„Die Vorteile eines Naturrasens liegen auf der Hand“

Naturrasen oder Kunstrasen? Im Interview äußert sich Thomas Büchner, Geschäftsführer Büchner Fertigrasen-Kulturen, zur aktuellen Debatte um Mikroplastik sowie zu Vor- und Nachteilen beider Systeme.

Thomas Büchner
Thomas Büchner Bild: Büchner

Stadionwelt: Als Hersteller von Naturrasenplätzen steht Büchner in Konkurrenz zu Kunstrasenherstellern – diese Plätze werden mittlerweile auf vielen Sportanlagen installiert. Woran liegt das?
Büchner: Zunächst einmal abgesehen von der Tatsache, dass sich die Begrifflichkeiten „Kunst“ und „Rasen“ widersprechen – Rasen ist stets etwas Natürliches. Jahrelang wurde und wird suggeriert, dass die Kunststoffplätze dem Rasenplatz überlegen sind und durch höhere Belastungsintensität, ganzjährige Nutzbarkeit und weniger Pflegeaufwand diesem überlegen sind. Das hat zwischenzeitlich zu einer Eigendynamik gefunden, dass es im Trend war und ist, als kleine Kommune ebenfalls einen solchen Platz zu bekommen, weil es die Nachbargemeinde doch auch hat. Auch der Druck seitens der Vereine nach einem ganzjährig bespielbaren Platz war entsprechend groß, nicht wissend, dass die allermeisten Vereine sowieso nicht die Spielstunden zusammenbekommen und das Nichtwissen über den hohen Pflegeaufwand für Kunststoffplätze damit unterschätzen.

Stadionwelt: Was muss passieren, damit der Naturrasenplatz in den Kommunen seinen Status halten kann?
Büchner: Es muss ein Aufwachen unter den Verantwortlichen stattfinden, dass wir für die nachfolgenden Generationen mit dieser Form der Flächenversiegelung eine große Bürde hinterlassen. Wir diskutieren über Klimaveränderung, Erderwärmung, Plastiktütenverbrauch, Mülltrennung und Umweltschutz. Gleichzeitig werden aber enorme Flächen mit diesem Kunststoff versiegelt. Die öffentliche Diskussion über Mikroplastik ist noch nicht beendet. Es geht ja nicht nur um das Füllgranulat, sondern auch der natürliche Abrieb auf solchen Plätzen ist enorm. Die Städte und Gemeinden verlieren wertvolle ökologische Flächen – Stichwort CO2-Bindung und O2-Bildung sowie die Wärmeabstrahlung, wo ein Naturrasen genau das Gegenteil positiv bewirkt und einen kühlenden Effekt hat. Niemand geht bei den heißen Sommern auf so einen Platz und verbrennt sich die Füße. Hinzu kommt der enorme Schaden für Gelenke und die Gesundheit allgemein: Die meisten Plätze sind verschmutzt und ein Eldorado für Bakterien und Schaderreger. Zudem werden menschliche natürliche Ausscheidungen – im Gegensatz zu einen Naturrasen – nicht abgebaut. Was wir unseren Kindern damit zumuten, ist unverantwortlich.

Stadionwelt: Der Neubau eines Naturrasenplatzes geschieht in den Kommunen nur noch sehr selten. Was kostet ein neuer Naturrasenplatz in Bau und Betrieb – auch im Vergleich zu Kunstrasenplätzen?
Büchner: Da gibt es eindeutige verifizierbare Zahlen: Bei Neubau ist der Kunststoffplatz etwa 1,5x teurer als ein Naturrasenplatz. Bei Umbau von Tenne in Rasen ist der Unterschied noch eklatanter. Hier können die Herstellungskosten das Dreifache betragen. Im Unterhalt ist auch der Naturrasenplatz nicht teurer – im Gegenteil. Betrachtet man Lebensdauer und Unterhaltskosten sowie Abschreibungen, die die meisten Kommunen und Betreiber gerne vergessen, ist ein Kunststoffplatz in keinster Weise rentabel und gerechtfertigt. Wenn der Belag nach ca. zehn bis zwölf Jahren erneuert werden muss, (Sonder-)Müll anfällt und wiederum ca. 150.000 bis 200.000 Euro investiert werden müssen, dann werden die meisten Kommunen und Betreiber an den Kosten kollabieren. Die Unterhaltskosten pro Quadratmeter liegen bei einem Naturrasen zwischen drei und fünf Euro, bei Kunststoffplätzen bei ca. vier bis sechs Euro. Was gerne verschwiegen wird: Auch ein Kunststoffplatz muss regelmäßig bewässert werden. Eine Verschwendung von natürlichen Ressourcen.

Stadionwelt: Welche Vorteile bietet ein Naturrasenplatz gegenüber einem Kunstrasen? Umgekehrt: Was hat ein Kunstrasen einem Naturrasen voraus?
Büchner: Die Vorteile eines Naturrasens liegen auf der Hand: der natürliche Untergrund für sportliche Aktivität, ökologisch unbedenklich, für das Kleinklima wertvoll. Ein Kunststoffplatz kann nur vordergründig mit einer ganzjährigen Bespielbarkeit und höheren Nutzungsintensität punkten. Bei Schnee und Frost kann man auch diesen Platz jedoch nicht nutzen und ein Verein, der alle Mannschaften stellen kann, kommt mit Trainings- und Spielbetrieb auf ca. 30 bis 35 Stunden in der Woche. Das hält jeder Naturrasen, der sachgerecht gepflegt wird, ohne Weiteres aus. Ich kenne Gemeinden, die haben nur einen Naturrasenplatz, auf dem sich alles ganzjährig abspielt. Und er funktioniert. Inzwischen werden ja schon zahlreiche Kunststoffplätze wieder in Naturrasenfelder zurückgebaut, weil erkannt wurde, dass das keine Zukunft haben kann.

