EURO 2020: Über Grenzen hinweg

Die UEFA EURO 2020 wird in zwölf verschiedenen Ländern ausgetragen. Ein Novum – aufgrund des 60-jährigen Jubiläums des Turniers. Die UEFA möchte das Turnier nutzen, um Brücken zwischen den einzelnen Landesverbänden zu bauen.

60 Jahre UEFA EURO – um das Jubiläum zu würdigen, plante der damalige Präsident Michel Platini eine Europameisterschaft über den ganzen Kontinent. Bisher waren die Turniere nur in einem bzw. zwei Ländern ausgetragen worden, nun werden also zwölf verschiedene Länder gemeinsam mit je einem Standort die Großveranstaltung abwickeln. Ursprünglich war mit Brüssel sogar noch ein 13. Standort vorgesehen, dieser wurde allerdings gestrichen, da der Stadionneubau scheiterte. Wie schon 2016 qualifizieren sich 24 Teams für die Endrunde, die Gastgebernationen waren nicht automatisch qualifiziert.

Dass ein Turnier über so viele Landesgrenzen hinweg für logistische Herausforderungen sorgt, ist selbstverständlich. Doch tatsächlich empfindet nicht nur die UEFA ein solches Großereignis als Chance für den europäischen Fußball. Durch die Verteilung auf zwölf verschiedene Länder kommen Standorte zur Möglichkeit der Ausrichtung einer Europameisterschaft, die bei einer „normalen“ Vergabe stets außen vor wären. In der Hälfte der Länder fand bisher nie eine WM oder EM statt. Die Gruppenverteilung wurde dementsprechend ausgerichtet: Jeder Turnier-Neuling teilt sich eine Vorrundengruppe mit einem turniererfahrenen Standort.

Die UEFA selbst hat als Motto ausgerufen, Brücken bauen zu wollen. Daher findet sich in jedem Logo eines Ausrichters auch eine aus der Stadt bekannte Brücke wieder. Und tatsächlich, nicht nur hinsichtlich der Turniererfahrung werden Brücken geschlagen, auch geografisch bricht die UEFA zu neuen Ufern aus. So wird mit der Austragung von Turnierspielen in Baku der europäische Kontinent verlassen und in Vorderasien gespielt. Zum besseren Verständnis: die aserbaidschanische Hauptstadt liegt von Gruppenpartner Rom weiter entfernt als von der indischen Hauptstadt Neu-Delhi.

Die UEFA setzte bei der Auswahl der Stadien auf einen Mix. Sowohl ältere Stadien wie der Hampden Park in Glasgow oder das Olimpico in Rom, als auch neue Stadien wie die Gazprom-Arena in St. Petersburg oder die erst im November eröffnete Puskás Arena in Budapest wurden für das Turnier berücksichtigt. Bis auf das Parken in Kopenhagen (Kapazität: 38.190) haben alle Stadien Platz für mindestens 50.000 Zuschauer. Fünf Stadien (Amsterdam, Bukarest, Kopenhagen, St. Petersburg, London) verfügen darüber hinaus über ein verschließbares Dach.

Münchens Vorbereitung für 2024

Der DFB stellt mit der Allianz Arena in München ebenfalls ein Stadion für das paneuropäische Turnier. Damit erlebt in München innerhalb von vier Jahren zwei Europameisterschaften. Das Stadion des FC Bayern München wird auch bei der EURO 2024 in Deutschland als einer der Standorte vertreten sein. Eine Austragung von zwei Europameisterschaften hintereinander gab es bisher noch nie. Zunächst bewarb sich der DFB auch um die Ausrichtung der Halbfinals und des Endspiels, verzichtete aber zu Gunsten besserer Aussichten für die EURO 2024 darauf. Damit finden die drei letzten Turnierspiele im Londoner Wembley Stadium statt. Aufgrund der Streichung von Brüssel finden in Wembley insgesamt sieben Spiele statt, in den anderen elf Stadien wird jeweils vier Mal gespielt.

Bei Stadionwelt+ finden Sie zahlreiche Portraits zu Stadien der UEFA EURO 2020. Erfahren Sie dort mehr über das Wembley Stadium, das Aviva Stadium, das Baku Olympic Stadium, das San Mamés und das Telia Parken.

Ursprünglich hatten 32 der 54 Nationalverbände der UEFA Interesse an der Austragung des Turniers bekundet, 19 Bewerbungen gingen letztlich offiziell ein. Nicht berücksichtigt wurden letztendlich die Bewerbungen aus Wales, Israel, Weißrussland, Nordmazedonien, Bulgarien und Schweden.

Komplizierte Qualifikation

20 Teams qualifizierten sich über die klassische EM-Qualifikation. Vier weitere Startplätze werden über die neu ins Leben gerufene Nations League vergeben. Die vier Gruppensieger der jeweiligen Ligen treten gegen die Sieger aus ihrer Liga an, was bedeutet, dass auch eine kleine Fußballnation auf jeden Fall einen Startplatz bei der Endrunde erhalten wird. Die Endrundenpartien sind jedoch abhängig vom Ergebnis der EM-Qualifikation, ein relativ komplexes Modell bestimmte bei einer Qualifizierung eines Gruppensiegers aus der Nations League den Nachrücker. Über vier Playoff-Wege werden im März die verbliebenen vier Mannschaften ermittelt. Dort kämpfen mit Ungarn, Rumänien, Irland und Schottland noch vier Nationen um eine „Heim-EM“.

Football’s coming home

Nach 24 Jahren kehrt der Fußball zurück nach Hause. Also gewissermaßen, schließlich findet erstmals seit 1996 wieder ein Endspiel einer Welt- oder Europameisterschaft auf englischem Boden statt. Als einziger, finaler Bewerber stand einem Finale in London ohnehin wenig im Wege, doch es erscheint passend, dass das Finale der einmaligen kontinental ausgerichteten Europameisterschaft im „Mutterland des Fußballs“ ausgetragen wird.  Das Wembley Stadium ist das größte und teuerste Stadion des Turniers. Nachdem England deutlich bei der Vergabe um die WM 2018 scheiterte – in der ersten Runde erhielt die Bewerbung nur zwei der 22 Stimmen – hat man nun also die Chance, seine Turnierqualitäten zu beweisen. Für die WM 2030 wird erneut eine Bewerbung aus England diskutiert.  

Alle Stadien fertig

Lediglich ein Stadion wurde für das Turnier neu gebaut Die Puskás Aréna in Budapest wurde im November 2019 eröffnet.  Nun stehen an allen Standorten noch kleinere Maßnahmen an, ehe das Turnier losgehen kann.

Zwar wird die UEFA EURO 2020 eine Ausnahme bleiben – dennoch ist es für den Verband eine große Chance. Mit der EURO 2024 in Deutschland findet das Turnier wieder in einem etablierten Fußballland statt, nur durch das paneuropäische Turnier erhalten kleinere Verbände die Möglichkeit, an der Ausrichtung mitzuwirken. Dadurch werden tatsächlich Brücken gebaut, wie die UEFA im Marketingmotto ausgibt. Bei immer höher werdenden Kosten für die Ausrichtung eines Turniers ist es vielleicht trotz der klaren Ansage nicht ausgeschlossen, dass dieses Modell auch in Zukunft doch noch einmal angewendet wird. (Stadionwelt, 02.12.2019)

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