Arbeitsmarkt eSports

Während sich Sportromantiker nach wie vor über die Frage in den Haaren liegen, ob es sich beim eSport tatsächlich um eine Sportart im klassischen Sinne oder bloß um ein Jugendphänomen handelt, ist die Branche längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Nachdem sich eSportler in den vergangenen Jahren meist selbst in eigens gegründeten eSports-Clubs organisiert haben, erkennen mittlerweile immer mehr Sportorganisationen auf der ganzen Welt das Potenzial der neuen Sportart und lassen ihre Spieler, deren Alltag und Trainingspensum dem eines klassischen Profisportlers in nichts nachsteht, in virtuellen Wettkämpfen gegeneinander antreten. Waren Turniere und Live-Events vor großen Zuschauermengen vor Jahren noch überwiegend im asiatischen Markt anzutreffen, hält die Faszination eSports inzwischen auch in Europa und den USA Einzug und lockt die Fans der schnellen, elektronischen Sportart jedes Jahr zu zehntausenden in die größten Venues der Welt. Das rasante Wachstum der gesamten Branche belegen auch zahlreiche Statistiken. Lag der Gesamtumsatz der Branche in Deutschland im Jahr 2013 noch bei rund 8,3 Mio. Euro, stieg dieser bis zum Jahr 2018 auf rund 63 Mio. Euro. Weltweit lag der Umsatz mit eSports im Jahr 2019 bei rund 885 Mio. Euro. Experten prognostizieren ein anhaltendes Wachstum der Branche: Schätzungen zufolge könnte sich der weltweite eSports-Umsatz im Jahr 2023 auf einen Betrag zwischen 1,4 Mrd. und 1,7 Mrd. Euro belaufen.

Der Arbeitsmarkt eSports wächst rasant.
Der Arbeitsmarkt eSports wächst rasant. Bild: Kilian Reil

Nur etwas für passionierte Zocker?

Mit Videospielen Geld verdienen – davon träumen viele Jugendliche. eSports ist ein vergleichsweise junger Arbeitsmarkt, dessen Strukturen sich erst in den letzten drei Jahren zunehmend professionalisiert haben. Diese zunehmende Professionalisierung wirkt sich auf die gesamte Branche aus und mündet im Bedarf an qualifizierten Führungskräften in allen Bereichen der Branche. Neben den „Sportlern“ an sich bedarf es Fachleuten aus verschiedenen Bereichen, um der Professionalisierung und der mit ihr einhergehenden Herausforderungen Herr zu werden. Auch wenn die Nachfrage nach professionellen Arbeitskräften im Vergleich zu anderen Branchen gering erscheinen mag, wächst das Angebot an Jobs kontinuierlich – und reicht dabei von PR- und Marketing-Experten bis hin zur höchsten Management-Ebene. Auch wenn eine Affinität zur Gaming-Szene unabdingbar scheint, müssen Führungskräfte in der eSport-Branche nicht zwangsweise selbst passionierte Profi-Zocker sein, wie Alexander Müller, CEO von SK Gaming, erklärt: „Ich glaube, das eine bedingt das andere schon in gewissem Maße. Auch ich spiele gerne, mache aber auch genauso gerne physischen Sport. Gaming gehört für mich einfach als Bestandteil zum Leben dazu. In Phasen mehr, in Phasen teilweise auch mal gar nicht.“