Stadionwelt: Es heißt, dass ein Kunstrasenplatz nach etwa zehn Jahren ausgetauscht werden muss. Wie sieht es mit einem Naturrasen aus?
Büchner: Ein Naturrasen hält bei vernünftiger Pflege nahezu unendlich lange. Selbst wenn zwischendurch der Platz – aus welchen Gründen auch immer – teilweise oder ganz mit neuem Naturasen ausgestattet werden müsste, sind dafür die Kosten nicht ansatzweise mit dem Kunstrasen vergleichbar.

Stadionwelt: Die Kommunen kümmern sich vor allem im Winter nur sehr selten um die Naturrasenplätze. Ist ein ganzjähriger Betrieb dennoch möglich? Wenn ja, wie?
Büchner: Wenn man nur einen Bruchteil der Kosten für einen Kunststoffplatz in die Pflege und Ausstattung der Betreiber stecken würde, ist auch eine Winternutzung weitestgehend möglich. Warum nicht zwei Naturrasenspielfelder nutzen? Der eine wird für sämtliche Aktivitäten im Sommerhalbjahr genutzt, der andere im Winterhalbjahr – und das konsequent. In den Ruhephasen kann sich der jeweilige Platz regenerieren bzw. wird wieder entsprechend gepflegt. Das funktioniert bei genügend Beispielplätzen.

Stadionwelt: Werden die Naturrasenplätze in den Kommunen nicht ausreichend gepflegt, entstehen oftmals Unebenheiten, die für Verletzungen bei den Sportlern sorgen können. Wie viel Zeit nimmt ein Naturrasenplatz bei der Pflege in Anspruch? Wie sieht eine gute Pflege aus?
Büchner: Die Verletzungsanfälligkeit auf einem Naturrasenspielfeld ist unstrittig erheblich niedriger als auf Kunststoffplätzen. Bei einer sachgerechten und zielorientierten Pflege bei Naturrasen muss der Sportpatz ganzjährig im Blick sein. Nur Rasenmähen und den Platz bewässern ist nicht ausreichend. Mit den richtigen Geräten und Material kann der Zeitaufwand unterschiedlich sein, je nach Platzaufbau und Nutzungsintensität. Aber eine tägliche Betreuung sollte erfolgen. Eine fachgerechte Pflege muss das oftmalige, regelmäßige Mähen, etwa ein- bis zweimal in der Woche, und Entfernen des Schnittgutes beinhalten. Zudem sollte ein Rasenplatz drei- bis fünfmal im Jahr gedüngt werden. Die Bewässerung sollte in den richtigen Abständen mit den richtigen Mengen erfolgen – eine mechanische Pflege, wie beispielsweise Aerifizieren und gegebenenfalls Besanden, ist ebenfalls von großer Bedeutung. Viele Sportplätze werden mit möglichst wenig Zeitaufwand betreut und leiden entsprechend. Betreiber und Kommunen müssen verstehen, dass man durch entsprechendes Schulen der Verantwortlichen und maschinelle Ausstattungen langfristig sogar Gelder einspart – und nicht, wie es die Kunststoffplatz-Lobby suggeriert, mit dem Bau von Kunstrasen. (Stadionwelt, 16.08.2019)

Weitere News - Büchner Fertigrasen

Naturrasen

Faustball-WM: Indoor-Finale auf Naturrasen

Vom 23. bis 29. Juli 2023 fand in Mannheim die Faustball-Weltmeisterschaft der Herren statt. Sowohl im Rhein-Neckar-Stadion als auch in der SAP Arena wurde dabei auf Sportrasen von Büchner gespielt – für die Finalspiele als temporär verlegter Rollrasen. mehr

Naturrasen

Fürth: Neues Grün für Trainings-Plätze von Bundesligisten

Am Freitag, 13. August 2021, startet die 59. Saison der Fußball-Bundesliga. Pünktlich zur Vorbereitung stattete Büchner Fertigrasen die Trainingsplätze des Aufsteigers SpVgg Greuther Fürth mit neuem Grün aus. mehr

Naturrasen

„Der Wert eines Rasens ist unermesslich“

Im Interview spricht Thomas Büchner, Geschäftsführer von Büchner Fertigrasen, über die aktuellen Auswirkungen der Corona-Krise auf seinen Betrieb sowie die Naturrasen-Branche und wagt einen Ausblick auf das nächste Jahr. mehr

Weitere News - Kunstrasen

NaturrasenStadionwelt+

MetLife Stadium: Naturrasen für Fußball – Kunstrasen für NFL

Das MetLife Stadium in East Rutherford, Austragungsort des FIFA-WM-Finals 2026, wird für das Turnier – ebenso wie für die Copa América 2024 – einen Naturrasen erhalten. Für den regulären Spielbetrieb (NFL) soll es aber beim Kunstrasen bleiben. mehr

Kunstrasen

Neues Shockpad für bewässerte Hockeyfelder

Mit dem ProPlay-Spor13/250 bringt Schmitz Foam ein neues, speziell für den Hockeybereich entwickeltes Shockpad auf den Mark, das die verschärften Anforderungen der Fédération Internationale de Hockey (FIH) erfüllt. mehr

Kunstrasen

Nachhaltiger Kunstrasen: Füllungsfrei und 100 % erneuerbar

DOMO® Champion Ascari 5G ist die neue Generation unverfüllter Kunstrasensysteme: Dauerhaft stabile Fasern und Nähte, antistatisch und antibaktieriell sowie dank einer Rückendeckung aus 100 % Polyethylen vollständig recycelbar. mehr