„Ein neues mediales Zuhause schaffen“

Im August ging die neue Streaming-Plattform Dyn Media an den Start, gegründet vom ehemaligen DFL-Geschäftsführer Christian Seifert und dem Verlag Axel Springer SE. Im Interview spricht CEO Andreas Heyden über das Konzept, medientechnische Anforderungen – und über Kinderkrankheiten.

Andreas Heyden, CEO Dyn Media, im Interview über den neuen Sportsender auf dem Markt
Andreas Heyden, CEO Dyn Media, im Interview über den neuen Sportsender auf dem Markt Bild: Dyn Media

Stadionwelt: Wer oder was steckt hinter Dyn Media?
Heyden: Dyn ist ein gemeinsames Unternehmen von Axel Springer und Christian Seifert, das im Januar 2021 unter dem Namen S Nation gegründet wurde. Ich habe dann im Juli 2022 als Geschäftsführer, noch unter dem Namen S Nation, angefangen. Ein wichtiger Meilenstein in der Unternehmensentwicklung war der Launch der Marke Dyn. Der Name Dyn passt gut zu unserer Mission und unseren Werten. Dyn – gesprochen „Dein“ – steht für die Kraft des Sports, abgeleitet von der ersten international verbindlichen physikalischen Einheit für Kraft aus dem Jahr 1873. Da Kraft eines der Grundelemente des Sports ist, könnte der Name aus unserer Sicht nicht passender sein.

Stadionwelt: Wie ist das Unternehmen personell aufgestellt?
Heyden: Die Dyn Media GmbH wird von Marcel Wontorra (COO), Christian Seifert als Gründer und geschäftsführender Gesellschafter und von mir in Köln geführt. Derzeit arbeiten 60 Festangestellte bei Dyn. Dazu kommt ein Team aus freien Mitarbeiterinnen, das uns vor allem im Bereich Social- und Live-Content und in der Produktion unterstützt.

Stadionwelt: Welche Angebote und Abo-Modelle gibt es für die Kundschaft von Dyn Media?
Heyden: Sportfans können für 12,50 Euro monatlich ein Jahresabonnement oder für 14,50 Euro ein monatlich kündbares Abonnement bei Dyn abschließen. Diese Preise sind aus unserer Sicht einfach, transparent und kein Einführungsangebot. Dyn Sport ist über Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und zahlreiche Smart-TVs verfügbar.

Fokus auf Sportarten mit zuvor weniger medialem Interesse: Hier Feldhockey, genauer: Das Finalspiel des Final 4 um die Deutsche Meisterschaft, das der Mannheimer HC 4:3 gegen den Club an der Alster gewann.
Fokus auf Sportarten mit zuvor weniger medialem Interesse: Hier Feldhockey, genauer: Das Finalspiel des Final 4 um die Deutsche Meisterschaft, das der Mannheimer HC 4:3 gegen den Club an der Alster gewann. Bild: Hockey-Bundesliga

Stadionwelt: Sie haben sich tendenziell – im Vergleich zum Fußball – an Sportarten mit geringerer medialer Reichweite getraut. Bitte erläutern Sie das Konzept dahinter.
Heyden: Unsere Marktforschungen haben gezeigt, dass es ein Zuschauerpotenzial von 17 Mio. Menschen in Deutschland gibt, die sich für andere Sportarten als Fußball interessieren. Folglich ist unser Ziel, für Millionen von deutschen Sportfans, die sich für Ligen und Sportarten jenseits des Fußballs begeistern, ein neues mediales Zuhause zu schaffen. Dafür haben wir die audiovisuellen Rechte attraktiver Ligen und Sportevents erstmals in einem medialen Angebot gebündelt. Mit hochwertigen Produktionsstandards, kreativen redaktionellen Formaten und intensiver Marketingunterstützung wollen wir mit Dyn die Wahrnehmung und Wertschätzung dieser Sportarten steigern.

Wir wollen die Wahrnehmung und Wertschätzung dieser Sportarten steigern

Stadionwelt: Welche Sportarten zeigt Dyn? Sind in Zukunft Erweiterungen des Angebots geplant?
Heyden: Wir zeigen Handball, Basketball, Volleyball, Tischtennis und Hockey. Hier verfügen wir bereits über ein vielfältiges Rechteportfolio, das sowohl nationale als auch internationale Rechte sowie Frauen- und Männerwettbewerbe abbildet. Die Hockey-Bundesliga der Damen und Herren ist in der ersten Saison frei empfangbar auf dem Dyn YouTube-Kanal zu sehen. Wir blicken in die Zukunft und beschäftigen uns mit möglichen Sportarten, aber nicht in den kommenden 12 Monaten. Derzeit liegt unser Fokus aber vollständig auf dem Produkt und den Saisonstarts unserer Partnerligen und auf zufriedenen Abonnenten.

