„Wachstumsmarkt und relevant für die Gesellschaft“

Interview mit Stephan Peters, Vorstandsvorsitzender, und Marco Grund, Marketingvorstand des Verbands für Sportökonomie und Sportmanagement in Deutschland (VSD), über die Arbeitssituation im Sportbusiness.

Stephan Peters
Stephan Peters Bild: VSD

Stadionwelt: Arbeiten im Sportbusiness im Jahr 2023 – was bedeutet das?
Peters: Das Sportbusiness ist in 2023 in einen richtigen Aufschwung gekommen und dies schlägt sich in der Stimmung und damit auch im Arbeitsmarkt nieder. Es sind viele Stellen im Arbeitsmarkt zu besetzen, Tendenz weiter steigend. Der medial viel beschriebene „Fachkräftemangel“ macht auch vor der Sportbranche nicht halt. Unternehmen und Sportorganisationen reagieren hier sehr offen auf die Arbeitnehmerwünsche und bieten so, auch bedingt durch die Entwicklungen der Corona-Zeit, vermehrt flexible Arbeitszeit- und Arbeitsortmodell. Je nach Blick auf die Sportbranche gibt es auch im Bereich der Vergütung gerade für Fachkräfte im IT- und Technik-Bereich positive Entwicklungen. Tendenziell werden in der Sportindustrie höhere Gehälter als in der Sportdienstleistungsbranche gezahlt.

Stadionwelt: Wie ist der Arbeitsmarkt Sport aktuell charakterisiert? Wie stehen die Nachfrage und das Angebot nach bzw. an Arbeitskräften im Verhältnis?
Peters: Es ist schon fast eine Floskel – das Sportbusiness professionalisiert sich auf allen Ebenen immer weiter: Von Profi- bis Breitensport über die Sportindustrie und Medien bis hin zu Startups. Es entstehen neue an den Sport angrenzende Märkte – hierzu bietet sich einfach ein Blick auf die Leitmessen u.a. ISPO, FIBO, Outdoor und neue bzw. spezialisierte Arbeitsbereich wie beispielsweise in Gaming & eSport, Nachhaltigkeit, Digitale Plattformen etwa im Bereich OTT, Fantasy Sports, Web3, NFTs, Datamanagement und -analyse etc. durch die Fokussierung und den Technologischen Fortschritt. 

Die Sportbranche basiert im medienorientieren Profisport auf der professionellen Umsetzung von Events und Veranstaltungen. Hieraus ergibt sich durch wiedergewonnene Stabilität und Planungssicherheit insbesondere eine steigende Nachfrage von Fach- und Arbeitskräften im indirekten Bereich des Sports – konkret im Dienstleistungs- und Partnerumfeld des Profisports von Medien, Vermarktung, Marketing, Technologie, Catering, Sicherheit, Datenanalyse, Hotellerie, Gastgewerbe, Mobilität, usw. Dies zeigen u.a. der aktuelle DFL-Wirtschaftsreport und die Eckdaten-Studie der Fitnessbranche. Die Sportbranche ist weiter ein Wachstumsmarkt und relevant für die Gesellschaft!

