Einführung: Zäune und Netze im Stadion

An vielen Stellen im Stadion und seinem Umfeld greifen Sicherheitsmaßnahmen, die auf flexible physische Barrieren angewiesen sind.

Über die im Gebäudekörper fest eingeplanten und verankerten Maßnahmen im Sinne der Gebäudesicherheit kommen in jedem Stadion solche hinzu, die flexibel einsetzbar sind und es den Sicherheitsverantwortlichen erlauben, je nach Einschätzung des Gefahrenpotenzials pro Spiel zu reagieren. Mit entsprechenden Lösungen für Zäune und Netze können verschiedenste Situationen eingeplant und Szenarios abgesichert werden.

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Jedes Stadion bietet für die Planer der Sicherheitsmaßnahmen eine individuelle Ausgangslage. Die Szenarios unterscheiden sich damit auf der gesamten Strecke von der Zuwegung bis zum Aufenthalt im Zuschauerblock. Während einige Stadien etwa für den Zugang der Gäste-Fans eine vom restlichen Geschehen separate Situation schaffen, ist sie andernorts völlig offen. Beispielsweise in Gelsenkirchen erfolgt der Zugang für den harten Kern der Gäste-Fans von einem eigens geschaffenen Bus-Parkplatz aus durch eine eingezäunte Wegführung bis in den Block.

Unter anderem auch der Neubau in Mainz folgt, wenngleich mit kürzeren Wegen, diesem Modell. Ganz anders stellt sich die Situation zum Beispiel in Köln dar. Das Stadion liegt in einem öffentlich zugänglichen Park und ist zudem von Wohnvierteln und im Alltag stark frequentierten Verkehrsadern umgeben. Die separate Zuwegung für Gäste-Fans muss jeden Spieltag von der Polizei geschaffen werden. Die Zutritts-Vorkontrolle befindet sich unmittelbar am Stadion. Das Geschehen am Spieltag ist hier vergleichsweise schwer zu überschauen. In Dortmund strömen noch wesentlich mehr Zuschauer aus allen Richtungen über verschiedene Wege zu den Bundesliga-Partien. Nicht nur hier, sondern grundsätzlich besteht immer zusätzlich das Problem, dass verbotene Gegenstände durchgereicht oder über Umzäunungen geworfen werden, die somit bei der Personenkontrolle nicht mehr auffallen können.

Die WM 2006 brachte unter anderem die Anforderung mit, auch innerhalb jedes Stadions eine Sektorentrennung in vier getrennte Bereiche einrichten zu können. Im Bundesliga-Alltag reduziert sie sich im Wesentlichen auf die Abtrennung der Zugänge zum Gäste-Sektor bei Partien, die als Risikospiele eingestuft werden. Stadien mit umlaufender Promenadenebene hinter der Vorkontrolle sind zu diesem Zweck mit Rolltoren ausgestattet. Je nach Gegebenheiten müssen aber auch angrenzende Treppenaufgänge oder kreuzende Wege mit abgesichert werden.

Auf den Tribünen selbst ist es Standard, dass die Gäste-Stehplätze durch hohe Zäune klar abgegrenzt sind und zusätzlich durch die Polizei und Ordner überwacht werden. In vielen Stadien aber werden die Gäste-Sitzplätze aber – von Spiel zu Spiel in unterschiedlicher Anzahl – dem Heimpublikum angeboten, wenn der Gastverein sein Kontingent nicht vollständig abruft. Um innerhalb dieses Szenarios Fangruppen voneinander trennen zu können, sind variable Netz- oder Zaunlösungen erforderlich.

Nicht zuletzt werden heutzutage überall dort, wo die Ränge nah an das Spielfeld heranreichen, also in der Mehrheit der Bundesliga-Stadien, Netze vor die Hintertortribünen oder weitere Stehplatzbereiche gespannt. Einerseits schützen sie die Zuschauer vor dem Einschlag von über das Tor geschossenen Bällen. Vor allen Dingen aber verhindern sie, dass Bierbecher und Wurfgegenstände jeder Art auf das Spielfeld gelangen können. Bekanntlich wurden schon Spieler und Schiedsrichter verletzt oder der reguläre Ablauf von Spielen gestört, und die gastgebenden Vereine müssen mittlerweile mit drakonischen Strafen rechnen, wenn es ihnen nicht gelingt, derartige Ausschreitungen zu unterbinden.

Flexible Sicherheitsnetze

Allerdings müssen die Sicherheitsnetze einige Anforderungen erfüllen. So sollen sie für menschliche Augen und TV-Kameras möglichst unsichtbar sein. Und auch ihre Befestigung kann nicht beliebig erfolgen. Der Platz rund um die Spielfelder ist knapp bemessen und die Dachtragwerke sind nicht dafür prädestiniert, Zusatzaufgaben zu übernehmen. Moderne Stadiondächer sind leicht und möglichst wirtschaftlich gebaut. Sie sind berechnet für Lasten, die durch das Audio- und Licht-Equipment zustande kommen. Standardmäßig müssen auch die Wind- und Schneelasten dargestellt werden. Zusätzliche Installationen bedürfen immer einer sorgfältigen statischen Prüfung.

