„Multifunktionshallen greifen Stadthallengeschäft an“

In fast jeder deutschen Stadt gibt es mit einer Stadthalle einen kommunalen Veranstaltungsort. Über aktuelle Projekte, die Konkurrenz zu Arenen und die Zukunft des Venuetypen sprach Stadionwelt mit Christopher Rörig, Geschäftsführer der BEVENUE GmbH.

Die BEVENUE GmbH ist ein Beratungsunternehmen mit der Spezialisierung ausschließlich auf das Branchensegment von Sport- und Veranstaltungsimmobilien, wobei das „venue“ für die beiden Kernbereiche Sport (für Stadien und Multifunktionsarenen) und Kultur/Business (für Stadthallen, Tagungs-, Kultur- und Kongresszentren, Messen, Theater, Eventlocations und Hotels) steht.

Christopher Rörig
Christopher Rörig
Stadionwelt: Stadthalle ist nicht gleich Stadthalle: Das Spektrum reicht von größerem Veranstaltungssaal bis hin zur Multifunktionsarena. Reicht da der eine übergeordnete Begriff überhaupt aus?
Rörig: Der Begriff „Stadthalle“ ist eigentlich ein bisschen veraltet, man muss ihn aber in der historischen Entwicklung sehen. Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts gab es Theater, Konzerthäuser, Ausstellungshallen, aus diesen eher monofunktionalen Gebäudetypen haben sich dann im Zeitablauf und mit Veränderungen in der Gesellschaft und im sozialen Miteinander mehr und mehr Stadthallen entwickelt, in denen dann auch soziale Treffen und gesellschaftliche Veranstaltungen Platz gefunden haben. Eine Stadthalle macht aus, dass dort nicht nur Kulturveranstaltungen stattfinden, sondern auch dem gesellschaftlichen Leben über mehrere Generationen und soziale Schichten hinweg – eben den Einwohnern einer Stadt/einer Gemeinde - ein gemeinsamer Raum zu Treffen, Feiern, Austauschen gegeben wird. In der Regel ist eine dabei Stadthalle ein größerer Veranstaltungssaal mit gewissen zusätzlichen Nebenräumen und Funktionsflächen. Gerade Küchen- und Cateringbereiche sind dabei für viele Vereine und Organisationen ebenso wichtige Bereiche, wie Proberäume für Orchester, Laienschauspielgruppen, die Volkshochschule oder Werkstätten.

Stadionwelt: Wie können sich Stadthallen in Deutschland generell unterscheiden und einordnen lassen?
Rörig: Das lässt sich vor allem an der Größe festmachen. Es gibt kleine Stadthallen und kleine Kulturzentren, es gibt aber auch große Multifunktionsarenen, die noch heute den Namen „Stadthalle“ tragen, wie zum Beispiel in Bremen, Bremerhaven, Rostock, Bielefeld oder Wien. Solche Häuser sind in der Regel historisch gewachsen und haben sich von ehemals kleineren Häusern zu multifunktional nutzbaren Hallen gewandelt.

Die klassische Stadthalle, die bundesweit auch heute noch in einer derartigen Form betrieben wird, wird für Theater, Konzerte und gesellschaftliche Veranstaltungen sowie aber auch für vereinsbasierte Nutzungen, wie Proben, Feste und Versammlungen genutzt, oftmals ergänzt auch noch um Übungs-, Probe- und Unterrichtsnutzungen z. B. von Musik- und Volkshochschulen. Im Laufe der Jahre fand primär aus wirtschaftlichen Gründen dann Schritt für Schritt eine Nutzungserweiterung statt. Dann wurden auch Seminare, Tagungen und Kongresse abgehalten und die ehemals „internen“ Häuser auch für Dritte geöffnet. Die Häuser wurden dann nach diesen neuen Nutzungen ausgerichtet und erweitert. Manche Stadthallen haben ihre Flächen wie z. B. die großen Säle dann auch für Sportveranstaltungen genutzt und verfügbar gemacht, sie wurden somit eindeutig „multifunktional.“ Es gibt aber auch die genau gegenteilige Entwicklung – Hallen wurden primär als Sporthallen konzipiert und im Zeitverlauf als Stadthallen/Mehrzweckhallen genutzt – oftmals dann, wenn die eigentlichen Stadthallen zu klein sind/waren oder nicht mehr zur Verfügung stehen.

