„Umsatz um 30 Prozent gesteigert“

Michael Brill, Geschäftsführer D.LIVE, spricht im Interview mit Stadionwelt über seine Ziele für die Düsseldorfer Venues, Modernisierungsmaßnahmen und die Nachbarschaftshilfe für den KFC Uerdingen.

Michael Brill Geschäftsführer D.LIVE
Michael Brill Geschäftsführer D.LIVE Bild: D.LIVE
Stadionwelt: Sie sind jetzt anderthalb Jahre Geschäftsführer bei D.LIVE. Welches Fazit ziehen Sie bislang?
Brill: Ich ziehe ein ausgesprochen positives Fazit. Die Stadt Düsseldorf hat mit ihrem Portfolio von 3.000 bis 54.000 Plätzen eine einmalige Infrastruktur an Live Entertainment-Venues. Dann bietet die Stadt mit ihrer Lage und der Bedeutung in Nordrhein-Westfalen ein großes Potenzial, das wir bislang noch gar nicht voll ausgeschöpft haben. Im Bereich Sport ist Düsseldorf schon seit langem hervorragend aufgestellt, aber im Bereich Musik und Kultur wurden nicht alle Möglichkeiten genutzt. Wir wollten die Strahlkraft und Wirtschaftlichkeit Düsseldorfs durch eine intelligente Vernetzung aller Venues erhöhen – und das hat D.LIVE schon jetzt geschafft. Die letzten anderthalb Jahre waren herausfordernd, aber wir haben auch unglaublich viel bewegt. Das macht mich stolz!

Stadionwelt: Wie hat sich die Marke D.LIVE unter Ihrer Leitung weiterentwickelt?
Brill: Waren wir zuvor nur eine Abteilung in der Düsseldorf Congress Sport & Event GmbH, so ist D.LIVE seit 2018 ein eigenständiges Unternehmen mit einer klaren Fokussierung auf das Live Entertainment- und Sportgeschäft. Somit können wir uns vollständig an den Bedürfnissen unseres Marktes und vor allem unserer Kunden ausrichten. Statt dem parallelen Einzelbetrieb der fünf Venues führen wir nun EIN Portfolio mit gleichbleibenden Ansprechpartnern für unsere Kunden, egal welches Venue genutzt werden soll. Durch die funktionale Gliederung unseres Managements sind wir schneller, effizienter, innovativer und spezialisierter und können unsere Vielfalt ganz anders nutzen. So ist es uns auch gelungen, mit dem 10-jährigen Namensrecht-Vertrag mit der Gauselmann Gruppe einen der höchstdotiertesten Rechteverträge für Stadien in Deutschland abzuschließen. Im Rahmen unserer Digitalisierungs-Strategie haben wir die internen Prozesse mit für unsere Bedürfnisse angepassten Software-Lösungen abgebildet, eine völlig neuartige Booking-Software entwickelt, IT- und WiFi-Bedürfnisse in den Venues vollständig erneuert, Werbeflächen umfangreich digitalisiert und die Anzeigetafeln in den Venues auf die neueste Technologie gebracht. Auch haben wir unsere eigene F&B-Brand „D.LIVE Catering“ innerhalb von drei Monaten aus dem Boden gestampft und bewirtschaften vier unserer Venues vollständig in Eigenregie. Wir konnten die Buchungen unserer Venues auf ein neues Rekord-Niveau bringen und haben bereits mit den Vorbereitungen für die Austragung der EM 2024-Spiele begonnen. Für 2020 planen wir die Eröffnung unseres D.LIVE Open Air Parks mit einer Kapazität von 80.000 Besuchern. Auch das wirtschaftliche Ergebnis kann sich sehen lassen: Wir haben unseren Umsatz um 30 Prozent steigern können, der Gewinn hat sich verdreifacht. Alleine im ersten Jahr konnten wir unser Ergebnis um über 2 Mio. Euro gegenüber der Planung erhöhen.

Stadionwelt: Was sind die kommenden Ziele – auch wirtschaftlich?
Brill: Wir möchten in unseren Venues die Veranstaltungsdichte erhöhen und unseren Besuchern ein noch abwechslungsreicheres Event-Programm bieten. Unsere Aufgabe ist es, in einem wettbewerbsintensiven geografischen Markt konkurrenzfähiger zu werden und Düsseldorf als attraktiven Live-Entertainment-Standort zu positionieren. Zudem müssen wir natürlich die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens erhöhen. Wir werden die Optimierung unserer Betriebskosten weiter vorantreiben und unser Team systematisch spezialisieren und vergrößern – so werden wir ab Mitte des Jahres ein eigenes Department nur für die Abwicklung von Firmenveranstaltungen begründen und ein zentrales Management für unsere Parkflächen installieren. Darüber hinaus werden wir die Kapazitäten unserer Venues durch bauliche Maßnahmen erhöhen, in Summe werden wir künftig über 3.000 weitere Plätze anbieten können! Wirtschaftlich erwarten wir Ergebnisverbesserungen im zweistelligen Prozentbereich.

