Deutschland und seine Perlenkette von Sport-Events

Dass die Olympia-Bewerbungen – noch? – scheiterten, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Deutschland Top-Events des Sports in Serie stattfinden. Die Teilnehmer am eps ARENA SUMMIT erhielten den Überblick aus erster Hand.

Unter dem Titel „Olympia in Deutschland – mehr als ein Traum?“ brachte Stephan Brause. Leiter Stabsstelle Olympiabewerbung beim DOSB, das Publikum seines Vortrags auf den aktuellen Stand. „Deutschland ist zuletzt sieben Mal mit seinen Olympia-Bewerbungen gescheitert, aber seit dem Ende der Hamburger Bemühungen im Jahr 2015 hat sich bei den Olympia-Bewerbungen und dem Prozess im IOC extrem viel geändert“, sagte Brause, der auch ausführlich erklärte, wie sich die strategische Ausrichtung beim DOSB geändert hat. Man gehe jetzt neue Wege und habe verstanden, welche Rolle es spiele, die Bevölkerung mitzunehmen und deren Einstellung zu einem Event wie Olympia zu kennen. „Was erwarten die Menschen außerhalb der Sport-Bubble?“ ist dabei eine zentrale jetzt vom DOSB aufgeworfene Frage, die sich nicht erst stellen sollte, wenn Bewerber-Initiativen in Bürger-Referenden zur Abstimmung kommen. So stellt sich die DOSB-Dialog-Initiative „Deine Ideen, deine Spiele“ ganz bescheiden von hinten an, statt mit einer klassischen PR-Kampagne voranzuschreiten und sucht den Kontakt zur Bevölkerung, möchte die Bürger dazu anregen, sich mit dem Thema zu beschäftigen und Input zu liefern.

„Deutschland ist Weltmeister im Ausrichten von WMs und EMs, wir haben die Expertise und die Infrastruktur“, machte Brause klar. „Wir können heute an Neubauten sparen und das Geld, dass bei Olympischen Spielen im Umlauf ist, in den Sport und die Gesellschaft fließen lassen.“ Im Rahmen solcher neuen, nachhaltigen Konzepte für Olympia kommen bekanntlich heute auch mehrere Städte, die sich ergänzen, ins Spiel – anstatt einer einzelnen Metropole, die sich womöglich übernimmt.

Eine neue deutsche Olympiabewerbung will wohlausgearbeitet sein.
Eine neue deutsche Olympiabewerbung will wohlausgearbeitet sein. Bild: Gabriele Grießenbröck

„Es ist extrem wichtig, mit positivem Mindset an ein solches Thema heranzugehen. Olympia kann den Menschen viel geben, eine Bewerbung kann die Gesellschaft vereinen, wenn man sie mitnimmt, dafür muss man nur die Rahmenbedingungen schaffen“, sagte Brause. Der Reformprozess beim IOC dauere noch an und vollziehe sich nicht von heute auf morgen. Aber wahrscheinlich werde man schon 2024 in Paris sehen können, dass Olympia seinen elitären Palast verlässt und zu den Menschen kommt – etwa bei der Eröffnungsfeier mitten in der Stadt auf der Seine vor 400.000 Zuschauern, die größtenteils kostenlos dabei sein können.

Noch kann Brause keine konkreten Angaben zu einer neuerlichen deutschen Olympia-Bewerbung machen. „Die Perlenkette von Sport-Events in Deutschland geht weiter“, sagte er. „Ob Olympia wieder dabei ist, wird sich zeigen.“

Handball-EM 2024

Als nächste Perle steht die EHF Handball-Europameisterschaft in Deutschland fest. Den Status-Report zum Top-Event im Januar 2024 legte auf dem eps ARENA SUMMIT Merle Stöcker, stellvertretende Leiterin Internationale Veranstaltungen beim DHB, vor. „Wir gehen jetzt in die heiße Phase und in den näheren Dialog mit den Venues“, berichtete sie. „Die sechs Venues und das Stadion in Düsseldorf für das Eröffnungsspiel sind extrem gute Hallen, deren Potenzial wir voll ausschöpfen wollen“, sagte sie.

Merle Stöcker.
Merle Stöcker. Bild: Gabriele Grießenbröck

In Sachen Vermarktung kann der DHB, nachdem die Haupt-Pakete seitens EHF und Infront bereits ausvermarktet sind, noch so genannte „National Supplier“ akquirieren, die allerdings keine großen TV-Präsenzen erhalten werden, sondern sich eher regional präsentieren können.

Nach Corona konnten bereits in der 1. Phase 250.000 Tickets verkauft werden – die Veranstalter waren froh, dass so viele Fans in die Hallen zurückkehren wollen und sind mit dem Stand beim Ticketing sehr zufrieden. Bei der Eröffnung im – überdachten – Düsseldorfer Fußballstadion soll es einen neuen Zuschauer-Weltrekord geben. „Dieser Event-Charakter ist von den Fans gewünscht, und das ist auf jeden Fall ein guter Auftakt, um die gesamte Öffentlichkeit in das Turnier mitzunehmen“, erklärte Stöcker.

Im Sinne der Nachhaltigkeit setzt die Handball-Europameisterschaft 2024 übrigens auf ein Konzept mit den zwei Säulen Mobilität und Material. Mit der Deutschen Bahn als Partner werden alle Mannschaften und Offiziellen auf Schienen in Deutschland unterwegs sein. Im Branding bemüht man sich, das Material zu reduzieren und nach Möglichkeit weiterzuverwenden. Aber auch die soziale Nachhaltigkeit steht im Fokus. So soll eine für die deutsche Mannschaft möglichst erfolgreiche WM Werbung für den Handball machen und zu einem Mitgliederzuwachs in den Vereinen führen. Side Events sollen diese Entwicklung fördern. Auf Management-Ebene ist die „Handball Leadership Conference“ dazu gedacht, den Austausch zwischen Vereinen und Verbänden zu fördern und Synergien zu entwickeln.

