„Die kaskadenartige Anordnung ist einzigartig“

Im Olympiapark München soll eine neue Multifunktionsarena für Basketball und Eishockey entstehen. Im Interview spricht Claas Schulitz von SCHULITZ Architekten über seinen Entwurf für die neue Halle.

Claas Schulitz
Claas Schulitz Bild: SCHULITZ Architekten
Der Bau der Multifunktionsarena im Münchner Olympiapark ist beschlossene Sache. Anfang dieses Jahres soll entschieden werden, wie die Arena künftig aussehen soll, anschließend soll ein Name gefunden werden. Die Namensrechte liegen bei SAP, der Name SAP Arena ist allerdings aufgrund der gleichnamigen Arena in Mannheim keine Option. An der ersten Runde des Architekturwettbewerbs haben insgesamt acht Büros aus der ganzen Welt teilgenommen. Die Vorgaben dabei waren streng: 11.500 Plätze, davon 1.200 VIP-Plätze. Zudem muss sich das Projekt architektonisch in den Olympiapark eingliedern und darf aus diesem Grund eine Höhe von 20 Metern nicht überschreiten. Im Interview erklärt Claas Schulitz, wie sein Architekturbüro versucht hat, diesen strengen Anforderungen nachzukommen.

Der Querschnitt des Entwurfs zeigt die kaskadenartige Anordnung der Trainingsflächen.
Der Querschnitt des Entwurfs zeigt die kaskadenartige Anordnung der Trainingsflächen. Bild: SCHULITZ Architekten

Stadionwelt: Welche Anforderungen stellte das zuständige Komitee an die Entwürfe der Bewerber?
Schulitz: Die Aufgabe bestand darin, einen Sportkomplex mit zwei Hauptfunktionen zu entwickeln: Eine Arena mit ca. 11.500 Zuschauern für Eishockey, Basketball und andere Sportveranstaltungen sowie einen räumlich getrennten Trainingskomplex mit drei Eisflächen für den Breitensport. Da sich das Grundstück in dem denkmalgeschützten Olympiapark befindet, war ein sensibler Umgang mit dem Ort, insbesondere mit der gestalterischen Einbindung in die Umgebung gefordert.

Stadionwelt: Wie haben Sie versucht, diesen Anforderungen gerecht zu werden bzw. diese in Ihrem Entwurf unterzubringen?
Schulitz: Im Entwurf war es wichtig, die unterschiedlichen Anforderungen des Städtebaus, der Architektur und der Funktionen auf einem sehr kleinen Grundstück in Einklang zu bringen. Bezüglich des Städtebaus und der Architektur sollte das Gebäude als Solitär wirken, aber nicht mit der vorhandenen Bebauung im Olympiapark in Konkurrenz treten.

Daher haben wir der Arena einen leichten, schwebenden Charakter verliehen und sie als ruhigen Solitär im Park platziert. Der Trainingsbereich ist dagegen größtenteils unterirdisch angeordnet und verschmilzt dabei mit der Landschaft.

Bei den Funktionen war es wichtig, zwei getrennte Eingänge für Sportarena und Trainingskomplex und gleichzeitig optimale Verknüpfungen innerhalb des Gebäudes zu haben. Selbstverständlich sind der VIP-Bereich und die Tribünen so organisiert, dass der Blick auf das Spielfeld optimal gewährleistet ist.

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Stadionwelt: Was waren die Besonderheiten Ihres Entwurfs?
Schulitz: In unserem Entwurf konnten wir alle Funktionen optimal lösen, und dabei einen extrem spannenden Innenraum schaffen. Einzigartig ist die kaskadenartige Anordnung der Trainingseisflächen auf verschiedenen Ebenen, die über Treppen für Zuschauer und Rampen für Eismaschinen erschlossen werden. Durch die geschickte höhenversetzte Anordnung ergeben sich extrem spannende Raumwirkungen und Blickbeziehungen. Dies ist nicht nur für den Besucher des Breitensports erlebbar, sondern auch für den VIP-Besucher. Der VIP-Bereich thront als Bindeglied zwischen den Sportkomplexen und bietet nicht nur eine optimale Sicht auf den Innenraum der Arena, sondern auch in den Trainingsbereich mit den Eiskaskaden.

Stadionwelt: Die SAP-Arena im Olympiapark soll sowohl für Basketball als auch für Eishockey genutzt werden. Welche besonderen Herausforderungen treten beim Entwurf einer solchen Multifunktionshalle auf?
Schulitz: In erster Linie muss der Entwurf einen schnellen Umbau von Eishockey zu Basketball erlauben. Wichtig ist hierbei die ebenerdige Anordnung von ausreichend großen Lagerflächen sowie eine ebenerdige Anlieferung mit Ladebuchten für LKW. Des Weiteren sollten die ersten 10 Reihen als Teleskoptribünen konzipiert werden, um ein Anpassen der Tribünen für Basketball und andere Sportveranstaltungen mit kleineren Spielfeldern zu ermöglichen. In unserem Entwurf kann bei vollständigem Einschieben der Teleskoptribünen eine großzügige Multifunktionsfläche von 80 m x 50 m geschaffen werden, die auch für andere Sportveranstaltungen, wie zum Beispiel Motocross, BMX-Rennen, etc. genutzt werden kann.

Das Modell zeigt die Eingliederung in den Olympiapark München.
Das Modell zeigt die Eingliederung in den Olympiapark München. Bild: SCHULITZ Architekten

Stadionwelt: Welche Teile Ihres Entwurfs sind positiv bewertet worden?
Schulitz: Die innenräumlichen Qualitäten sowie die innere Organisation wurden positiv bewertet. Die Anordnung der Eisflächen auf verschiedenen Ebenen wurde dagegen leider eher kritisch gesehen. Auf den ersten Blick mag diese Einschätzung nachvollziehbar sein. Auf Grund von unseren Erfahrungen im Eis- und Schwimmstadion Lentpark in Köln, wo ebenfalls Eishochlaufbahn und Eisfläche auf verschiedenen Ebenen angeordnet sind, sind wir jedoch davon überzeugt, dass heutzutage eine solche innovative kaskadenartige Anordnung der Eisflächen völlig unproblematisch ist.

Stadionwelt: Welche Projekte stehen als Nächstes an?
Schulitz: Wir freuen uns unter anderem auf die Realisierung des Funktionsgebäudes auf dem Sportplatz Meesche in Wolfenbüttel sowie auf den Umbau des Eisdoms in Halle. (Stadionwelt, 05.02.2019)
 

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