Stadionwelt | Special Smart Stadium

www.stadionwelt.de 9 Welche Handlungsempfehlungen können Sie auf Grundlage der aktuellen Forschung geben? Eickeler: Unternehmen sollten keinen einzigen Monat mehr warten, um sich mit den Vorteilen der KI-Techniken vertraut zu machen. Zeit ist Geld. Natürlich gibt es Branchen, die sehr kompetitiv sind, während andere es nicht sind. Generell ist es aber mittlerweile so, dass Firmen, die angefangen haben, KI-Techniken zu nutzen, ihren Konkurrenten gegenüber deutliche Wettbewerbsvorteile haben. Überall dort, wo Prozesse langwierig oder fehleranfällig sind, wo es mehr Präzision oder Entscheidungsunterstützung braucht, kann eine KI effizient unterstützen. Es gibt viele Anbieter, die Unternehmen beim Einstieg helfen, und natürlich bietet auch Fraunhofer als neutrale Einrichtung Möglichkeiten der Beratung und Zusammenarbeit an. Wir unterstützen Unternehmen beispielsweise durch umfangreiche Schulungsprogramme beim Aufbau eigener Kompetenzen oder der Weiterentwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und wir beschleunigen den Know-how-Aufbau, den es dabei zwingend braucht. Wie sieht Ihrer Ansicht nach das Stadion der Zukunft – beispielsweise in 5, 10 oder 50 Jahren – aus? Eickeler: Ich glaube, der Trend geht in den nächsten fünf Jahren zu stärker spezialisierten Stadien, etwa Multifunktionsstadien, die für unterschiedliche Sportarten und Konzerte genutzt werden können. Dadurch ist eine hohe Auslastung möglich. Die Medientechnik wird vermutlich bald in den meisten Fällen fest installiert sein, damit die Produktionen nicht mehr zusätzliche Kameras aufbauen müssen. Durch 8-KKameras und den Einsatz von KI muss nicht mehr aufwendig geschnitten werden, weil die KI aus einer Aufnahme bereits bestimmte Abschnitte ausschneiden und die Bilder direkt ausstrahlen kann, ohne dass sie statisch wirken. Von der Entwicklung profitieren auch die Regionalligen, die dann vielleicht in Fan-TV-Kanälen oder im Internet professionelle Ausstrahlungen anbieten können. Ich denke, in fünf Jahren wird die Medientechnik und die Unterstützung in der Spielanalyse und Aufbereitung für die Zuschauer durch den gezielten Einsatz von Künstlicher Intelligenz noch viel besser sein, als sie heute bereits ist. Vielleicht sitzen die Zuschauer in zehn Jahren bereits mit Augmented-Reality-Brillen im Stadion und bekommen darüber zusätzliche Inhalte angezeigt, die sie nach eigenen Vorlieben vorher ausgewählt haben. Oder kleinere Vereine erhalten ein Sponsoring durch lokale Geschäfte, die durch die KI ihre Werbung auf den Banden virtuell anzeigen lassen kann. Wie das Stadion der Zukunft in 50 Jahren aussehen wird? Die technischen Möglichkeiten entwickeln sich rasant, und vieles, was wir heute aus Filmen kennen, wird dann vermutlich Normalität sein. Bei einer Sache bin ich mir aber sicher: Egal, ob bei einem Konzert oder der Fußballweltmeisterschaft, Zuschauer kommen ins Stadion, um Emotionen zu erleben. KI kann zwar für effiziente Abläufe und spannendere Spiele durch eingeblendete Grafiken und Animationen sorgen. Aber letztlich dreht sich immer alles ums Gefühl, das die Menschen teilen, wenn sie vor dem Bildschirm das Geschehen verfolgen oder dafür gemeinsam im Stadion zusammenkommen. Der Mensch wird immer im Mittelpunkt stehen. „Zuschauer kommen ins Stadion, um Emotionen zu erleben.“ Bild: VfL Wolfsburg 

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