Private 5G-Netze in Stadien und Arenen
MEDIA BROADCAST ist Premium-Partner des eps ARENA SUMMIT 2023. Im Vorfeld des dortigen Vortrags beantwortet Daniel Wolbers, Leiter Bild- und Solution Management, Fragen zur Technologie und stimmt auf das Thema ein.
Stadionwelt: Sie werden auf dem eps ARENA SUMMIT Use Cases für private 5G Netze vorstellen. Was ist das für eine Technologie und was unterscheidet den 5G Mobilfunkstandard vom herkömmlichen WLAN?
Wolbers: Es gibt einige wesentliche Unterschiede, die vor allem die Zuverlässigkeit, Leistungsfähigkeit und den Aufwand betreffen. Im 5G Mobilfunkstandard stehen für private Netze dedizierte Frequenzen bereit, daher sind diese nicht störungsanfällig und es lassen sich auch vitale Anwendungen darauf abbilden. Zudem erfolgt die Authentifizierung über eine Hardware- oder eSIM. Diese gilt im Allgemeinen als deutlich sicherer als die Einwahl über einen Access Point, selbst wenn dieser verschlüsselt ist. Darüber hinaus kommt ein privates 5G Netz mit einer einzigen Antenne für die Ausleuchtung eines kompletten Fußballstadions aus, während für eine WLAN Versorgung deutlich mehr als 100 Antennen benötigt werden. Das 5G Netz ist außerdem deutlich leistungsfähiger. Das sogenannte Hand-Over zwischen zwei Funkzellen ist unterbrechungsfrei. Das heißt, die im 5G Netz eingewählten Geräte wechseln für den Nutzer unbemerkt in eine andere Funkzelle, ohne dass die Verbindung unterbrochen wird. Pro Funkzelle sind Datenraten von mehr als 10 Gigabit pro Sekunde möglich (im Millimeterwellenlängenbereich). Schließlich lassen sich mit dem 5G Mobilfunkstandard auch extreme Anwendungen abbilden, wie zum Beispiel die Kommunikation mit einem Auto auf einer Rennstrecke mit einer Geschwindigkeit von über 250km/h.
Stadionwelt: Wird ein solches privates 5G-Netz dauerhaft oder temporär/event-bezogen installiert? Muss also der Betreiber oder eher der Veranstalter über eine solche Investition nachdenken?
Wolbers: Media Broadcast ist in der Lage, mit der 5G Blue Box private 5G Netze sowohl dauerhaft als auch temporär zu installieren. Bereits 2021 hatten wir über ein temporär aufgebautes privates 5G Netz am Campus von Adidas, Live-Übertragungen zur Fußball Europameisterschaft der Männer realisiert. Jüngste Beispiele sind temporäre Installationen für das ADAC TotalEnergies 24h Rennen am Nürburgring oder das Länderspiel der Nationalmannschaften Deutschland und Kolumbien auf Schalke.
Vor kurzem haben wir eines der größten privaten 5G Netze in einem Gewerbepark in Deutschland in Betrieb genommen. Im TIP Innovationspark Nordheide in Buchholz, 20 km südlich von Hamburg, haben wir insgesamt 25 Hektar abgedeckt. Dieses Netz wird die nächsten fünf Jahre Innovationen und Forschungsprojekte der dort ansässigen Unternehmen und ihrer Partner unterstützen und damit die Wirtschaftskraft der Region fördern.
Als Dienstleister und führender Anbieter für private 5G Netze gehen wir bei der Netzplanung auf die Bedürfnisse unserer Kunden ein und bieten passgenaue Dienstleistungen an, um die Anforderungen bestmöglich umzusetzen und einen passenden Ansatz für alle Beteiligten zu finden.
Private 5G Netze können dementsprechend von den Betreibern von Stadien, Arenen oder großen Event Locations als dauerhafte Lösung installiert oder von Veranstaltern temporär genutzt werden. Betreiber machen ihre Veranstaltungsorte mit einem dauerhaften 5G Netz für Veranstalter besonders attraktiv.