Mit der Größe der Stadt und der Größe des Einzugsgebiets hängt in der Regel auch die Größe der Stadthalle zusammen. Bei größeren Städten wurde und wird aus der Funktion der klassischen Stadthalle schnell eine multifunktionale „Arena“ bzw. Halle, die alles können soll. Ob das dann auch wirklich allen Nutzungen gerecht wird, ist mehr als zu hinterfragen.

Naming Right, 14.000 Plätze, aber dennoch eine Stadthalle: Die ÖVB-Arena in Bremen.
Naming Right, 14.000 Plätze, aber dennoch eine Stadthalle: Die ÖVB-Arena in Bremen. Bild: Stadionwelt

Stadionwelt: Wie ist der aktuelle Stand in Deutschland? Wann gab es im Bereich Stadthallen den letzten großen Bauboom?
Rörig: Die erste große Welle fand vor dem ersten Weltkrieg statt – hier wurden einige, auch heute noch bekannte Häuser, wie z. B. die historische Stadthalle Wuppertal, die Stadthalle Heidelberg, der Mannheimer Rosengarten oder die Festhalle Frankfurt errichtet. Diese Infrastruktur hatte bis zum zweiten Weltkrieg bestand, wurde aber größtenteils zerstört. Nach dem Krieg, mit dem Wiederaufbau, dem verstärkten Aufkommen der Gewerbesteuereinnahmen bei Städten und Gemeinden sowie infolge der Neuformierung des Gemeinschaftssinns, dem Bedürfnis der Menschen nach kulturellem Leben und sozialem Austausch nach den vielen Jahren der Entbehrungen, sind die meisten Stadthallen wiedererrichtet worden. So sind Ende der 40er und Anfang der 50er Jahre flächendeckend in Deutschland viele Häuser gebaut worden. 30 bis 35 Jahre danach, also Ende der 1970er/Anfang der 1980er-Jahre war die erste „Substanzwelle“ aufgrund von ausbleibenden Sanierungs-/Erneuerungsmaßnahmen so stark abgenutzt, dass entweder sehr umfangreiche Sanierungen oder aber Neubauten erforderlich waren. Mitte/Ende der 1980er und Anfang der 90er – auch bedingt durch die Wiedervereinigung – kam die zweite große „Bauwelle“ bei Stadthallen bzw. der Veranstaltungsstätten-Infrastruktur. Nun, 30 bis 35 Jahre nach der zweiten Welle, stellen wir erneut fest, dass viele Häuser aus dieser und auch der Zeit davor in einem desolaten Zustand sind.  Es ist in vielen Häusern ein großer, z. T. sehr umfassender Sanierungsbedarf vorhanden - eine dritte Welle bricht aktuell an, vielerorts sind Sanierungsmaßnahmen angestoßen worden.

Viele der älteren Häuser stehen mittlerweile dabei unter Denkmalschutz, das gilt es beim Thema Sanierungen natürlich zu beachten. Dazu kommt das Thema Betriebserlaubnis, die ursprünglich unter oftmals anderen Voraussetzungen genehmigt worden sind als wie die Umstände und Handhabungen im Bestand in der Praxis gelebt werden. Bis in die 80er Jahre sind beispielsweise noch Kapazitätsgrenzen bei Sälen und Hallen genehmigt worden, die unter heutigen Gesichtspunkten überhaupt nicht mehr zulässig wären. Wenn man dann heute im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen anfangen würde, Räumlichkeiten anzupassen, bauliche Strukturen zu verändern, würde in vielen Fällen sofort der Bestandsschutz erlöschen und die Halle könnte nicht mehr in der Art und Weise bespielt werden, wie es bisher der Fall war. In der Regel betrifft dies zulässige Zuschauerkapazitäten, die dann erheblich reduziert werden würden. Aus diesem Grund schrecken viele Städte vor größeren Umbau-, d. h. Erweiterungsmaßnahmen im Bestand z. B. zur Verbesserung der Funktionalitäten, der Entschärfung von „Nadelöhren“ und Ähnlichem zurück und beschränken sich auf weniger tiefgreifende, substanzverändernde Sanierungsmaßnahmen.