Stadionwelt: Wie unterscheidet sich Dyn von bisher bekannten Streaming-Anbietern? Was lösen Sie anders?
Heyden: Dyn löst das Problem der Sportfans, für ihre Lieblingssportart zahlreiche Abos zu benötigen. Wir schaffen eine zentrale Anlaufstelle für die meisten relevanten Ligen und Wettbewerbe. Zusätzlich unterscheidet sich Dyn von anderen Anbietern darin, dass unsere Abonnenten das Live-Angebot aller Wettbewerbe auch im Nachgang erneut oder erstmalig auf Abruf schauen können. Das meinen wir mit ‚Live & auf Abruf‘ und dies nicht nur auf der Dyn-Plattform, sondern besonders zusätzlich mit Highlights und eignen Formaten auf Social Media. Wir haben darauf geachtet, dass die Formate konsequent für die zeitlich flexible und mobile Nutzung auf digitalen Endgeräten und in sozialen Medien ausgelegt sind, zwischen 90 Sekunden und 20 Minuten lang und der Dyn-Maxime ‚Für Sportfans, von Sportfans.‘ folgen. Zusätzlich steigern wir die Aufmerksamkeit für unsere Sportarten, indem Spiele frei empfänglich auf Bild TV und bei ARD und ZDF gezeigt werden.

Stadionwelt: Am 23. August 2023 ging der neue Streaming-Dienst an den Start – wie fällt die erste Bilanz aus?
Heyden: Wir sind gestartet mit dem Pixum Supercup, der Handball-Bundesliga, dem DHB-Pokal und der Tischtennis-Bundesliga. Insgesamt war es ein rundes Produkt für die Fans. In den ersten Tagen lief noch nicht alles perfekt, es wurde aber jeden Tag besser und wir wissen, woran wir noch arbeiten wollen.

Wir wissen, woran wir noch arbeiten wollen.

Stadionwelt: An welchen Kinderkrankheiten arbeiten Sie denn noch?
Heyden: Bei jedem Launch eines neuen Produktes ist nicht alles schon perfekt eingespielt und noch einiges im Aufbau. Generell sind wir sehr zufrieden, wie der Start von Dyn verlaufen ist und wir lernen jeden Tag von unseren Kunden, was wir besser machen können. Denn viele Gründe für die anfänglichen Unsicherheiten liegen in unserer neuwertigen Produktionstechnologie.

Stadionwelt: Welche Änderungen hat es mit Blick auf Liga-Anforderungen bei der technischen Infrastruktur zuletzt gegeben? Wie betrifft das die Dyn-Übertragungen?
Heyden: Dyn setzt auf ein nachhaltiges Produktionskonzept, das durch eine remote und hybride Produktionstechnologie effizienter sowie gleichzeitig innovativ ist. Das bedeutet, wir werden weniger Platz an der Halle oder im Stadion, weniger Satellitenkommunikation, geringeren Stromeinsatz sowie weniger Kraftstoffe benötigen und die Produktionsmitarbeiter haben kürzere Arbeitswege.  

Tischtennis: Auch im Portfolio von Dyn.
Tischtennis: Auch im Portfolio von Dyn. Bild: Tischtennis Bundesliga

Stadionwelt: Wie sieht das eingesetzte Equipment bei Ihren Übertragungen aus?
Heyden: Die meisten Standorte sind bereits an unser Glasfasernetz angebunden, das es mit unseren zwei Remote-Produktionsstandorten Köln und München verbindet. An den Hallen stehen keine Übertragungswagen.

Stadionwelt: Wer ist zuständig für die Produktion?
Heyden: Unsere Tochterfirma Dyn Productions in Zusammenarbeit mit NEP. Insgesamt sind über 300 Personen über alle Ligen und Spiele hinweg an einem Spieltag für Dyn im Einsatz.