Stadionwelt: Stichwort Matchmaking: Wie finden Unternehmen und Menschen zusammen? Was sind die Erfolgsfaktoren für ein perfektes „Match“? Und wie bleiben diese Beziehungen langfristig für beide Seiten erfolgreich?
Peters: Hier gibt es interessante Entwicklungen und Möglichkeiten. Zum einen steigt die Zahl der Personalberatungen, die sich auf das Recruiting von Fach- und Führungskräften im Sport spezialisieren. Dies trägt der Entwicklung Rechnung, dass erkannt wurde, dass sich Schlüsselpositionen so professioneller und oft unter dem öffentlichen Radar besetzen lassen – Stichwort Headhunting. Zum anderen ist das Business mit Stellenausschreibung für die Nische Sport florierend. Es wird oft über mehrere Job-Plattformen wie Sportyjob, Jobs im Sport, Global Sports Jobs, VSD, Stadionwelt, SPOBIS, Sports Maniac, Joborama breitgestreut. Ergänzend präsentieren sich potenzielle Arbeitgeber über die digitalen Kanäle der Karriere-Plattformen beispielsweise via Meet-ups – wie etwa DSMU by VSD oder via Insta­Live im Interview. Arbeitgeber betreiben mehr Anstrengungen, um für potenzielle Arbeitnehmende sichtbar und attraktiv zu werden. Auch gilt es Synergien zu nutzen – so haben wir als VSD die exklusive VSD-Karrieretour mit unseren Partnern Sportyjob und Sports Pioneers entwickelt. Seit 2022 nutzen wir die internationalen Leitmessen von der ISPO, über die FIBO bis zur OutDoor um Arbeitgeber mit Kandidaten ins Gespräch zu bringen und folgen dabei unserer Mission Einsteiger, Professionals und Unternehmen des Sportbusiness in einen Dialog zusammenzubringen. Der VSD Karrieretour schließen sich immer mehr Partner an und sie erfreut sich bei Teilnehmenden wachsender Beliebtheit. Dies zeigt auch, dass es weiterhin sinnvoll ist als Bewerber einen persönlichen Bezug zum potenziellen Arbeitgeber aufzubauen – Stichwort Vitamin B – denn nicht wenige Stellen werden auch weiterhin aus dem direkten Umfeld der Organisation besetzt.

Marco Grund
Marco Grund Bild: VSD

Stadionwelt: Wie hat sich das Arbeiten im Sportbusiness in den letzten Jahren gewandelt
Grund: Das Arbeiten im Sportbusiness hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Eine der wichtigsten Entwicklungen ist der weitere Ausbau der Digitalisierung. Teams und Organisationen nutzen nun vermehrt digitale Kanäle, um Fans zu erreichen, Produkte zu verkaufen und zusammenzuarbeiten. Die Pandemie hat gezeigt, dass Unternehmen im Sportbusiness agil und flexibel sein sollten, um schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Hierfür werden vermehrt junge Talente gesucht, die digitale Kompetenzen mitbringen.

Auch in der Vermarktung und Verwaltung von Sportevents und -organisationen wird vermehrt auf digitale hybride Lösungen gesetzt. Corona war hierfür ein starker Katalysator, da es die Sportunternehmen gezwungen hat, zu handeln. Wie auch in vielen anderen Unternehmen, hat dies das Arbeiten im Hinblick auf Ort und Zeit disrupiert. Homeoffice, Remote-Work und flexibles Arbeiten sind Attribute und Faktoren, die von Arbeitnehmern auch vermehrt gefordert werden. Nichtsdestotrotz bleibt das Sport-Event (zunächst) analog und so hat uns die vergangene Zeit auch gezeigt, wie wichtig solche Veranstaltungen und Events für unsere Gesellschaft sind.

Aufgrund von Einschränkungen bei öffentlichen Versammlungen wurden viele Sportveranstaltungen abgesagt oder verschoben. Um dennoch eine Fanbindung aufrechtzuerhalten, haben viele Teams und Organisationen auf digitale Kanäle gesetzt und virtuelle Veranstaltungen oder Live-Streaming-Events organisiert. Außerdem hat in diesem Zusammenhang die Personalisierung an Bedeutung zugenommen. Im Sport wird zunehmend auf Personalisierung gesetzt, um die Fanansprache oder die Optimierung von Produkten auszubauen. Hierbei wird versucht auf die individuellen Bedürfnisse und Interessen der Zielgruppen einzugehen.

Die Pandemie hat außerdem zu finanziellen Herausforderungen für viele Teams und Organisationen geführt, da Einnahmen aus Ticketverkäufen und Sponsoring weggefallen sind. Dies hat einige Unternehmen gezwungen, Kosteneinsparungen vorzunehmen und ihre Strategie zu verändern. Seit dem Re-Start ist wieder ein positiver Trend zu erkennen. Es entstehen neue Stellenbeschreibungen, vor allem im Hinblick auf digitale Aufgaben, wie Online-Marketing, Social Media oder Online-Shops.