Der Blick über den Tellerrand

Gerade in den höheren Management-Ebenen sind speziell ausgebildete eSports-Manager von Vorteil, wenn es darum geht die Professionalisierung der jungen Branche weiter voranzutreiben. Bislang war – und ist es zum Teil immer noch – dieses Berufsbild noch nicht klar umrissen, gezielte Weiterbildungsmaßnahmen sollen angehenden Managern Einblicke in die Branche gewähren oder den Blick über den Tellerrand schärfen – und dabei die steigende Nachfrage der Branche nach professionellen Führungskräften befriedigen. Kathrin Lehmann, Geschäftsführerin des Stadionwelt-Bildungspartners SPORTBUSINESS CAMPUS, der eine speziell auf den Arbeitsbereich eSports Management zugeschnittene Weiterbildung zu seinem Portfolio zählen kann: „Die eSports-Welt hat nach wie vor etwas sehr Magisches an sich. Jemand, der nicht in dieser Welt aufgewachsen ist, denkt, dass diese Welt ein ganz eigenes Wirtschaftssystem sei. Wer in der eSports Community aufwächst, für den ist alles ganz normal. Es geht also nicht nur darum, dass immer mehr Spezialisten in der eSports-Branche generiert werden, sondern dass Manager aus der ‚analogen Welt‘ mehr Einblicke in die ökonomischen Prozesse der digitalen Sportwelt erlangen, verstehen und beide Welten synergetisch verbinden können. Beide Welten sind attraktiv, ökonomisch sehr herausfordernd und das Verbinden von beidem wird die Zukunft von wirtschaftlich erfolgreichen Prozessketten für Unternehmen, Vereine und Clubs sein.“

Der eSport füllt seit einigen Jahren auch in Europa große Venues, hier die LANXESS arena.
Der eSport füllt seit einigen Jahren auch in Europa große Venues, hier die LANXESS arena. Bild: Adela Sznajder

Auch Müller merkt an, dass Fachkenntnisse im Bereich eSports nicht nur für Branchenzugehörige von Vorteil sein können: „In meinem Fall ist es so, dass ich bei einem Team, SK Gaming, arbeite. Es gibt auch Verbände und Agenturen im eSports, diese müssen aber teilweise noch ihre genaue Position in unserem Ökosystem finden.“ Auch vielen Unternehmen abseits der Branche bietet der eSports-Markt Möglichkeiten, neue Wege im Marketing zu beschreiten und gleichzeitig eine genau definierte, junge Zielgruppe anzusprechen. Dabei sei allerdings Vorsicht geboten, wie Lehmann ergänzt: „Die Nachfrage nach eSports-Agenturen, die unterstützend Unternehmen beraten, hat sehr stark zugenommen, weil viele Unternehmen es sich nicht zutrauen, dieser ‚eigenen Sprache der eSports-Community‘ zuzuhören. Es geht darum, die Fähigkeit zu entwickeln, einschätzen zu können: Wer, was oder wie kann mir helfen, mein Unternehmensziel im, mit oder durch den Bereich eSports zu erreichen?“ Nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Relevanz von eSports in allen Bereichen des Sport- und Marketing-Business und der gewissen Unschärfe, die das Berufsbild es eSports-Managers mit sich bringt, sei die Weiterbildung zum eSports Manager des SPORTBUSINESS CAMPUS auch für Branchenfremde interessant, wie Lehmann erklärt: „Es gibt nicht DEN Beruf eSports Manager – so wie es auch nicht DEN Beruf Fußballmanager gibt. Die Stellen, in denen eSports-Kenntnisse mittlerweile geradezu ein Muss sind, sind alle, die mit New Business, Innovation oder irgendetwas mit dem Titel ‚Digital‘ oder ‚E-Commerce‘ zu tun haben. Somit geht es genau um diese Profilschärfung einer Person, die sich einerseits auf eine Stelle im eSports-Markt bewirbt, oder andererseits vielleicht einen neuen Geschäftsbereich im Job dazubekommt. Genau dafür ist die Weiterbildung das richtige Tool, um Wissen und Netzwerk aufzubauen. Zudem wird der Tag kommen, an dem jedes Unternehmen – sei es noch so klein – mit eSports in Kontakt kommen wird.“