„Die Anwendungen sind vielfältig.“
Stadionwelt: Sie werden auf dem eps ARENA SUMMIT über den Einsatz bei TV-Produktionen, aber auch im Bereich der Gebäudesicherheit sprechen. Ermöglicht die 5G-Funk-Infrastruktur jederzeit den gleichzeitigen Einsatz in allen Anwendungsbereichen?
Wolbers: Der Vorteil privater 5G Netze liegt darin, die 5G Infrastruktur durch ihren privaten Charakter als dediziertes 5G Netz mit eigener Frequenz exakt auf die individuellen Anwendungen ausrichten zu können. Die Anwendungen sind vielfältig: Telefonie, Internet, TV-Produktionen, Anwendungen in der Standortsicherheit, usw.
Der 5G Standard bietet verschiedene Möglichkeiten. So kann entweder die Priorisierung unterschiedlicher Dienste eines Nutzers erfolgen oder eine komplette Trennung bzw. Aufteilung des Netzes für verschiedene Nutzer vorgenommen werden. So ist es beispielsweise möglich einen sogenannten Slice für die TV-Produktion für den Rechteinhaber bereitzustellen, einen weiteren Slice für Interviews in der Mixed Zone eines Stadions zu nutzen sowie einen Slice für die Sicherheitskräfte in der Eventlocation einzurichten. Mit einem Slice bezeichnet man die strikte Trennung und Bereitstellung der Übertragungskapazität für einzelne Nutzer oder Anwendungen.
Heute werden bei Events und Veranstaltungen temporäre Internetanschlüsse mit hohen Bitraten von Telekommunikationsanbietern bereitgestellt und eigene Funknetze für Drahtloskameras, zur Kommunikation für Sicherheitskräfte oder von TV Produktionsteams eingerichtet. Zudem werden Funknetze für Drohnenflüge installiert und es entstehen Verkabelungsaufwände für Überwachungskameras. All das und mehr wird mit einem privaten 5G Netz obsolet.
Die 5G Blue-Box von Media Broadcast verfügt als Produkt über die notwendige Flexibilität, um eine technisch und kommerziell passende Lösung für den Bedarf von Betreibern und Veranstaltern darzustellen.
„Es wird Zeit für eine Veränderung und für Innovationen.“
Stadionwelt: Ersetzt ein solches System die bestehende Infrastruktur? Werden damit die Kabelwege mit ihren Nachteilen obsolet oder lassen sich auch skalierbare Hybrid-Lösungen umsetzen, die ggf. mit der Zeit erst wachsen?
Wolbers: Ich schätze, dass wir selbst auf Dauer auch immer Kabelwege benötigen werden. Gerade in der TV-Produktion benötigt zum Beispiel ein Bild der sogenannten Führungskameras (Kamera 1 und Kamera 2) im Fußball satte 3.000 Megabit pro Sekunde für eine HD-Produktion. Wenn wir jedoch beobachten, dass nach heutigem Stand je nach Event bis zu zehn Funknetze aufgebaut werden, die in Summe eine schlechtere Performance als nur ein einziges privates 5G Netz besitzen, dann wird es Zeit für eine Veränderung und für Innovationen mit gleichzeitiger Kostensenkung. Wenn wir etwas weiterdenken, dann lassen sich Verkabelungsaufwände – insbesondere für die Bereitstellung von Datenraten zwischen 0 bis 1.000 Megabit pro Sekunde – einsparen. Mit sogenannten Millimeterwellenlängen realisiert Media Broadcast Datenraten von rund 10.000 Megabit pro Sekunde pro Funkzelle. Ob es dann noch notwendig ist, Hotspots für Wifi Netze zu verkabeln, würde ich zumindest mal in Frage stellen… (Stadionwelt, 04.09.2023)
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