Die MERKUR SPIEL-ARENA in Düsseldorf.
Die MERKUR SPIEL-ARENA in Düsseldorf. Bild: Stadionwelt

Stadionwelt: Wie ordnen Sie sich im Gesamt-Konzept der „Sportstadt Düsseldorf“ ein? Wie sieht die Zusammenarbeit aus?
Brill: Die Sportstadt muss man als Gesamtkonzept betrachten, auch wenn sie ein Department von D.LIVE ist. Hier fokussieren wir uns auf die Akquise und Durchführung von Spitzensport-Events in unseren Hallen und im Stadtgebiet. Aktuell steht im Veranstaltungskalender zum Beispiel die Techniker Beach Tour, bei der sich im Mai 2019 die nationale Top-Besetzung der Beachvolleyballszene in Düsseldorf trifft. Zudem wird in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal die Deutsche Skateboard Meisterschaft im Skatepark Eller – dem größten Skatepark Deutschlands – ausgetragen. Auch sind wir Gastgeber der Europameisterschaft im Fechten, des Pixum Super Cup im Handball, des international ausgezeichneten Leichtathletik-Hallenmeetings „PSD Bank Meeting“, des Judo Grand Slam und vieler anderer Top-Sport-Events.

Stadionwelt: Für das geplatzte Freiluftkonzert von Ed Sheeran auf der geplanten Open-Air-Fläche auf dem Messeparkplatz P1 musste D.LIVE Kritik einstecken. Wie bewerten Sie rückblickend die Situation im Sommer 2018?
Brill: Wenn man viel in hoher Geschwindigkeit vorhat, läuft man Gefahr, dass etwas nicht so läuft wie geplant. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Experten wurde ein umfangreiches Konzept erarbeitet. Dann aber ist das Freiluftkonzert zwischen stadtpolitische Fronten geraten. Rückblickend betrachtet war der Versuch, Ed Sheeran in die Stadt zu holen, richtig. Schöner wäre es aber gewesen, wenn wir den Stadtrat hätten überzeugen können.

Stadionwelt: Welche Strategie verfolgen Sie nun und welches Konzept wollen Sie im Open Air Park umsetzen? Welche Veranstaltungen sind geplant?
Brill: Zurzeit läuft das Bebauungsplanverfahren (B-Plan-Verfahren), das die planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Open-Air-Fläche schaffen soll. Es muss festgelegt werden, unter welchen Bedingungen die Nutzung für Konzerte genehmigt wird. Der wichtigste Schritt für uns war aber, die Bürger frühzeitig einzubeziehen und das Verfahren transparent zu gestalten. Wir fragen noch keine konkreten Künstler an, um den Zeitdruck komplett herauszunehmen. Die erste Show könnte möglicherweise schon 2021 stattfinden.

Stadionwelt: Mit dem ARAG Big Air Freestyle Festival am 3. Januar 2020 verwandeln Sie die MERKUR SPIEL-ARENA in eine Winterlandschaft. Welche infrastrukturellen Herausforderungen bringt das mit sich?
Brill: Das ARAG Big Air Freestyle Festival passt hervorragend zu Düsseldorf und D.LIVE. Das Format vereint internationalen Sport mit Live Entertainment. Damit findet der erste FIS Big Air Weltcup indoor statt. Die MERKUR SPIEL-ARENA ist der ideale Austragungsort, da sie mit ihrem verschließbaren Dach optimale Rahmenbedingungen bietet. Für Sportler und Zuschauer wird das Event ein großartiges Erlebnis: Alleine 230.000 Tonnen Gerüstmaterial werden zu einer 40 Meter hohen Rampe verbaut, die bis unter das Arenadach reichen wird.

Stadionwelt: Im letzten Jahr hatten Sie die Idee eines „Stadion-Winters“ – die Umwandlung der Arena in eine Indoorhalle für 18.000 bis 25.000 Besucher. Ist das Konzept auch aufgrund des ARAG Big Air Freestyle Festivals ad acta gelegt?
Brill: Nein, auf keinen Fall – wir werden mindestens sechs Event-Tage in der „Winterpause“ anbieten. Dabei werden wir uns bei der ersten Ausgabe des ARAG Big Air Freestyle Festivals bei den Auf- und Abbauarbeiten jedoch keinen Druck machen. Dennoch planen wir bereits direkt im Anschluss ein weiteres Programm-Highlight. Wir werden vom 13. Dezember bis zum Start der Bundesliga am 17. Januar 2020 jeden Tag belegt sein in der MERKUR SPIEL-ARENA. Der Ausbau des Winterprogramms ist und bleibt ein klares Ziel für die Arena.

