„Die Zukunft des Vereinsmanagements ist digital“

Interview mit Prof. Dr. Manuel Sand, Programmleiter Vereins- und Verbandsmanagement im Sport an der Hochschule für angewandtes Management, und Prof. Dr. Susanne Burger, Geschäftsführerin des Bayerischen Landes-Sportverbands.

Prof. Dr. Susanne Burger
Prof. Dr. Susanne Burger Bild: Hochschule für angewandtes Management GmbH
Bislang ist der organisierte Sport in Deutschland überwiegend für seine ehrenamtlichen Strukturen bekannt. Welche Faktoren sorgen dafür, dass der Bedarf nach fachlich ausgebildeten, hauptberuflichen Führungskräften auch in diesem Bereich zunimmt?

Prof. Sand: Zum einen durch die zunehmende Professionalisierung, auch im Breitensport, und zum anderen durch die Anforderungen der Digitalisierung. Um mit kommerziellen Anbietern mithalten zu können und neue Zielgruppen anzusprechen, ist es notwendig, ein attraktives und zeitlich flexibles Sportprogramm anzubieten. So kann z. B. ein vereinseigenes Fitnessstudio eine Überlegung sein. Hinzu kommt, dass die Verwaltungsabläufe immer komplexer und aufwendiger werden. Auch das Marketing und die Marke werden von immer größerer Bedeutung, speziell auch im Hinblick auf die sozialen Netzwerke.

Prof. Dr. Manuel Sand
Prof. Dr. Manuel Sand Bild: Hochschule für angewandtes Management GmbH
Was uns zum Bereich Digitalisierung bringt, viele Prozesse müssen mittlerweile digitalisiert werden – Mitgliederverwaltung, Anträge – um mit der Zeit zu gehen und um entsprechende Schnittstellen zu nutzen. Gleichzeitig bieten sich aber durch die Digitalisierung ganz neue Möglichkeiten und nach erfolgreicher Implementierung auch Zeitersparnisse. Durch diese Veränderungen braucht es qualifizierte und hauptamtliche Mitarbeiter, die die Entwicklung im Verein vorantreiben und die das Ehrenamt entlasten. Diese Mitarbeiter können oftmals durch steigende Mitgliederzahlen resubventioniert werden.

Warum ist der Vereins- und Breitensport ein mindestens genauso attraktiver Arbeitgeber wie ein Proficlub?

Prof. Sand: Im Vereinssport ist man direkt an der Basis und kann seine Begeisterung für den Sport leben und weitergeben. Dabei ist das verstaubte Image des Sportvereins überholt, moderne Vereine bieten attraktive Sportangebote für alle Altersgruppen. Gleichzeitig wird aber auch die Gemeinschaft gepflegt und der Verein ist immer noch familiärer als ein nüchternes Fitnessstudio.

Prof. Burger: Die Basis für den Spitzensport ist der Breiten- und der Nachwuchsleistungssport, der aktiv in über 88.000 Sportvereinen bundesweit betrieben wird. Die Vereine bieten Heimat für über 27,5 Mio. Sportlerinnen und Sportler und stellen somit für knapp ein Drittel der Bevölkerung ein attraktives Sportangebot zur Verfügung. Die Bedürfnisse der Sportlerinnen und Sportler der Zukunft stehen für die Weiterentwicklung des organisierten Sports permanent im Fokus. Dabei gilt es, die Leidenschaft, das Engagement sowie die ehrenamtlichen Strukturen für den Vereinssport aufrecht zu erhalten und mit qualifizierten hauptberuflichen Experten die Transformation auf webbasierte Informations- und Managementplattformen zu gestalten. Die eigene Leidenschaft im täglichen Berufsleben einzusetzen und somit für viele Menschen den Sport modern und zukunftsorientiert zu gestalten, stellt für Sportbegeisterte ein tolles Berufsbild dar.

Was kann jeder Sportverein unternehmen, um sich als attraktiver Arbeitgeber für angehende Führungskräfte zu präsentieren?

