Kolumne: Das Anreiseverhalten – Schlüssel zur Nachhaltigkeit

Im vierten Teil seiner Nachhaltigkeits-Reihe beschäftigt sich Thomas Albinger, Geschäftsführer der Companeer GmbH, mit dem Einfluss des Anreiseverhaltens der Besucherinnen und Besucher auf die Nachhaltigkeit von Sport-Events.

Thomas Albinger
Thomas Albinger Bild: Companeer
Was sagt uns eine Meldung, ein Stadion verbrauche während eines Fußballspiels 25.000 kWh an Energie? Journalisten finden dafür häufig eingängige, aber leider völlig unbrauchbare Vergleiche: Damit könne man ein Dutzend Haushalte ein Jahr lang versorgen. Wenn dann noch aus einer Abbildung zu ersehen ist, dass 38 % des Energieverbrauchs zu Lasten von Beleuchtung, Anzeigetafeln und Werbebildschirmen geht, sind ablehnende Reaktionen vorprogrammiert: „Warum soll ich zuhause Strom sparen und kalt duschen? Soll doch zuerst das Flutlicht abgestellt werden.“

Aber Äpfel sollten nicht mit Birnen verglichen werden. Das österreichische Verbraucherportal Selectra hat den Energieverbrauch eines Stadions pro Besucherkopf heruntergebrochen und dem persönlichen Verbrauch eines Fans gegenübergestellt, der zuhause vor dem Fernseher in einer beleuchteten und beheizten Wohnung das Spiel anschaut, sich dafür Essen zubereitet und Bier kühlt – oder sich Snacks und Getränke liefern lässt. Überraschendes Ergebnis: Der Fan im Stadion verbraucht ca. 0,9 kWh, während der Fan zuhause auf 1,4 kWh kommt. Man könnte also sagen, dass das Stadion das Bedürfnis, ein Fußballspiel zu sehen, effizienter und damit nachhaltiger erfüllt als das Fernsehen. Wenn da nicht noch die Anreise wäre. Nur für den Besuch von Heimspielen umrunden alle FC-Bayern-Karteninhaber zusammen pro Spielsaison über 10.000 Mal die Erde, so eine Erhebung aus dem Jahr 2016.

Aber auch wenn die Fanbase nicht so weit gestreut ist wie beim FC Bayern, machen wir für einen beliebigen Fußballverein einmal folgendes Gedankenexperiment: 30.000 Besucher eines Spiels haben im Schnitt nur 20 Kilometer Anreiseweg, davon nutzt nur die Hälfte das Auto und diese achtet dazu noch auf eine einigermaßen gute Besetzung mit 2,5 Personen pro Fahrzeug. Dann kommt man pro Spiel in den schwindelerregenden Bereich von über 100.000 kWh – also viermal mehr als der eingangs zitierte Verbrauch des Stadions selbst.

Hinzu kommt massiver Verbrauch und Versiegelung von Flächen sowie graue Energie für die Errichtung von 6.000 Parkplätzen in Stadionnähe, die wahrscheinlich nur alle zwei Wochen genutzt werden. Das größte Potenzial, Stadionbesuche nachhaltiger zu gestalten und den ökologischen Footprint eines Stadions zu verbessern, liegt also in einer Veränderung des Anreiseverhaltens zugunsten intelligenter Verkehrskonzepte.

Bereits eine frühere Ausgabe dieser Kolumne hat sich mit der hohen Dichte des Individualverkehrs am Spieltag beschäftigt und alternative Lösungen aufgezeigt. Es wird Zeit, das Thema anzugehen. (Stadionwelt, 14.09.2022)

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