Ticketpreise deutscher Stadionkonzerte 2019

Stadionkonzerte werden für Fans und Veranstalter immer kostspieliger. Dies hat vor allem einen Grund: Dienten Konzerte einst als Promotion für neue Tonträger, hat sich dieses Bild in den vergangenen Jahren umgekehrt – nicht zuletzt aufgrund des umfangreichen Angebots moderner Musik-Streaming-Dienste.

Früher spielten Musiker auf ihren Touren für vergleichsweise geringe Gagen und nutzten die Live-Events vor allem, um Werbung für neue Alben und CDs zu machen und somit die Verkaufszahlen anzuheben. Heutzutage verdienen Musiker jedoch deutlich weniger Geld mit dem Verkauf ihrer Werke. Einschlägigen Fachjournals zufolge liegt der durchschnittliche Verdienst eines Künstlers an einer verkauften CD zwischen sechs und acht Prozent, was je nach Preis des Tonträgers einem Betrag von 70 Cent bis 1,20 Euro entspricht. Bei Streaming-Dienstleistern fällt dieser Betrag noch geringer aus: Wie die Musikexperten von The Trichordist jüngst berechnet haben, fallen beim größten Streaming-Portal Sportify lediglich 0,35 Cent pro Stream ab. Da den Großteil dieses Betrags das Plattenlabel einstreicht, dürfte der schlussendlich an den Künstler abfallende Wert deutlich geringer sein. So soll der kanadische Sänger James Blunt eigenen Angaben zufolge im Jahr 2016 lediglich 0,04 Cent pro Stream verdient haben. Durch Streaming-Dienste ist die Produktion physischer Tonträger zudem in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen – dem IFPI Global Music Report 2016 zufolge von 22,4 Mrd. Euro im Jahr 2000 auf 5,1 Mrd. Euro im Jahr 2015. Diese Entwicklung in der Musikbranche ist einer der Hauptgründe dafür, dass der Verkauf physischer und digitaler Alben heutzutage in erster Linie der Promotion immer größerer und spektakulärerer – und in der Folge meist auch kostspieligerer – Live-Konzerte dient. Denn je nach „Größe“ des Acts kann die Gage von einigen hunderttausend Euro bis zu über einer Mio. Euro betragen.

Dieser Trend lässt sich unter anderem an der umsatzstärksten Tour aller Zeiten beobachten: U2 spielten auf ihrer „360° Tour“ von 2009 bis 2011 insgesamt 110 Konzerte und lockten über 7 Mio. Zuschauer in Stadien auf der ganzen Welt – durchschnittlich etwa 66.000 Zuschauer pro Konzert. Das zeitgleich erschienene Album „No Line on the Horizon“ fand indes nur etwa 4 Mio. Abnehmer. Der Gesamtumsatz der U2-Tour lag bei 639 Mio. Euro. Es folgen die Rolling Stones mit ihrer „A Bigger Bang Tour“, die von 2005 bis 2007 stattfand und einen Umsatz von 484 Mio. Euro einspielte, sowie die „A Head Full Of Dreams Tour” von Coldplay in den Jahren 2016/17 mit einem Gesamtumsatz von 454 Mio. Euro.

Stadionkonzerte sind immer ein besonderes Highlight für Künstler und Fans. Ist es für diese beiden Gruppen meist die besondere Atmosphäre, die den größten Anreiz für ein Konzert in einem Stadion darstellt, profitieren Veranstalter vor allem von der Größe der Location: Es können deutlich mehr Tickets als bei einem Event in einer Indoor-Arena abgesetzt werden; im Gegensatz zu Konzerten auf Freiflächen können bereits bestehende Sicherheitskonzepte und Infrastruktur der Location mitgenutzt werden. Demgegenüber stehen die deutlich höheren Kosten für die Miete und fehlenden Entfaltungsmöglichkeiten, die die „grüne Wiese“ bietet. Im Gegensatz zu Konzerten auf Freiflächen in oder vor der Stadt können Veranstalter im Stadion allerdings Tickets in deutlich mehr Kategorien vermarkten: Im Stadioninnenraum wird generell zwischen Front-of-Stage-Tickets und Stehplatztickets unterschieden; Tribünentickets werden je nach Position im Stadion, Rang und eventuellen Sichtbehinderungen in bis zu fünf Kategorien unterteilt. Front-of-Stage-Tickets sind dabei, abgesehen von VIP- und Logen-Tickets, meist die teuersten. Premium-Sitzplätze mit bester Sicht liegen in den meisten Fällen über dem Preis für Innenraum-Tickets.

2004 spielte Phil Collins schon einmal im RheinEnergieSTADION.
2004 spielte Phil Collins schon einmal im RheinEnergieSTADION. Bild: Stadionwelt

Für die insgesamt 76 deutschen Stadionkonzerte im Sommer 2019 gestaltet sich die Preislage wie folgt: Ein Stehplatz im Innenraum kostet im Schnitt 88,17 Euro; ein Sitzplatz der teuersten Kategorie schlägt mit durchschnittlich 107,63 Euro zu Buche. Wer auf die beste Sicht verzichten kann und in manchen Locations Sichtbehinderungen in Kauf nimmt, muss für die günstigste Kategorie des jeweiligen Konzerts im Schnitt 66,32 Euro zahlen. Am tiefsten müssen Fans von Phil Collins in die Tasche greifen: Ein Ticket direkt vor der Bühne kostet im Vorverkauf 253,50 Euro; im Schnitt müssen Konzertbesucher 141,88 Euro für ein Konzert des Sängers und Schlagzeugers zahlen.

Auch wenn Tickets für die Shows internationaler Acts wie Metallica, P!NK, Phil Collins oder Bon Jovi immer heiß begehrt sind, stellt eine deutsche Band in Sachen Verkaufszahlen all diese großen Namen in den Schatten. Die Rede ist von Rammstein. Die Band um Frontmann Till Lindemann hat bereits im Vorverkauf alle Rekorde gebrochen und stellte die Webseite von Ticketdienstleister Eventim auf die Probe: Insgesamt wurden 800.000 Karten bei zeitweise 80.000 Systemanfragen pro Sekunde innerhalb von nur vier Stunden verkauft. „Wenn eine Band innerhalb kürzester Zeit eine so außerordentlich hohe Zahl an Tickets verkauft, zeugt das von ihrem künstlerischen Ausnahmestatus und der ungebrochenen Zugkraft von Live-Musik“, kommentiert Alexander Ruoff, COO von CTS Eventim.

Wenngleich der Besuch eines Stadionkonzerts im Vergleich zu Konzerten in deutlich kleineren Indoor-Arenen für Fans ein teures Unterfangen ist, müssen sich Künstler meist keine Sorgen um leere Ränge machen: Um ein Konzert aus Veranstaltersicht wirtschaftlich erfolgreich abzuhalten, sollte die Veranstaltungslocation in jedem Fall ausverkauft sein, weswegen Konzertagenturen die Location der zu erwartenden Zuschauerzahl entsprechend auswählen. Gleichwohl bleiben Stadionkonzerte ein besonderes Highlight für Fans, Veranstalter und Künstler, deren Ausrichtung jedoch immer mit einer genauen Kosten-Nutzen-Analyse einhergehen muss. (Stadionwelt, 30.01.2019)

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