„Die Sportbranche ist sehr heterogen gestaltet.“

Stadionwelt: Wie würden Sie den perfekten Pfad auf dem Weg hin zu einem erfolgreichen Sportmanager beschreiben?
Grund: Der perfekte Pfad zum erfolgreichen Sportmanager ist völlig individuell. Die Sportbranche ist sehr heterogen gestaltet. Es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen Nischen und Organisationen, die auf dem Markt agieren. Dadurch können auch unterschiedliche Kompetenzen und Interessen von Bedeutung sein. Allerdings gibt es einige grundlegende Empfehlungen, die für eine erfolgreiche Laufbahn hilfreich sein können. Eine solide Bildung ist ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zum erfolgreichen Sportmanager. Ein (duales) Bachelor- oder Master-Studium in Sportmanagement oder einem verwandten Bereich kann dabei helfen, die grundlegenden Fähigkeiten und Kenntnisse zu erwerben, die für eine Karriere im Sportmanagement erforderlich sind und den Markt kennenzulernen. Praktika sind eine hervorragende Möglichkeit, um Erfahrungen im Sportmanagement zu sammeln und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Durch Praktika können Sie auch herausfinden, welche spezifischen Bereiche des Sportmanagements für Sie am interessantesten sind. Außerdem kann ein Netzwerk im Sportmanagement sehr hilfreich sein, um Jobchancen zu finden und Karrieremöglichkeiten zu erkunden. Networking-Events, Konferenzen und Fachverbände – wie der VSD – können beim Aufbau sehr hilfreich sein.

Der Sportmarkt verändert sich ständig und es ist wichtig, sich kontinuierlich weiterzubilden, um auf dem neuesten Stand der Entwicklungen und Trends zu bleiben. Hierfür können Seminare, Kurse oder Workshops hilfreich sein. Schließlich ist es auch wichtig, eine Leidenschaft für den Sport zu haben. Sie kann dazu beitragen, Motivation und Engagement zu fördern und Ihnen helfen, sich in Ihrem Arbeitsbereich zu engagieren und zu wachsen.

Stadionwelt: Wie bewerten Sie die Möglichkeiten für Weiterbildungen im Sport?
Grund: Die Möglichkeiten für Weiterbildungen im Bereich Sportmanagement sind heutzutage so vielfältig wie noch nie. Von Masterstudiengängen und Zertifizierungen bis hin zu Seminaren, Workshops und Online-Kursen. Wer beispielsweise einen tieferen Einblick in spezifische Aspekte des Sports wie Sportmarketing, Sportrecht oder Sportpsychologie erhalten möchte, für den bieten Masterstudiengänge eine gute Möglichkeit, um seine Kenntnisse und Fähigkeiten zu vertiefen.

Für diejenigen, die bereits im Bereich Sportmanagement tätig sind und ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in bestimmten Bereichen erweitern möchten, können Zertifizierungen eine gute Option sein. Diese sind oft auf spezifische Schwerpunkte oder Bereiche wie Coaching, Sportpsychologie, Nachhaltigkeit im Sport oder Sporternährung spezialisiert.

Seminare und Workshops sind eine effektive Möglichkeit, um gezielt spezifische Fähigkeiten zu erlernen, wie beispielsweise Vertrieb oder Eventmanagement. Sie bieten außerdem eine großartige Gelegenheit, um andere Fachleute im Bereich Sportmanagement kennenzulernen und zu vernetzen.

In den letzten Jahren sind auch Online-Meet-ups zu einer immer beliebteren Option geworden. Sie sind oft flexibel und können von überall aus absolviert werden. Das zeigt sich beispielsweise auch in der Akzeptanz und Nachfrage unseres mittlerweile etablierten Digital Sports Meetup bs VSD. Gestartet im April 2020, haben wir seither knapp 25 Folgen mit einer Vielzahl von Experten aus dem Sportbusiness produziert.