Stadionwelt: Welche besonderen Eventformate können Sie sich darüber hinaus mittel- bis langfristig in der Arena vorstellen?
Brill: In den kommenden Jahren werden wir noch mit einigen Themen überraschen. Die MERKUR SPIEL-ARENA punktet durch ihr Alleinstellungsmerkmal: Sie kann komplett lichtundurchlässig verschlossen und gleichzeitig beheizt werden. Eine wetterunabhängige Planung ist dadurch möglich und macht sie für viele Veranstaltungsformate attraktiv.

Stadionwelt: In der Saison 2019/20 spielt der KFC Uerdingen in der MERKUR SPIEL-ARENA. Wie kam es zu dieser „Nachbarschaftshilfe“ und welche Herausforderungen kommen mit dem weiteren Mieter auf Sie zu?
Brill: Als der Verein auf uns zugekommen ist, war für uns klar: Wir müssen helfen. Aus Betreibersicht sollte eine derartige Nachbarschaftshilfe Selbstverständlichkeit sein. Schließlich ist das Krefelder Stadion nur ungefähr 18 Kilometer von uns entfernt. Auch wirtschaftlich betrachtet ist die Vermietung an den KFC Uerdingen eine gute Sache: Wir können damit weiter das wirtschaftliche Defizit unserer Gesellschaft verringern und die Auslastung der Arena erhöhen. Die anfänglichen Unstimmigkeiten mit Fortuna Düsseldorf sind nun ausgeräumt. D.LIVE möchte natürlich, dass das Stadion die Heimat der Düsseldorfer Fans ist und bleibt.

Stadionwelt: Seit der aktuellen Saison hat die Arena einen neuen Namensgeber bis 2028. Wie kam dieser Naming-Right-Vertrag zustande? Wie läuft die Zusammenarbeit? Wie bringt sich der Partner ein?
Brill: Viele Sponsorings ergeben sich aus politischen oder nur rein wirtschaftlichen Gründen. Diese standen aber bei der Zusammenarbeit mit Gauselmann nicht im Vordergrund. Die Beziehung ist entstanden, weil beide Seiten Lust und Freude auf die Zusammenarbeit und die gemeinsamen Potenziale hatten. Es gibt nur wenige Partnerschaften, die so energiegeladen und ungestört sind. Die Gauselmann Gruppe ist flexibel, experimentierfreudig und spontan. Das passt gut zu uns und ermöglicht eine tolle Zusammenarbeit. Dieses Sponsoring ist eine wunderbare Partnerschaft, die über das reine Namensrecht für die MERKUR SPIEL-ARENA weit hinausgeht. Das Engagement der Gauselmann Gruppe umfasst zudem eine enge Verzahnung mit der Sportstadt Düsseldorf, die sich unter anderem durch Sponsoring zahlreicher Vereine, Institutionen und Athleten auszeichnet.

Stadionwelt: Wie steht es aktuell um die anderen Spielstätten von D.LIVE – etwa bezogen auf Infrastrukturelles und geplante Event-Formate?
Brill: Da passiert einiges! Wir arbeiten kontinuierlich daran, das Besuchererlebnis in unseren Venues noch weiter zu optimieren. Im ISS DOME wurde der Hospitality-Bereich modernisiert, die Mitsubishi Electric HALLE wird einen neuen VIP-Bereich bekommen. Außerdem investieren wir in die Bereiche Technologie, Beleuchtung, in die Warenlogistik und die Gastronomiebereiche. Es wird aber auch an der Verbesserung der Parkplatzsituation an den Hallen, der Einlasskontrollen und der Sanitäranlagen gearbeitet. Für diese Investitionen werden nun größere Summen zur Verfügung gestellt. Alleine in 2019 und einem Teil von 2018 liegt das Investitionsvolumen bei mehr als vier Millionen Euro. Auch konzeptionell betrachtet haben wir uns neu aufgestellt: Wir können jetzt innerhalb des Stadtgebiets viel einfacher Konzerte verlegen. Grundlage dafür sind unser einzigartig breites Location-Portfolio und die Vermarktung aus einer Hand. Beispielsweise konnte das ursprünglich in der Mitsubishi Electric HALLE geplante Konzert von „Panic! At The Disco“ aufgrund der großen Nachfrage in den größeren ISS DOME verlegt werden.

Stadionwelt: Sie befassen sich auch mit Zukunftstechnologien rund um Live-Events. Welche Rolle spielen Digitalisierungs-Themen bei Ihnen? Welche Ideen möchten Sie in naher Zukunft umsetzen?
Brill: In allen Venues haben wir eine große Digitalisierungsoffensive gestartet. Alle Veranstaltungsorte sollen auf den neuesten Stand gebracht werden. Das beinhaltet nicht nur die bargeldlose Arena, den Einsatz von Digitalbanden und die Anbindung an Glasfaser. Insgesamt wollen wir die Minimalanforderungen nicht nur erreichen, sondern übertreffen. Zudem wollen wir in neue Trends in Live Entertainment und Sport früh erkennen und vorantreiben. Vorstellbar ist zum Bespiel die Umsetzung von Formaten und Live-Events mit Augmented und Virtual Reality. (Stadionwelt, 22.05.2019)

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