Stadionwelt: Stehen Stadthallen in Konkurrenz zu den Arenen oder bedienen die beiden Venue-Typen komplett unterschiedliche Veranstaltungsformate?
Rörig: Eigentlich stehen sie nicht in Wettbewerb zueinander und sollten das auch nicht tun. Die Stadthallen haben ihren klaren Fokus auf lokale, soziale, gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungsformate. Multifunktionsarenen dagegen sind auf großkalibrige, flächenbedarfs- und teilnehmerintensive Formate oder auch Sportveranstaltungen, oftmals durch lokale Vereine, ausgerichtet.

Man konnte aber in den letzten Jahrzehnten beobachten, dass solche Multifunktionshallen aufgrund von wirtschaftlichen Gesichtspunkten und Notwendigkeiten ihre Kapazitäten bestmöglich auslasten wollen. Um dies zu erreichen, erweitern sie ihr Nutzungs-/Veranstaltungsspektrum und greifen damit auch das klassische Stadthallengeschäft an. Die VIP-Räume werden dann für Empfänge, Hochzeiten oder Tagungen bereitgestellt oder es werden Konzerte in abhängten Teilbereichen von Arenainnenräumen größerer Hallen ausgerichtet. Damit stehen die Arenen dann, die in nicht wenigen Fällen ebenso wie die Stadthallen und andere Kultureinrichtungen in städtischer/kommunaler Hand sind, zu 100 % im Wettbewerb zu den Stadthallen – Konkurrenz im eigenen Haus, die alle von den jeweiligen Trägern (den Städten/Kommunen) betrieblich und investiv finanziert werden müssen. Ein Umstand, der gerade in wirtschaftlich / haushaltsbezogen schwierigen Zeiten zunehmend kritisch gesehen wird und auch zunehmend in den Fokus der EU rückt (Stichwort: Beihilfe, Haushaltsrecht).

Stadionwelt: Diese Entwicklung wird vermutlich anhalten, wenn das Veranstaltungsgeschäft wieder losgehen kann...
Rörig: Voraussichtlich ja. Es ist absehbar, dass aufgrund der sich durch die Coronapandemiebedingten Veranstaltungsausfälle und die daraus resultierende, verschlechterte Wirtschaftlichkeit von Arenen sich nach der Wiedereröffnung die Wettbewerbssituation bzw. das Gerangel um Veranstaltungen intensivieren wird. Hier wird es harte Preis- und Leistungskämpfe der Locations untereinander geben, bei denen sich bisher vielleicht noch nicht überschneidende Locations dann auf einmal im Wettbewerb gegenüber stehen.

Dabei gilt, dass große Arenen, insbesondere wenn Sie privat betrieben werden, normalerweise die Preisstrukturen einer Stadthalle gar nicht mitgehen können. Kommunal geführte Häuser bzw. Locations mit sozialen, gesellschaftlichen und kulturellem Auftrag haben üblicherweise ein deutlich günstigeres Preismodell, wie privatwirtschaftlich geführte Locations – subventionierte Preismodelle. Dies dürfte sich bei vergleichbaren Angeboten deutlich zugunsten der Stadthallen und sonstigen, öffentlich geführten Locations auswirken.

Ein dabei ebenfalls zu berücksichtigendem Aspekt, ist ein Aspekt bzw. eine Diskussion, die aktuell an Dynamik zunimmt. Die Frage lautet nämlich, ob die Bereitstellung und Finanzierung des Invests und des Betriebs einer solchen Infrastruktur durch die öffentliche Hand überhaupt notwendig und zulässig ist. Kann eine Stadt oder eine Kommune sich eine Stadthalle oder vergleichbare Veranstaltungsstätten überhaupt noch leisten und wenn ja, in welchem Umfang? Seit Corona fallen die Gewerbesteuern überall weg, dadurch haben die Städte viel weniger Mittel zur Erbringung der kommunalen Leistungen, zum Beispiel für Kindergärten, Feuerwehren, Sozialeinrichtungen und Schulen. Hinzu kommt die erforderliche Finanzierung von Kultureinrichtungen, wie z. B. Stadthallen, die betrieben und unterhalten werden müssen. Die ersten Kämmerer hinterfragen bereits, ob jedes Veranstaltungshaus notwendig ist oder, ob die ein oder andere Veranstaltungsimmobilie nicht umgenutzt werden sollte/könnte.

