„Wildpinkeln“: Pilotprojekt für Pflanzenkläranlage gesucht

Der Fanbus erreicht das Stadion, die Tür öffnet sich und alle Fans eilen zum nächsten Baum. Zum Problem wird dieses Phänomen vor allem bei großen Menschenmengen. Ein Pilotprojekt soll Abhilfe schaffen.

Der Fanbus erreicht das Stadion, die Tür öffnet sich und alle Fans eilen zum nächsten Baum. Daneben stehen mehrere mobile Toiletten in Reih und Glied, finden aber keine Beachtung. „Der typische Sozialpinkler“, sagt Nathalie Eßig von der Hochschule München. Die Professorin ist sich sicher, selbst die schickste Toilettenanlage wird den sozialen Wildpinkler nicht überzeugen. Zum Problem wird dieses Phänomen überall, wo große Mengen an Besuchern zusammentreffen – betroffen sind also nicht nur Fußballstadien, sondern auch Volksfeste, Festivals und Rastplätze.

Die Professorin hat sich des Tabuthemas angenommen und bot dazu ein Wahlseminar am Lehrstuhl für Architektur an. Dabei erhielten die Studenten Anleitung durch hochkarätige Gastreferenten, wie etwa Beate Jeuther von PAN (Planungsbüro für angewandten Naturschutz GmbH) und Jochen Lerche von der Stadionberatung Companeer. Ziel war es, am Beispiel der Allianz Arena Lösungsvorschläge auszuarbeiten, die folgende Vorgaben erfüllen:
1. Verhaltensökonomischer Ansatz: Das Verhalten der Wildpinkler sollte nicht unterdrückt, sondern durch das Bereitstellen einer attraktiven Lösung bewusst zur Steuerung eingesetzt werden.
2. Belästigung vermeidend: Andere Besucher sollten weder durch unangenehme Gerüche oder Hinterlassenschaften belästigt noch durch anstößige Anblicke gestört werden.
3. Umweltverträglich: Die Lösungen sollten keine Belastung für die Umwelt, insbesondere für Boden, Vegetation und Grundwasser darstellen.
4. Wirtschaftlich: Aus der Sicht eines Stadionbetreibers sollte die vorgeschlagene Lösung wenn möglich kostengünstiger sein als das Bereitstellen einer herkömmlichen Toiletten-Infrastruktur.

Eine spannende Aufgabe bestand darin, die Hotspots der Wildpinkler zu erfassen und ein stimmiges Konzept zur attraktiven Gestaltung, zur Dimensionierung, Positionierung und Signalisierung der Freiluftanlagen zu entwerfen. Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten wurden im April in der Allianz Arena einer Jury vorgestellt, in der auch die Stadionwelt- Redaktion vertreten war. Eine Umsetzung erscheint realistisch. Denn interessanterweise existieren bereits erprobte Technologiebausteine, die allerdings noch für diese spezielle Verwendung adaptiert und in ihrem Zusammenspiel auf Alltagstauglichkeit hin überprüft werden müssen. Dabei sind stationäre wie mobile Lösungen denkbar.

Bild: TU München

Stationäre Pinkelbeete, die kurzfristig große Mengen Urin aufnehmen können, könnten an eine Pflanzenkläranlage angeschlossen werden. Diese würde völlig geruchsfrei arbeiten, ohne Wasser- und Abwasseranschluss auskommen und lässt somit einen höchst wirtschaftlichen Betrieb erwarten. „Die hohe Konzentration des Abwassers stellt zur Zeit für die Mikroorganismen der Pflanzenkläranlage noch eine Herausforderung dar“, so die Umweltexpertin Jeuther – Lösungsansätze seien aber bereits vorhanden.

An Hotspots, an denen der Flächenbedarf für eine solche Kläranlage nicht erfüllt werden kann, könnten mobile Systeme aufgestellt werden, bei denen kompostierbares Material den Urin geruchsneutral bindet. Der Plan ist, 2018 in der Fußball-Bundesliga ein Pilotprojekt zu realisieren und die Technologie zur Marktreife zu bringen. Denn der Bedarf ist da: „Seit Jahren schon zeigen unsere Erlebniswertanalysen rund um Stadien einen hohen Nachholbedarf in diesem Bereich. Toll, dass dieser Ball aufgenommen wurde“, meint Sportmarketing-Experte Jens Leonhäuser, Initiator der Sports Destination Alliance. Denn neben einem Saubermann-Image fürs Stadion sei diese Innovation auch als Vermarktungsfläche und damit als Einnahmequelle für Vereine interessant.

Interessenten für die Teilnahme an einem Pilotprojekt oder für weitere Informationen wenden sich bitte an Stadionwelt oder direkt an ein Mitglied der Sports Destination Alliance. (Stadionwelt, 23.08.2017)

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