AZ Alkmaar: Tribünendach eingestürzt
Erinnerungen an Enschede: Wieder ist in den Niederlanden ein Stadiondach eingestürzt. Verletzt wurde bei dem Unglück in Alkmaar aber niemand. Der niederländische Sicherheitsausschuss sucht weiter nach Ursachen.
Am vergangenen Samstag ist im niederländischen Alkmaar ein rund 20 Meter breiter Teil der Tribünenüberdachung des AFAS-Stadions eingestürzt. Das Unglück ereignete sich auf Höhe der Mittellinie. Bei dem Einsturz wurde niemand verletzt. Die Ursachen sollen vom niederländischen Untersuchungsrat für Sicherheit geklärt werden. Ein gemeinsames Mannschaftstraining sei aber bereits kurz vor dem Einsturz verlegt worden, da es im Stadion zu windig gewesen sei, heißt es in lokalen Medienberichten.
Ob die 2016 abgeschlossene Installation von 1.700 Solarpanels auf dem Dach des Stadions bei dem Unglück vom Wochenende eine entscheidende Rolle spielt, ist bis dato völlig unklar – ebenso, wann das Stadion seine Pforten wieder öffnen darf. „Ich will den Dingen nicht vorweggreifen. Aber es kann in dem Stadion erst wieder gespielt werden, wenn es sicher ist. Und davon kann derzeit keine Rede sein“, so AZ-Direktor Robert Eenhoorn gegenüber dem niederländischen TV-Sender NOS.
Der Verein zeigte sich indes auf Twitter erleichtert, dass bei dem Einsturz keine Menschen zu Schaden gekommen sind – keine Selbstverständlichkeit bei einem solchen Unglück, wie Dacheinstürze aus der Vergangenheit belegen.
Dacheinstürze in anderen Stadien
Heutige Stadien sehen sich bereits in der Bauphase mit hohen Sicherheitsauflagen und Ansprüchen an die Statik konfrontiert. Gleichwohl kam es in den vergangenen zehn Jahren immer wieder zu Einstürzen von Dachkonstruktionen auf der ganzen Welt. Die häufigsten Ursachen sind dabei eine außergewöhnlich hohe Strapazierung durch Wetterextreme sowie fehlerhafte statische Berechnungen oder die Verwendung falscher oder fehlerhafter Baumaterialien.
Das wohl größte Unglück der letzten Jahre ereignete sich ebenfalls in den Niederlanden. Im Jahr 2011 stürzte das Dach der „De Grolsch Veste“, Heimspielstätte von Twente Enschede, bereits in der Bauphase ein. Dabei wurden zwei Bauarbeiter getötet und 14 weitere verletzt. Im August gab die niederländische Untersuchungskommission für Sicherheit in einem Zwischenbericht die Ursachen für den Einsturz bekannt: Man hatte bereits mit dem Bau der Dachpaneele begonnen, bevor die Dachträger korrekt installiert waren.
„Pfusch am Bau“ dürfte wohl auch der Hauptgrund für den Einsturz des Dachs des Sultan Mizan Zainal Abidin Stadium in Terengganu, Malaysia, im Jahr 2009 gewesen sein. Am 02. Juni 2009 war eine gesamte Dachhälfte des Stadionovals eingestürzt. Offiziellen Berichten zufolge soll hierfür vor allem die Verwendung falscher Baumaterialien verantwortlich gewesen sein. Während der Wiederaufbauarbeiten im Jahr 2013 stürzte das Dach des Stadions erneut ein und verletzte fünf Bauarbeiter.
Nachdem es im Winter 2010 im Norden der USA zu einem verheerenden Blizzard gekommen war, hielt die mit GFK überspannte Dachkonstruktion des Hubert H. Humphrey Metrodome in Minneapolis, Minnesota, den Schneemassen nicht mehr Stand und gab unter dem Gewicht nach. Auf die alte Heimspielstätte der Minnesota Vikings waren zuvor rund 40 Zentimeter Neuschnee in nur 24 niedergegangen. (Stadionwelt, 12.08.2019)