Neben den genannten Optionen gibt es auch Konferenzen und Netzwerkveranstaltungen, die eine großartige Möglichkeit bieten, um sich mit anderen Fachleuten im Bereich Sportmanagement zu vernetzen und auf dem Laufenden zu bleiben über die neuesten Entwicklungen und Trends im Sport. Insgesamt bieten Weiterbildungen eine hervorragende Möglichkeit, um das Wissen und die Fähigkeiten zu erweitern und die Karrierechancen zu verbessern. Es ist jedoch wichtig, die verschiedenen Optionen zu bewerten und auszuwählen, welche am besten zu den eigenen Karrierezielen und Bedürfnissen passen.

Stadionwelt: Welche Skills sind generell – aber vor allem im Sportbusiness – heutzutage mehr als gefragt?
Peters: Generell ist es hilfreich, eine Grundlagenausbildung zum Sport(-business) zu absolvieren, beispielsweise ein Bachelor-Studium idealweise im dualen System. Dies ermöglicht die notwendige Praxiserfahrung. Darauf aufbauend ist ein spezialisierte Masterprogramm sehr hilfreich, um den neuen Anforderungen am Markt und den eigenen Wünschen gerecht zu werden. Dabei stellt sich auch die Frage, wie sich die persönliche Karriere als erfolgreich definieren lässt und wirft den Blick auf die Fach- oder Führungskarriere. Beides ist mittlerweile sehr erstrebenswert und immer wieder wird sich für die Fachkarriere als Spezialist und gegen Personalverantwortung entschieden.
Grund: Eine gute Kommunikationsfähigkeit ist in allen Arbeitsbereichen des Sportmanagements ein wichtiger Faktor. Das beinhaltet sowohl den Aufbau eines Netzwerks als auch das Führen von Personal oder den Bereich Vertrieb. Das Verständnis von Daten und Analytik ist ebenfalls entscheidend, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Man sollte in der Lage sein, Daten zu sammeln, zu analysieren und zu interpretieren.

Strategisches Denken ist ein weiterer wichtiger Faktor. Ziele sollten klar definiert und langfristige Strategien entwickelt werden, um die definierten Ziele zu erreichen. Dafür ist ein gewisser Weitblick notwendig, um die Organisation in die richtige Richtung zu steuern. Nicht zuletzt ist Flexibilität und Anpassungsfähigkeit unerlässlich, da sich die Sportbranche schnell verändert und auf diese Veränderungen entsprechend reagiert werden sollte.

Zusätzlich sind Teamfähigkeit, Kreativität und Begeisterungsfähigkeit wichtige Kompetenzen und Eigenschaften, die in der Sportbranche besonders verlangt werden.

Stadionwelt: Wie sieht der VSD seine Rolle im Sportbusiness? An welchen Projekten arbeitet der VSD aktuell?
Peters: Unsere Rolle als VSD ist es seit 1996 den Austausch von Wissen, Erfahrung und Netzwerk in der Sportbranche zu fördern und die Karriere, Ausbildung und Forschung im Bereich Sportmanagement zu unterstützen. Wir sehen uns als Impulsgeber für die persönliche Karriere im Sportbusiness. Das zeigt auch die bereits erwähnte Mission zur VSD-Karrieretour. Dieses Projekt wird sicherlich weiter ausgebaut. Auch ist das Angebot von schneller und fokussierter Weiterbildung als Vortrag, Workshop oder Meet-up weiterhin Teil unseres Angebots. Dabei ist unsere Intention auch, immer wieder über den Tellerrand hinauszuschauen und unserer Community regelmäßig neuen Input zu liefern, damit diese sich mit innovativen Themen für die eigene Karriere und das notwendige Netzwerk vertraut machen kann. Als weiteres Projekt stehen Insight-Studien wie die dritte VSD Gehaltsstudie für die Sportbranche an. (Stadionwelt, 08.05.2023)

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