Mikroplastik-Debatte: „Sehen uns in der Verantwortung“

Kunstrasenplätze werden vor allem bei Amateurvereinen immer beliebter. Rolf Haas von FieldTurf spricht im Interview mit Stadionwelt über die aktuelle Mikroplastik-Debatte sowie mögliche Alternativen zum Gummi-Granulat.

Rolf Haas
Rolf Haas Bild: FieldTurf Tarkett
Stadionwelt: Die Mikroplastik-Debatte für Kunstrasenplätze beschäftigt derzeit zahlreiche Amateurvereine. Worum genau geht es dabei?
Haas: Am 30. Januar 2019 hat die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) einen Vorschlag zur Beschränkung der Verwendung von Mikroplastik nach Anhang XV der REACH-Verordnung (1907/2006/EG) veröffentlicht. Danach soll das Inverkehrbringen von absichtlich zugesetztem Mikroplastik in bestimmten Produkten verboten werden. Davon betroffen sind auch alle polymeren Gummigranulate, die als Füllstoff bzw. Infill bei Kunststoffrasenplätzen eingesetzt werden. Die ECHA geht nach ihren Untersuchungsergebnissen von einer erheblichen Umweltgefährdung durch entsprechendes Mikroplastik aus.

Stadionwelt: Welche Probleme könnten sich für Vereine ergeben, die einen Kunstrasenplatz besitzen?
Haas: Mit Kunststoffgranulat verfüllte Kunststoffrasensysteme, die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens eines Verbots bereits existieren, wären nicht sofort vom Beschränkungsvorschlag betroffen, da bereits im Gebrauch befindliches Kunststoffgranulat nicht unter das vorgeschlagene Verbot fällt. Dies würde also nicht rückwirkend wirken und verböte auch nicht grundsätzlich die Verwendung von Kunststoffgranulat als Füllstoff. So könnten beispielsweise bestehende Bestände nach einem möglichen Inkrafttreten des Verbots aufgebraucht werden. Daher würde das mögliche Verbot bei bestehenden Plätzen auch keine sofortige Umstellung auf alternative Füllstoffe notwendig machen. Der Spielbetrieb auf den betroffenen Sportplätzen könnte fortbestehen.

Stadionwelt: Wie bewerten Sie als Hersteller von Kunstrasenplätzen die aktuelle Debatte?
Haas: Erst einmal können wir natürlich die Zahlen, die das Fraunhofer Institut veröffentlicht hat, einschätzen und wissen, dass bei unseren Systemen wesentlich geringere Mengen Mikroplastik entweichen. Wir waren zum Teil auch überrascht, wie schnell diese Veröffentlichung und die Reaktion der ECHA Kreise gezogen hat. Nicht überrascht hat uns allerdings die Thematik, den Austrag von Granulat in die Umwelt zu minimieren. Wir sehen uns als Hersteller natürlich in der Verantwortung! Wir empfinden es als Pflicht, nachhaltige, umweltschonende Systeme zu liefern und zu betreiben. Daher entwickeln wir schon seit Jahren umweltfreundlichere Lösungen. So können wir bereits ein Kunstrasensystem anbieten, das ohne Granulat sogar FIFA-Bedingungen erfüllt.

Stadionwelt: Sollte die EU das Granulat auf Kunstrasenplätzen verbieten, würde dies viele Sportvereine betreffen. Welche geeigneten Alternativen gibt es zum Gummi-Granulat?
Haas: Alternativen sind die Verfüllung mit Sand oder die Verfüllung mit Sand und Kork.

Stadionwelt: Skizzieren Sie die Umrüstung von Granulat auf eine mögliche Alternative. Was halten Sie von Kork? Ist es in den nötigen Mengen überhaupt verfügbar?
Haas: Kork ist für einige Projekte mit Sicherheit eine sehr gute Alternative, bzw. sogar die bessere Option. Wir haben seit 2005 Erfahrungen mit diesem Füllstoff. Es ist ein nachwachsender Rohstoff mit zum Teil sehr positiven Eigenschaften, zum Beispiel einem geringeren Aufwärmverhalten. Es gibt aber auch Nachteile, beispielsweise ein höherer Pflegeaufwand, die den Einsatz nicht für jedes Projekt empfehlenswert machen. Letztlich kann Kork auch nicht ausreichend als Rohstoff zur Verfügung gestellt werden, um alle anderen Granulate zu ersetzen.

Stadionwelt: Sind Filteranlagen eine Option?
Haas: Um den Austrag von Mikroplastik erheblich zu verringern, sind Filteranlagen sinnvoll.
Filterrinnensysteme sind Entwässerungseinrichtungen mit dem Ziel, das ausgetragene Infill, Abrieb und Staub aufzufangen, herauszufiltern und somit den Eintrag von Mikroplastik in den Wasserkreislauf zu verhindern. Dies wird durch ein spezielles Filtersubstrat mit dem Wirkungsprinzip der Oberflächenfiltration erreicht (gemäß Regelwerk DWA-A 178). Der Wirkungsgrad liegt bei 98,5% bei einem Rückhalt von Partikeln bis 0,45 µm. Es wird zwischen der Infill-Fangbox mit Gitterrost zum Auffangen und dem Herausfiltern von Infill durch Spieleraustrag und Siebe mit Filtersystem für Einlaufkästen unterschieden. Darüber hinaus gibt es Filterrinnensysteme mit Gummilippenbarriere außerhalb des Sicherheits- und barrierefreien Raumes. Auch sie haben das Ziel, ausgetragenes Füllmaterial nicht in den Umweltkreislauf gelangen zu lassen.

Stadionwelt: Für den DFB ist der Verzicht auf Kunstrasenplätze keine Option. Welche Rolle spielt der Verband bei der aktuellen Debatte?
Haas: Die Sportverbände DOSB, DFB und IAKS Deutschland engagieren sich vorbildlich. Es wurden Arbeitsgruppen zum Thema „Mikroplastik aus Kunstrasen“ eingerichtet, die sich intensiv mit allen Fragen rund um das Thema Mikroplastik beschäftigen. Inzwischen wurden Stellungsnahmen und Arbeitspapiere veröffentlicht. (Stadionwelt, 26.08.2019)

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