Stadionwelt: Wie blicken Sie auf die medientechnische Ausstattung der Sportstätten in Deutschland?
Heyden: Die Ausstattung der Sportstätten der von Dyn lizenzierten Wettbewerbe ist sehr vielfältig. Es gibt Bundesligisten, die tragen ihre Spiele in städtischen oder Schulsporthallen aus. Andere wiederum spielen in großen Multifunktionsarenen. Entsprechend groß sind die Unterschiede, sowohl in der Ausstattung als auch im Erscheinungsbild. Unsere Herausforderung besteht darin, dass trotz dieser Unterschiede das Erscheinungsbild einer Liga für den Zuschauer eine klare Identität und Wiedererkennbarkeit hat. Unsere gemeinsame Entwicklungsarbeit liegt hier künftig vor allem an der Einführung und Umsetzung von übergreifenden Standards für Kamerapositionen, Beleuchtung, etc.

NBBL Top 4: ALBA Berlin vs. YOUNG RASTA DRAGONS (107:64).
NBBL Top 4: ALBA Berlin vs. YOUNG RASTA DRAGONS (107:64). Bild: Sven Kuczera

Stadionwelt: Was fordern Sie konkret von Venues?
Heyden: Die wichtigste Voraussetzung für alle Venues ist die Anbindung an Glasfaser-Netzwerke. Ohne diese ist eine moderne Medienproduktion nicht mehr umsetzbar. Die Verfügbarkeit dieser Infrastruktur ist leider auch im Jahr 2023 gerade in abgelegenen Sportstätten teilweise immer noch nicht gegeben. Diese leider häufig langfristige Planung muss durch Spielstätten-Betreiber und Kommunen gegenüber den Telekommunikationsanbietern mit Nachdruck betrieben werden. Zusätzlich ist für das Erlebnis des Zuschauers an den Bildschirmen eine ausreichende helle moderne Beleuchtung elementar. (Stadionwelt, 26.09.2023)


Dyn Sport ist über Webbrowser, Mobilgeräte, Tablets, Streaming-Sticks und zahlreiche Smart-TVs verfügbar. Folgende technische Empfangsmöglichkeiten existieren bereits zum Sendestart. Weitere sollen zeitnah hinzukommen:

TV & Streaming-Geräte: 

Smart-TVs:
Die Dyn App ist auf SONY Smart-TVs (mit Android TV) und SAMSUNG Smart-TVs (Tizen) ab Baujahr 2018 verfügbar.  

Streaming Sticks & Geräte:
Haushalte die nicht im Besitz eines internetfähigen TV-Geräts (Smart-TV) sind, können zum Sendestart den Streaming Stick Chromecast als einfache Alternative nutzen, um Dyn auf dem Fernseher zu übertragen. Chromecast kann bei zahlreichen Internetanbietern oder im stationären Handel gekauft werden. Außerdem gibt es weitere Möglichkeiten, Dyn direkt auf dem TV-Gerät zu nutzen. So können HDMI-fähige Endgeräte auch über ein HDMI-Kabel an den Fernseher angeschlossen werden 

MagentaTV: 
Dyn ist außerdem auf allen neuen Endgeräten von MagentaTV erreichbar. Dazu zählen alle Android-TV-fähigen Endgeräte der Telekom, zum Beispiel der MagentaTV Stick und die TV-Box „MagentaTV One“. Telekom-Kunden müssen ein Abo bei Dyn abschließen, um Dyn auf MagentaTV nutzen zu können. 

Sky Receiver: 
Die Dyn App ist auch über die Sky Q Plattform verfügbar. Sky-Kunden müssen hierfür immer ein Abo bei Dyn abschließen, um Dyn auf dem Sky Q Receiver empfangen zu können. 

Apple AirPlay:
Abonnenten, die über ein Air Play-fähiges Gerät verfügen, können auch über die Dyn iPhone App alle Spiele via Apple AirPlay auf dem Fernseher sehen.

Mobilgeräte | Smartphone & Tablet: 
Die Dyn App ist mit iPhone & iPad (ab iOS 14) und Android Smartphones & Tablets (ab Android OS 12) kompatibel.  

PC | Notebook: 
Dyn kann auf den Webbrowsern Google Chrome (Microsoft & Mac), Firefox (Microsoft & Mac), Microsoft Edge und Safari (Mac) genutzt werden. Nach der Registrierung und Anmeldung können Notebooks, PCs, Tablets oder Handys z.B. auch über ein HDMI-Kabel an den Fernseher angeschlossen werden, sofern dieses Gerät über einen HDMI-Anschluss verfügt. 

Hier können aktuelle Informationen zu den technischen Empfangbarkeiten nachgelesen werden.

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