2025 FISU World University Games

Im Jahr 2025 werden laut Sina Diekmann, Chief Sports Officer, Rhine-Ruhr 2025 FISU GAMES gGmbH, die FISU World University Games die größte Sportveranstaltung weltweit – und für Deutschland das größte Multisport-Event seit Olympia 1972. Diekmann stellte mit Anette Röttgen das Konzept der „Universiade“ vor, die derzeit noch nicht allzu viel von sich reden macht. Aber das soll sich ändern, denn „jetzt im Herbst wird de Veranstaltung sichtbar“, so Diekmann. Dafür, dass die Leistungen der 10.000 Sportler und Offiziellen auch über die fünf Host Cities hinaus sichtbar sind, soll ein Streaming-Konzept sorgen, an dem man noch arbeitet.

In Bochum, Duisburg, Düsseldorf, Essen und Mülheim an der Ruhr wird kein Neubau einer Sportstätte erforderlich sein. Die Wettkämpfe finden in modernen, ertüchtigten und temporären Venues statt. Bei den Sportarten kann man dabei auf eine starke lokale Expertise setzen. So wird etwa in Mülheim an der Ruhr die vorhandene Badminton-Kompetent einfließen und in Duisburg die Erfahrung im Wasserball.

Sina Diekmann und Annette Röttgen.
Sina Diekmann und Annette Röttgen.

„Unsere vernetzten Städte sorgen für kürzere Wege, als sie beim Vorgänger-Event in China gegeben waren, die wir uns vor Ort angesehen haben“, sagt Diekmann. In den Städten – Düsseldorf allein richtet die Hälfte der Sportarten aus – wird das Programm möglichst kompakt zusammengebracht.

Das aktuell noch wachsende Organisationskomitee besteht derzeit aus 74 Mitarbeitern und realisiert eine enge Verzahnung mit den vorigen Multisport-Events in Berlin und München. Die dort gewonnene Expertise wird nun bis 2025 weitergetragen und kommt den Studenten-Spielen zugute. Diese sind indes nicht als Spaßveranstaltung zu sehen. Da viele Sportler der Welt-Elite auch studieren, ergibt sich ein Niveau, das Diekmann im Mittel „in etwa bei dem von Europameisterschaften“ sieht.

In naher Zukunft soll nun die Ausschreibung der Gewerke und Geräte erfolgen. Ein Nachhaltigkeitsziel der Organisatoren ist es dabei, mit den Mitteln der FISU GAMES (das Budget stammt vom BMI, dem Land NRW und den Kommunen) die regionale Infrastruktur zu stärken. Mit den Modernisierungen, aber auch, indem Sportgeräte nicht abtransportiert, sondern den Vereinen überlassen werden.

Eishockey-WM 2027

Mit der IIHF Eishockey-Weltmeisterschaft 2027 steht eine weitere Perle auf der deutschen Meisterschafts-Kette fest. Claus Gröbner, DEB-Generalsekretär, und Daniel Battistel, mm sports, informierten das Publikum auf dem eps ARENA SUMMIT über den Weg von der Bewerbung bis zum Zuschlag im Frühjahr 2023 und weitere zentrale Faktoren wie die Spielhallen. Der Eishockey-Weltverband steckt den Rahmen mit zwei Venues, für die die WM ein umso intensiveres Ereignis wird, sehr eng ab. Ein Sonder-Event als Eröffnungsspiel wie das von 2010 in der Arena auf Schalke mit 78.000 Zuschauern könnte jedoch noch hinzukommen.

Im Gegensatz zu früheren Bewerbungen wurden die Hallen diesmal nicht vom DEB gesetzt, sondern per Ausschreibung und mit einer transparenten Vergabe ermittelt – mit einem umfangreichen Katalog an Kriterien, in dem es neben Professionalität rund um das Eishockey und die Eisbereitung sowie die Möglichkeit, acht Teams gleichzeitig zu beherbergen, auch um weiter vom Sport entfernte Dinge ging wie das Commitment des Öffentlichen Nahverkehrs und Tarif-Zusagen seitens des Hotel-Gewerbes.

Die Mannheimer SAP arena.
Die Mannheimer SAP arena. Bild: SAP Arena/Binder

Der Zuschlag ging an Mannheim und Düsseldorf, wobei Gröbner betonte, „ein gesamtdeutsches Eishockey-Projekt“ anzuschieben, in das auch das Wissen der beiden letzten „extrem erfolgreichen WMs“ einfließen werde. Die Zuschauereinnahmen sind hierbei als einzige Einnahmequelle zur Refinanzierung von zentraler Bedeutung. Gröbner gab allerdings an, an der Kostenseite der WM sehr hart gearbeitet zu haben, sodass hier kaum negative Überraschungen zu erwarten seien.

Auf dem entscheidenden IIHF-Kongress Anfang 2023 in Finnland habe man das laut Gröbner „extrem deutliche Abstimmungs-Ergebnis für Deutschland“ mit einer neuen Herangehensweise erzielt. „Wir haben statt Funktionären Profis präsentieren lassen“, gab er an. Zudem sei man das Bewerbungsprojekt nicht mit deutscher Besserwisser-Mentalität angegangen, sondern habe gespürt, mit auf welchem Weg man die Zustimmung der internationalen Entscheider erlangen würde können. Die operativen Tätigkeiten im Vorfeld der WM 2027 werden am 1. Januar 2024 starten. (Stadionwelt, 14.09.2023)  

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