„Uns zeichnet aus, dass wir extrem flexibel sind“

Ronald Tscherning, Geschäftsführer der Stadion Dresden Projektgesellschaft mbH & Co. KG, Betreiber des Rudolf-Harbig-Stadions, spricht über aktuelle Herausforderungen des Stadionbetriebs.

Stadionwelt: Die Stadion Dresden Projektgesellschaft als Betreiber des Rudolf-Harbig-Stadions ist eine Tochtergesellschaft des Sportstätten-Bauers ZECH Sports. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Konstellation?

Ronald Tscherning.
Ronald Tscherning. Bild: Lutz Hentschel
Tscherning: Die Stadt war 2005 mit dem Stadion-Projekt in eine EU-weite Ausschreibung gegangen mit der Vorgabe, ein Bauunternehmen zu finden, das das Stadion finanziert, plant, baut und betreibt. Der Vertrag über den Stadionbetrieb, den wir seinerzeit nach dem Zuschlag zum Bau geschlossen haben, läuft seit 2007 über 32 Jahre inklusive der 2 Jahre Bauzeit. Kern des Konstrukts ist ein Konzessionsvertrag mit der Landeshauptstadt Dresden, in dem die Finanzierung des Stadions durch die PG geregelt ist. Die Stadt ist somit Konzessionsgeber und gemeinsam mit der PG und SG Dynamo Dresden in einem Stadionbeirat vertreten, über den jederzeit ein transparenter Informationsfluss gegeben ist.

Stadionwelt: Welche Arten von Veranstaltungen finden im Rudolf-Harbig-Stadion statt? Welche Veranstaltungen waren Highlights?
Tscherning: Mit Dynamo Dresden als Ankermieter hat Fußball natürlich die höchste Priorität. Das Stadion wurde kompakt, steil und stimmungsfördernd für diesen Zweck geplant. Wer jemals Besucher im Rudolf-Harbig-Stadion war, weiß wie einmalig die tolle Atmosphäre hier ist. Da die PG aber alleine von Fußball wirtschaftlich nicht überleben kann finden zusätzlich Drittveranstaltungen, insbesondere Business-Veranstaltungen, andere Sportevents, wie das DHL2-Eishockey-Wintergame oder American Football sowie Konzerte im Stadion statt. Unsere Konzert-Highlights waren bisher Robbie-Williams, Rammstein, Helene Fischer und die Toten Hosen. Uns zeichnet aus, dass wir extrem flexibel sind. In diesem Jahr findet beispielsweise als neue Veranstaltungsart die Monster Jam Truck-Show statt.

Bild: Stadionwelt

Stadionwelt: Welchen Einfluss hatten die Corona-Krise und der Ukraine-Konflikt auf den Stadionbetrieb und wie ist die Stadion Dresden Projektgesellschaft mit den Folgen umgegangen?
Tscherning: Ich erinnere mich noch genau: Am 8. März 2020 waren wir beim Sachsen-Derby Dresden – Aue noch ausverkauft. Unmittelbar danach kam die behördlich angeordnete Schließung. Also haben wir den Betrieb „auf Sparflamme“ umgestellt, um unsere wirtschaftlichen Verluste so gering wie möglich zu halten, denn das Gebäude und auch die Spiele ohne Zuschauer verursachten immer noch erhebliche Kosten für die Infrastruktur, das Flutlicht und die Rasenheizung etc. Dann kam infolge des Krieges noch die Energiekrise hinzu. Dabei müssen wir das Stadion trotz der Sparzwänge spielbereit halten. Dank unserer Gebäudeleittechnik und Sensoren können wir aber z. B. die Rasenheizung in Absprache mit den Greenkeepern viel dosierter einsetzen, als wir das in einem normalen Winter tun würden. Es war unter dem Strich preiswerter, die Rasenheizung unterhalb der vegetationsfreundlichen Temperatur zu betreiben und dafür einen Rasenwechsel im Winter durchzuführen. Die lange WM-Winterpause dieser Saison hat uns dann noch gut in die Karten gespielt, sodass wir auch eine beträchtliche Menge Energie einsparen konnten.

Flexibel für diverse Veranstaltungen einsetzbar: Das Rudolf-Harbig-Stadion.
Flexibel für diverse Veranstaltungen einsetzbar: Das Rudolf-Harbig-Stadion. Bild: Lars Scholz

Stadionwelt: Worin sehen Sie die großen Herausforderungen für den Stadionbetrieb in Dresden und im Allgemeinen?
Tscherning: Das Stadion wurde 2009 eröffnet. Das ist mittlerweile 14 Jahre her, und es befindet sich bereits in einem fortgeschrittenen Lebenszyklus, sodass wir mit kontinuierlich steigenden Instandhaltungskosten rechnen müssen. Dabei ist ein nachhaltiges Energie-Management, mit Themen wie der Anschaffung von PV-Anlagen oder automatisierte Steuerungen, ein zentrales Element unserer Überlegungen. Bei allen Investitionsentscheidungen beim Betrieb von Stadien sollte aber letztendlich immer ein langfristig solider und wirtschaftlich darstellbarer Betrieb gewährleistet sein. (Stadionwelt, 14.02.2023)

Bilder des Rudolf-Harbig-Stadions finden Sie hier

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