Holz als Baustoff für Dachtragwerke von Sportstätten

Für Bauherren von Tragwerken können Dächer aus Holz eine echte Alternative sein. Insbesondere bei kleineren Projekten können kostengünstig Überspannungen aus Holz realisiert werden.

Holz erfüllt alle Anforderungen, die Bauherren an einen ästhetischen, belastbaren und beständigen Baustoff stellen, der darüber hinaus durch seine architektonische Gestaltungsfreiheit eine Vielzahl von Optionen ermöglicht und jeder statischen Anforderung gerecht werden kann. Auch, weil für Sportvereine, Kommunen oder private Investoren der Klimaschutz, also das sogenannte Green Building, an Bedeutung gewinnt, erlebt Holz als Baumaterial im Sporthallenbau einen Aufschwung. Ein eher stiefmütterliches Dasein fristet die Holzbranche dagegen bei der Überspannung von Tribünen.

Relativ wenige Stadiondächer bestehen aus einer Konstruktion aus dem natürlichen Baustoff Holz. Die erst zuletzt eröffnete Niederösterreich Arena in St. Pölten fasst 8.000 Zuschauer, und zeigt, dass Holzdächer auf Betonstützen auch im größeren Stil realisiert werden und eine Alternative zum Stahlbau darstellen können. Erst bei ganz großen Überspannungen wie denen von Stadien mit einer Kapazität von rund 30.000 Zuschauern geraten Entwürfe mit Holztragwerken deutlicher ins Hintertreffen. Grundsätzlich können auch durch Holz die größten Spannweiten realisiert werden. Ab einer gewissen Weite, und die ergibt sich bei großen Stadien automatisch, stellt sich allerdings die Frage der sinnvollen Wirtschaftlichkeit.

Je größer die Spannweite, desto schlechter wird das Verhältnis für den natürlichen Baustoff. Um die Sichtverhältnisse für die Zuschauer nicht einzuschränken, wird vermehrt auf Stützen verzichtet, wodurch aber das freitragende Dach, durch das enorme Kräfte wirken, nach vorne auskragen muss. Hier ist Stahl gegenüber dem Holz unter anderem durch Materialeinsparungen günstiger. Die Wettbewerbsfähigkeit verbessert sich dagegen bei Stadien mit einer Größenordnung wie in St. Pölten.

In diesen Dimensionen kann der Holzbau auch wirtschaftlich mit dem Stahlbau konkurrieren. Holzbauer erleben allerdings offenbar immer wieder, dass wenn Holz nachgefragt wird, dann erst, wenn bereits der Stahlbeton-Unterbau vorliegt. So geschehen etwa bei der Salzburgarena. Bei der bis zu 6.700 Zuschauer fassenden Multifunktionshalle waren die Konstruktionen bereits speziell für den Stahlbau dimensioniert, bevor eine Holzkuppelkonstruktion als Alternative in Betracht gezogen wurde. Hier bewahrheitet sich, dass auch Tragwerk-Projekte frühzeitig durchgeplant werden sollten und – um Folgekosten zu vermeiden – von Beginn an alle relevanten Ressourcen angefragt werden sollten.

Holz hat Vor- und Nachteile

Vom Vollwandbinder bis Fachwerkträger lassen sich die unterschiedlichsten Holzbauarten auch im Stadion realisieren. Da die physikalischen Rahmenbedingungen immer dieselben sind, unterscheiden sich die Bausysteme im Holzgewerbe nicht von anderen etablierten Materialien. Wobei es durchaus Vor- aber auch Nachteile gibt. Werden etwa gebogene – wie wellen- oder bogenförmige – Elemente gefordert, ist Holz sogar durchaus im Vorteil. Bei gedrungenen Fachwerkshöhen hat es der Stahlbau dagegen einfacher.

Der Vorbehalt, dass eine Holzüberspannunng keine so langfristige Lösung sei wie die der konkurrierenden Materialien, ist meist unbegründet. Stimmen Planung und Ausführung, können Holzbauten grundsätzlich über hunderte Jahre alt werden, da der Baustoff etwa immer wieder selbst trocknet. Durch die absorbierende Wirkung des Materials können Holzkonstruktionen Feuchtigkeits- wie Temperaturschwankungen durch seine hohe Wärmespeicherung ausgleichen. Im Vergleich zum Stahl etwa ist das Verhältnis – bei genannter Projektgröße und bezogen auf Gewicht und Tragfähigkeit – außerdem ausgeglichener.

Auf der anderen Seite brennt Holz zwar, aufgrund der massiven Konsistenz ist das Material dennoch widerstandsfähiger als Beton, da sich das Holz durch Verkohlen einen natürlichen Schutzwall bildet. Das Einhalten von Brandschutzvorgaben ist nahezu kostenlos, da keine Brandschutzanstriche benötigt werden, wodurch die Dächer in dieser Hinsicht unter Umständen nicht gewartet werden müssen. Allerdings müssen Brandschutzgutachten für Holzdächer nachweisen, dass die Konstruktion mindestens feuerhemmend ist und anliegende Materialien nicht entflammbar sind.

Indem Bauelemente unter optimalen Bedingungen in Hallen vorgefertigt werden, lassen sich Baumängel reduzieren. Detailliert kann das natürliche Produkt technisch und handwerklich sauber für die Montage vorbereitet werden. Je nach Größe des Projektes bewegen sich die Durchlaufzeiten von wenigen Wochen bis zu einem Jahr. Im Endeffekt lässt sich durch den erhöhten und präzisen Vorfertigungsgrad ein nahezu störungsfreier Bauablauf realisieren, da sich die einzelnen Elemente auf der Baustelle schnell montieren lassen. Unter ökonomischen Komponenten sind hier Ersparnisse in Materialkosten sowie Arbeitszeiten zu nennen.

Unter Umständen kann es gelegentlich auch vorkommen, dass der natürliche Baustoff auch bei großen Spannweiten günstiger ist. Möglich machen dies die schwankenden Materialpreise. Der Orkan Kyrill etwa rodete große Waldbestände, die daraufhin als Nutzholz verwendet wurden. Durch das erhöhte Angebot fielen die Preise und Holztragwerke konnten plötzlich günstiger angeboten werden als Stahldächer.