Arbeitgeber eSports

Doch auch der Druck auf die Branche wächst. Immer mehr motivierte, angehende Führungskräfte drängen in einen Markt, der bislang überwiegend von Quereinsteigern und Mitarbeitern geprägt ist, die über Umwege in den Beruf gelangt sind. Professionelle Weiterbildungsangebote wie das des SPORTBUSINESS CAMPUS versuchen, die Anforderungsprofile zu schärfen und gleichzeitig professionelle Führungskräfte für den eSports-Markt von morgen hervorzubringen. Bislang ist ein Job in einem eSports-Team oder -Verband aber in erster Linie eine Herzensangelegenheit, wie auch Müller betont: „Ich für meinen Teil weiß, dass ich mit meiner Ausbildung und Position in der freien Wirtschaft mehr verdienen könnte. Da ich meinen Job aber mit Herzblut mache, ist das für mich absolut irrelevant.“ Eine weitere Professionalisierung der gesamten Branche wird sich eines Tages aber auch auf die Gehälter auswirken, wie Lehmann anmerkt: „Wer bei uns die Weiterbildung macht, weiß, dass wir hier gemeinsam auf wirtschaftswissenschaftlichen Grundlagen wertfrei diskutieren und Wissen teilen. Je mehr Menschen Expertise für diese Welt vorweisen können, desto besser kann der Markt bespielt werden und entsprechend auch Geld verdient werden.“

Doch auch in der eSports-Szene selbst ist die Berufsbezeichnung „eSport Manager“ nicht zwangsweise an ein klares Aufgabenprofil geknüpft. Die alltäglichen Aufgaben und besonderen Herausforderungen, mit denen sich ein eSports Manager – etwa bei einem eSports-Club oder einem Veranstalter von eSports-Events – regelmäßig konfrontiert sieht, sind ebenso vielfältig wie das Berufsbild an sich. „Wir teilen unser Geschäft grob in drei Segmente ein“, erklärt Müller. „Zunächst haben wir den spielerischen Bereich. Hier geht es um das Sportliche und wie wir es beeinflussen können. Spieler und Coaches sowie Manager für bestimmte Spiele sind hier angesiedelt. Unsere Aufgabe ist es, diesen Bereich mit der übergeordneten Philosophie von SK Gaming im Einklang zu halten. Daneben steht der Bereich der Community, also unserer Fans. Diese werden von uns aktiv betreut und mit Inhalten versorgt, damit sie sich nah am Spieler bzw. Team fühlen können. Der dritte Bereich sind bei uns die Partner und Sponsoren. Hier müssen wir im Prinzip die Verknüpfung zu den anderen beiden Bereichen sinnvoll herstellen und durch Einbindung unserer Spieler und Teams die Community abholen, um dem Partner oder Sponsor ein Engagement mit dieser Zielgruppe zu ermöglichen.“ Doch gerade diese vielseitigen und abwechslungsreichen Aufgaben seien es, die den Arbeitsmarkt eSports laut Müller so attraktiv machen würden: „Gerade die Möglichkeit, diesen noch verhältnismäßig jungen Markt selbst aktiv mitgestalten zu können, ist in meinen Augen sehr verlockend. Man kann viel bewegen und sieht sich seltener bürokratischen Hürden gegenübergestellt. Konzepte dürfen auch mal ausprobiert werden und selbst Misserfolge werden eher positiv bewertet. So empfinde ich das zumindest.“ (Stadionwelt, 20.05.2020)

Weitere News - Karriere / Personal

Karriere / Personal

Neuer Handelsvertreter für Sanitär-Dienstleister

Zum 01. April 2024 hat Wilfried Richter die Handelsvertretung für die CONTI Sanitärarmaturen GmbH für Berlin und Brandenburg übernommen. Er betreut für den ab sofort Großhändler und Handwerksbetriebe sowie Planer und Architekten. mehr

Karriere / Personal

Ticker: Personality im Sport- & Venue-Business

Der Arbeitsmarkt ist stets in Bewegung – das gilt auch für die Sport- und Venue-Branche. Stadionwelt informiert regelmäßig über Jobwechsel bei Clubs, Venues und in der Industrie. Aktuell: Berliner Füchse Medienteam, Director Communications SEH. mehr

Karriere / Personal

VfL Bochum schafft neue Stelle Unternehmenskommunikation

Der VfL Bochum 1848 erweitert seine Kommunikationsstrukturen. Mit der Schaffung der Stelle „Unternehmenskommunikation“ soll außerdem der langfristige wirtschaftliche Wachstumsplan „Vision 100+" unterstützt werden. mehr