Prof. Sand: Der Verein sollte entweder schon modern aufgestellt sein, oder offen für Veränderungen in dieser Hinsicht sein. Es sollte zudem Konzepte und Visionen geben wo man als Verein hin möchte, um den angehenden Führungskräften eine Perspektive zu geben. Diese können dann aktiv mitgestalten und die Ideen mit umsetzen. Zudem kann es auch hilfreich sein, den Absolventen im Vereins- und Verbandsmanagement einen Bereich zu geben, den sie völlig neu aufbauen können. Das können Events sein, Sparten, Kindersportschulen und vieles mehr.

Prof. Burger: Mut zur Veränderung und Gestaltungswille sind zwei Faktoren, die Sportvereine für eine aktive Zukunftsgestaltungen einbringen können. Qualifizierte Experten, die sich in der Ausbildung befinden oder diese an der HAM bereits durchlaufen haben können die Sportvereine hervorragend unterstützen. Die Investition lohnt sich! Aus Erfahrung der Sportvereine, die diesen Schritt bereits gewagt haben, kann die Refinanzierung dieser Ressource durch die Steigerung der Mitgliederzahlen, den Abschluss von Kooperationen oder Sponsorenverträgen bestätigt werden.

Seit dem Wintersemester 2019/20 ist die HAM offizieller Bildungspartner des BLSV. Inwiefern profitieren beide Seiten davon?

Prof. Sand: Durch die Kooperation mit dem BLSV sind wir nah an den bayerischen Sportvereinen und deren aktuellen Wünschen und Bedürfnissen dran. Ebenso bekommen wir aktuelle Entwicklungen und Trends, wie z. B. die Digitalisierung, mit und können diese nicht nur ins Studium einbauen, sondern auch gemeinsam mit den Studierenden mitgestalten. Unseren Studierenden können wir zudem attraktive dual kooperative Stellen bei Sportvereinen anbieten, so dass diese Praxis und Theorie optimal miteinander kombinieren können.

Prof. Burger: Die drängendsten Probleme der Sportlerinnen und Sportler sowie der Vereine und Sportfachverbände zu lösen, macht sich der BLSV zur Aufgabe. Im Zuge der Kooperation mit der HAM kann die dafür notwendige Markt- und Trendforschung qualitativ bereichert und wissenschaftlich begleitet werden.

Welche Kompetenzen sind für angehende Führungskräfte in Vereinen und Verbänden besonders wichtig? Warum werden Themen wie die Digitalisierung, Social Media Management sowie Marken- und Eventmanagement auch im Vereins- und Breitensport immer wichtiger?

Prof. Sand: Zunächst einmal sollten sie das Vereins- und Verbandswesen verstehen und die Strukturen kennen, zudem sollten sie sich mit Fördermöglichkeiten, sowie mit gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandergesetzt haben. Für die Mitarbeitergewinnung und -bindung sind eine klare Marke, sowie Events von Bedeutung. Die Digitalisierung ist nicht aufzuhalten, auch nicht im Verein, und die sozialen Medien sind im Hinblick auf Sponsoring und Marketing ein bedeutendes Instrument geworden. Die Digitalisierung kann den Vereinen viele Vorteile und Erleichterung bringen, unsere Studierenden sind hier fit und können neuste Erkenntnisse in die Vereine bringen.

Inwiefern profitieren Studenten über die im Studiengang vermittelten Kompetenzen hinaus von einem Studium an der HAM?

Prof. Sand: Wir bringen fast alle Studierenden, auch dank unseres flexiblen, semi-virtuellen Konzeptes – eine Mischung aus Präsenzstudium und Onlinelehre – bereits während des Studiums in Vereinen- und Verbänden unter. So können Sie bereits Berufserfahrung sammeln, aber auch wertvolle Kontakte knüpfen und sich ein Netzwerk aufbauen. Gleichzeitig werden bereits während dem Studium die beruflichen Weichen für die Zukunft gestellt.

Prof. Burger: Der Einstieg in Vereine und Sportverbände kann dank des semivirtuellen Formats in Teilzeit bereits während des Studiums erfolgen. Dies ermöglicht einen Mehrwert sowohl für den Arbeitgeber als auch den Studierenden. Der Verein oder Sportverband kann mit einer geringen Investition starten und sukzessive die Grundlagen für eine Refinanzierung der Personalressource gestalten. Der Studierende dagegen kann im Laufe seiner Qualifizierung entsprechende Kompetenzen und damit Mehrwerte einsetzen und somit seinen eigenen Arbeitsplatz sicherstellen bzw. ausbauen.

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