Nachhaltigkeit

NACHHALTIGKEIT 6 www.stadionwelt.de Vereinsmarke mittelfristig Schaden nehmen und Fans, insbesondere in der GenZ, werden sich perspektivisch abwenden – oder gar nicht erst zum Fan werden.“ Auch aus Sicht von Mario Lucan spielen die Faktoren Glaubwürdigkeit und Authentizität eine entscheidende Rolle: „Bei nachhaltigen, ökologischen oder sozialen Engagements ist es besonders wichtig, dass die Profimannschaft und ebenso die Geschäftsführung das Engagement glaubhaft verkörpern. Auch die Auswahl der Sponsoren und Partner sollte im Einklang mit eventuellen Engagements stehen.“ Nur mit „langfristigen, konsequent umgesetzten und tief in der Organisation verankerten Maßnahmen“ werde „glaubwürdiger Impact“ erzeugt, sagt Lucan. Hilfreich kann es sein, sich externe Hilfe und Beratung ins Boot zu holen. „Wir können das nach unseren Erfahrungen nur empfehlen“, sagt Lucan. „Nachhaltigkeit ist ein vielschichtiges Feld, daher ist es essenziell, hier Schwerpunkte und Prioritäten zu setzen. Viele Vereine und Verbände haben sich auch bereits Beratung an die Seite geholt.“ VIELE IDEEN ÜBERALL So zum Beispiel auch die easyCredit BBL. Die 18 Clubs der Basketball-Bundesliga haben bei ihrer jüngsten Tagung im Januar über erste Zwischenergebnisse und die weitere Vorgehensweise bei der Erarbeitung einer gemeinsamen Nachhaltigkeitsstrategie beraten und diese einstimmig befürwortet. Zuvor war in mehreren Workshops unter Beteiligung eines Großteils der Vereine der systematische strategische Prozess zum Thema Nachhaltigkeit gestartet. Grundlage der Nachhaltigkeitsstrategie ist laut Liga „die klare Haltung und ein breiter Konsens in der Liga, sich zur Nachhaltigkeit als gesellschaftliche Verantwortung sowie auch als Chance für die eigene Weiterentwicklung zu bekennen“. Bei der Erarbeitung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie wird die easyCredit BBL von Prof. Dr. Torsten Weber begleitet. Der Professor für Nachhaltigkeitsmanagement an der CBS International Business School in Köln und Mainz war unter anderem an der Mitgestaltung des ersten „Umweltreports“ der Deutschen Fußball Liga 2013 beteiligt. Professor Dr. Torsten Weber erklärt: „Das Thema Nachhaltigkeit hat mittlerweile neben der Politik, der Wirtschaft und der Kultur auch im Sport eine herausragende Bedeutung bekommen. Die Behandlung dieser weltweiten Aufgabe und Herausforderung kann dabei auf klaren wissenschaftlichen Erkenntnissen aufbauen. Es ist wichtig, Nachhaltigkeit als eine konkrete Verpflichtung gegenüber der heutigen und den nachfolgenden Generationen zu verstehen. Alle Ansätze sollten mit diesem positiven Bewusstsein verfolgt werden. Die easyCredit BBL beschreitet in dieser Hinsicht einen fortschrittlichenWeg.“ Eins steht fest: Nachhaltigkeit – in all ihren Facetten – ist kein kurzfristiger Trend, sondern gekommen, um zu bleiben. Während früher vieles auf Freiwilligkeit beruhte, gelten heute (z.T. internationale) Standards, Richtlinien und Pflichten. Ebenso gibt es inzwischen entsprechende Kontrollinstanzen. Auch der Druck aus der Gesellschaft auf die Akteure wächst. Ressourcenschonung und soziale Verantwortung sind inzwischen unumgänglich – und können in verschiedensten Bereichen, von der Planung über den Bau und Betrieb von Sportstätten, bis hin zur Ausstattung oder dem Club-Management angewandt werden. Eine „Klimaverteidiger-Woche“ beim 1. FSV Mainz 05, die eigene Teamsport-Kollektion beim FC St. Pauli, pflanzliche Strohhalme (im Yankee Stadium/News York Yankees) oder essbare Kaffeebecher (im Etihad Stadium/Manchester City): Im Sportbusiness sind mittlerweile vielerorts innovative Maßnahmen erkennbar. Unter anderem haben die Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln („LEBE nachhaltig“), RB Leipzig („Play. Care. Share.“) sowie der VfL Wolfsburg („Race to Zero“) zuletzt umfassende Nachhaltigkeitsstrategien vorgestellt – um nur einige wenige Beispiele zu nennen. Viele weitere Ideen, Maßnahmen und Konzepte finden Sie in der Online-Themenwelt von Stadionwelt, dafür einfach den QRCode am Ende des Artikels scannen. Die DFL will künftig alle Clubs in die Pflicht nehmen und Nachhaltigkeit als Kriterium in die Lizenzierung aufnehmen. Dafür hatte die Liga die „Taskforce Zukunft Profifußball“ gegründet. Auch die Indoor-Ligen (siehe Nachgefragt auf Seite 10) – Basketball, Eishockey und Handball – arbeiten (ligaübergreifend) an umfassenden Konzepten und Strategien. Diese Entwicklungen sind zu begrüßen – aber auch notwendig. Und die Bestrebungen müssen ernsthaft vorangetrieben werden und sollten nicht nur Greenwashing-Versprechen sein. Den Verantwortlichen muss klar sein, dass Nachhaltigkeit eher ein Marathon denn ein Sprint ist – und es ist offensichtlich, dass es nicht nebenbei funktionieren kann. Für eine nachhaltige Welt – und auch einen nachhaltigen Sport – braucht es ein systemisches Umdenken.  Viele weitere Ideen und Konzepte finden Sie in der Online-Themenwelt „Nachhaltigkeit“ von Stadionwelt.

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