In der Tat beschäftigen sich die meisten Stadionbetreiber mit der Optimierung ihrer Fangnetze vor den Stehtribünen – was vor allen Dingen aus den genannten Gründen der Statik in fast jedem Stadion eine individuelle Lösung erfordert. Der Trend geht zur Ablösung der herkömmlichen Netze an Pfosten zu solchen, die über die gesamte Breite der Tribüne reichen, die Sichtverhältnisse nicht beeinträchtigen und auch ohne besonderen Aufwand temporär zu entfernen sowie wieder in Position zu bringen sind.

Eine Lösung, die in den meisten deutschen Stadien zum Einsatz kommt, bietet eine Statik auf, die mit einem Stahlseil funktioniert, bei dem die maximale Last 2 Tonnen nicht überschreitet. Kommt es zu einer größeren Belastung, etwa durch einen Sturm oder einen Kran, gibt das Seil nach. Die Rutschkupplung sorgt dafür, dass es nicht reißt und damit eine Verletzungsgefahr entsteht. Außerdem wird dank dieser Mechanik die Last nicht auf das Bauwerk übertragen. Die im Rahmen dieser Lösung installierten Netze sind mit einer Materialstärke von 1,5 Millimetern dünner als die Vorgänger-Generationen und mit dem Auge kaum zu erkennen.

Eine kurzfristige Umrüstung lässt sich jedoch nicht realisieren, denn es ist im Vorfeld immer Entwicklungsarbeit erforderlich, um das System an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen. Da es sich nicht um ein Standardprodukt aus dem Regal handelt, vergeht vom Erstkontakt bis zur Ausführung meist ein Zeitraum, der den einer Fußball-Sommerpause überschreitet. Der Einbau selbst ist aber zwischen zwei Spieltagen möglich. Der Preis für ein solches Netz vor der Hintertortribüne beträgt rund 20.000 Euro. Er kann etwa je nachdem variieren, ob eine elektrische Winde eingebaut wird oder einfache Befestigungspunkte gewählt werden. Weitere spezielle Anforderungen können etwa darin bestehen, dass das Netz in einem multifunktional genutzten Stadion zum Beispiel mit wenigen Handgriffen verstaut werden kann, um einem Bühnenaufbau keine Hindernisse zu bereiten und den Einsatz eines Steigers zu erzwingen. Wo ein neues Stadion geplant wird, empfiehlt es sich, die präferierte Variante für das Netz schon bei der Tragwerksplanung zu berücksichtigen.

Getrennte Wege, getrennte Sektoren

Eine Maßnahme, die oft schon in der Bauphase berücksichtigt wird, ist die Sektorentrennung zur Abgrenzung der Gästebereiche auf den Tribünen. Auch hier sind spezifisch konfektionierte Netze geeignet, als variable Lösungen wurden in einigen Stadien aber auch Rollzäune verbaut. Beide Varianten erreichen nicht die Sperrwirkung eines eingebauten Zaunes oder Panzerglases, aber sie dienen als sichtbare Barriere und bauen eine Hemmschwelle auf. Sensible Bereiche auf den Tribünen, in denen die Fan-Lager sich nahe beieinander aufhalten, stehen ohnehin im Fokus der Sicherheitskräfte, für die eine physische Barriere aber eine wichtige Unterstützung bietet.

Um die Zuschauerströme schon im Außenbereich zu organisieren und damit auch das Risiko zu minimieren, dass Gäste-Fans an Stellen gelangen, die sensibel für das Einschleusen von verbotenem Material oder anfällig für Vandalismus sind, können herkömmliche mobile Bauzäune oder Polizeigitter verwendet werden. Hierfür ist aber eine Logistik Voraussetzung, die sich mit Rollzäunen aus dem Container vermeiden lässt. Bis zu 50 Meter an Vandalismus-sicherem Maschendrahtzaun können bei Bedarf von nur zwei Personen aus einer solchen Box herausgezogen werden. In Deutschland kommt diese Lösung noch nicht zum Einsatz, es gibt jedoch Referenzen aus der Schweiz und Polen. Im einen Fall stellt die Stadtpolizei die Zauncontainer auf, wenn Fans mit dem Sonderzug anreisen und die Fangruppen getrennt werden sollen. Im anderen Fall ist am Stadion eine Zaunstrecke mit den Wegepunkten fest verankert. Das Hin- und Hergehen beim An- und Abtransport von Zäunen entfällt damit.