könnte. Schätzungen zeigen einen Welleneffekt, der in der gesamten Wirtschaft der Stadtregion zu spüren sein wird, da örtliche Familien, deren Haushaltsmitglieder an der Entwicklung arbeiten, von einem Einkommen von 35 Millionen Euro profitieren werden. Der Stadtrat von Liverpool könnte einen jährlichen Ertrag von 2,3 Millionen Euro aus der Ratsabgabe erzielen, während das Einkommen aus der Unternehmenssteuer weitere 1,9 Millionen Euro pro Jahr einbringen könnte.

Der Beitrag des Clubs zu Liverpools Sozial-, Kultur- und Kulturerbe-Angebot würde auch potenziell steigen, da die Einwohner der Stadtregion Liverpool einen enormen Vorzugswert in Höhe von etwa 240 Millionen Euro durch das neue Stadion von Everton, das als Teil von Liverpools North Shore Vision entwickelt wird, ausgeben würden.

Die Lage des Bramley-Moore Docks in Liverpools UNESCO-Weltkulturerbe und der Stanley Dock Conservation Area war für die Konzeption und Planung des Projekts von grundlegender Bedeutung. In enger Zusammenarbeit mit dem Stadtrat von Liverpool, Historic England und anderen Denkmalschutzbehörden wurde das Stadion so konzipiert, dass das Erbe des Gebiets respektiert und erhalten wird und gleichzeitig ein seit langem bestehendes, halbverfallenes Hafengebiet wieder produktiv genutzt werden kann.

Zu den Plänen der Clubs gehört auch die Verpflichtung dazu:

  • Aufrechterhaltung eines Wasserkanals westlich des Stadions, um die visuelle Kontinuität des Hafensystems zu gewährleisten - ein Schlüsselelement des herausragenden universellen Wertes des Weltkulturerbes
  • Bewahrung und Restaurierung des unter Denkmalschutz stehenden hydraulischen Turms der Klasse II, um eine einzigartige Besucherattraktion zu schaffen
  • Bewahrung und Restaurierung einer Reihe von historischen Merkmalen der Stätte, einschließlich Poller, Anlegestellen und Straßenbahnlinien
  • die Dockmauern unter dem Stadion zu erhalten, um sicherzustellen, dass die Anlage wieder zu einem Dock umgebaut werden kann, falls der Club in ferner Zukunft das Stadion verlegen sollte 

Der Planungsmeilenstein folgt auf eine Reihe von umfassenden Engagements in der Öffentlichkeit, bei Fans und Stakeholdern, die die überwältigende Unterstützung der Vorschläge durch Lokalpolitiker, Anwohner, die Wirtschaft und den dritten Sektor sowie die mehr als 60.000 Menschen, die an zwei öffentlichen Konsultationen teilgenommen haben, deutlich gemacht haben - sie gelten als eine der größten kommerziellen Konsultationen, die jemals in der Stadtregion Liverpool stattgefunden haben.

Colin Chong, Direktor für Stadionentwicklung beim Everton FC, sagte: „Die Menschen in dieser Stadt und Region haben unsere Pläne während des gesamten Projekts mitgestaltet, und die Vorlage unserer Entwurfsverbesserungen ist ein weiterer Beweis dafür, dass wir allen Interessengruppen, die unsere vielfältige Stadtregion ausmachen, Gehör geschenkt haben. Jetzt, da wir die Planungsphase des Projekts abschließen, ist unsere Einreichung der Höhepunkt einer beträchtlichen Menge an Arbeit und äußerster Sorgfalt, die sicherstellt, dass unsere Stadionvorschläge nicht nur das Bramley-Moore Dock, sondern auch die Umgebung aufwerten. Ein neues Stadion am Bramley-Moore Dock wäre eine echte Umgestaltung für North Liverpool, die Stadtregion und das Northern Powerhouse. Dies ist eine einmalige Gelegenheit in einer Generation, die Zukunft unserer Stadt zu verändern. Ich möchte alle, auch wenn Sie kein Fußballfan sind, bitten, diesen endgültigen Planungsantrag zu prüfen und dem Rat zu diesem entscheidenden Zeitpunkt Ihre Anmerkungen zu unterbreiten.“

Der Club hofft, noch am Ende des Jahres die Baugenehmigung für das neue Stadion zu erhalten. (Stadionwelt, 25.09.2020)

Weitere News - Bau-/Großprojekte

Bau-/GroßprojekteStadionwelt+

Preußenstadion: Münster erhöht Baubudget auf 88 Mio. Euro

Die Stadt Münster hat das verfügbare Budget für den geplanten Umbau des Preußenstadions zu einer modernen, zweitligatauglichen Spielstätte erhöhen müssen. Statt zuvor 65 Mio. Euro stehen nun rund 88 Mio. Euro zur Verfügung. mehr

Bau-/GroßprojekteStadionwelt+

Stadt Saragossa präsentiert Romareda-Pläne

In Saragossa plant die Bezirksregierung gemeinsam mit Stadt und Club den Neubau von La Romareda. Im Nordosten Spaniens soll ein WM-taugliches Stadion entstehen, das über 40.000 Plätze haben soll. Kostenpunkt: knapp 150 Mio. Euro. mehr

Bau-/GroßprojekteStadionwelt+

Stadt Essen beschließt Planungsleistung für Stadionumbau

Der Rat der Stadt Essen hat in seiner Sitzung am 24. April die Planungsleistung für den Ecken-Ausbau des Stadions an der Hafenstraße beschlossen. Zudem wurde die Einigung über einen neuen Pachtvertrag in einen Letter of Intent überführt. mehr