Zeltdach des Münchner Olympiastadions wird geehrt
Das unter Denkmalschutz stehende Zeltdach des Münchner Olympiastadions wird am 22. September im Rahmen eines Festakts als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland ausgezeichnet. Mit diesem Titel ehrt die Bundesingenieurkammer historisch bedeutende Ingenieurbauwerke in der gesamten Bundesrepublik. Das Zeltdach ist das vierte bayerische Bauwerk, dem die Ehrung zuteilwird.
Bayerns Bauminister Christian Bernreiter, die Münchner Stadtbaurätin Prof. Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk sowie der Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, Prof. Dr. Norbert Gebbeken, und der Präsident der Bundesingenieurkammer, Dr. Heinrich Bökamp, werden die Ehrentafel gemeinsam enthüllen. Dipl.-Ing. (FH) Günter Mayr, einer der federführend verantwortlichen Ingenieure, berichtet aus der Planungsphase Ende der 1960er / Anfang der 1970er Jahre. Zudem wird der Bayerische Denkmalpflegepreis 2024 ausgelobt.
Der Festakt beginnt um 13 Uhr im Coubertin im Olympiapark. Die feierliche Enthüllung der Ehrentafel findet um 14 Uhr zwischen der Olympiahalle und Olympiaschwimmhalle statt.
„Ich freue mich, dass mit dieser Auszeichnung die herausragenden Ingenieurleistungen, die dieses einzigartige Zeltdach erst möglich gemacht haben, für jedermann sichtbar gemacht werden“, freut sich Prof. Dr. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau über die Ehrung. Dr. Heinrich Bökamp, der Präsident der Bundesingenieurkammer, lobt die enge Verzahnung von Architektur und Ingenieurbaukunst: „Dieses Bauwerk hat auch heute noch Vorbildcharakter. Das Zusammenspiel von Gestaltung und Technik sowie die Zusammen-arbeit mit dem Handwerk machen das Zeltdach zum dauerhaften Symbol deutscher Ingenieurbaukunst.“
Bauminister Bernreiter hat durch seinen ursprünglichen Beruf eine besondere Verbindung zur Zeltdachkonstruktion: „Als Stahlbau- und Schweißfachingenieur bewundere ich das Zeltdach des Olympiastadions sehr. Zusammen mit dem Olympiapark gibt es der Stadt München ein einzigartiges Gesicht und hat einen großen Wert für die Bürgerinnen und Bürger. Jedes Jahr kommen Touristen aus aller Welt, um diesen charakteristischen Ort mit seiner einzigartigen Wirkung zu besichtigen. Dass die einzigartige Ingenieurbaukunst nun besonders geehrt wird, ist absolut verdient.“
Die Münchner Stadtbaurätin Prof. Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk meint: „Das transparente Zeltdach des Olympiageländes steht für Durchlässigkeit und Leichtigkeit. Es wurde als Symbol der Demokratie geschaffen. Ein Wahrzeichen, dessen geniale Architektur und Ingenieurbaukunst die gebaute Philosophie der Baukultur verkörpert.“
Zu den Olympischen Spielen in München 1972 fertiggestellt, ist das Zeltdach des Olympiastadions noch heute prägend für den Ingenieurbau. Bei seinem Bau kamen modernste, weitgehend eigens für dieses Bauvorhaben entwickelte Techniken zum Einsatz. Die zahlreichen Entwicklungen aus dieser Zeit waren später noch für die Konstruktion von Dächern und Brücken richtungsweisend. Hierzu zählen beispielsweise die Erd-Anker, das dehnbare, hochpräzise, vorgefertigte Seilnetz sowie der erste große CAD-Einsatz. Die aus dem Bau des Zeltdachs gewonnenen Erkenntnisse wurden aufgearbeitet und weiter erforscht. So wurde in Zusammenarbeit mit den beteiligten Ingenieurbüros ein eigener Forschungsbereich an der Universität Stuttgart gegründet, der seitdem weltweite Anerkennung genießt. Der Innovationsgeist und Mut von damals dienen heute noch vielen Ingenieurinnen und Ingenieuren als Vorbild.
Seit 2007 wird die Auszeichnung „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ vergeben. Diese wird unterstützt vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB), den Ingenieurkammern der Länder und dem gemeinnützigen Förderverein „Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“.
(Stadionwelt, 20.09.2023)
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