Dazu muss man anmerken, dass die EU sowie auch Rechnungsprüfungsämter auf Landes- und Bundesebene immer mehr darauf schauen, wofür die öffentliche Hand Gelder ausgibt. Ist eine Gemeinde oder Stadt in einem geschäftlichen Umfeld unterwegs, das eigentlich keine hoheitliche städtische Aufgabe ist, zum Beispiel der Betrieb eines kommerziell ausgerichteten Tagungs- und Kongresszentrums, ist dies und war bereits Gegenstand behördlicher Untersuchungen und Verfahren in diversen Städten. Eine Stadt muss Kultur, Soziales und das gesellschaftliche Leben darstellen, entsprechende Angebote bieten, ja. Aber keinen Tagungs- und Kongressbetrieb, eine Messe oder sonstige Aktivitäten mit kommerziellem Charakter, insbesondere wenn sie damit in den privatwirtschaftlichen Wettbewerb eingreift. Denn damit agiert die öffentliche Hand mit vergünstigten und i. d. R. subventionierten Preisen in einem privatwirtschaftlichen Umfeld und ist ein Fall für das Wettbewerbsrecht der EU sowie haushaltsrechtlich kritisch zu hinterfragen.

Stadionwelt: Was könnte das langfristig für die Stadthallen bedeuten?
Rörig: Das könnte unter Umständen langfristig das Ende des kommerziell ausgerichteten Tagungs- und Kongressgeschäfts in Stadthallen bedeuten. Letztendlich könnte es dazu führen, dass wir ein stark differenziertes Angebot haben werden. Dann gäbe es einerseits reine Stadthallen für Konzerte, Kultur, soziale und gesellschaftliche Veranstaltungen und andererseits würde der MICE-Bereich komplett privatisiert werden. Diese Infrastruktur würde sich dann vermutlich ausdünnen, auch die Stadthallen würden dann vermutlich in ihren Dimensionierungen schrumpfen. Denn die Wirtschaftlichkeit auch bei kommerziellen MICE-Veranstaltungen ist trotz höherer Umsätze und Margen für Locations bei einer Vollkostenbetrachtung nicht auskömmlich.

In kleineren Kommunen gleichen Stadthallen oft Sälen mit angeschlossenen Funktionsräumen.
In kleineren Kommunen gleichen Stadthallen oft Sälen mit angeschlossenen Funktionsräumen. Bild: Stadionwelt

Stadionwelt: Werden in Deutschland auch noch neue Stadthallen gebaut oder geht es mittlerweile hauptsächlich um Instandhaltung?
Rörig: Neubauprojekte gibt es in Deutschland aktuell schon, doch im Verhältnis nur wenige. Das hat einen ganz einfachen Grund: Wir in Deutschland haben bereits ein sehr differenziertes und flächendeckend breit ausgebautes Angebot an Veranstaltungsstätten, insbesondere kommunale Einrichtungen. In Europa leistet sich kein weiteres Land so eine Dichte an kommunalen Veranstaltungsstätten wie Deutschland. Jede Stadt und jedes Dorf hat kommunale und somit von der öffentlichen Hand durch Steuergelder finanzierte Veranstaltungsstätten. Das führt dazu, dass die Anzahl an Neubauten relativ gering ist. Das Gros der Entwicklungen, die wir (BEVENUE) z. T. mit aktiv unterstützt haben, sind aber Sanierungen von Bestandsobjekten oder aber Erweiterungs- und Ersatzinvestitionen, so wie beispielsweise in Braunschweig, Göttingen, Gera, Gütersloh, Görlitz, Offenbach, Heidelberg, Rostock oder in Karlsruhe.

Es gibt aber auch aktuelle und kürzlich abgeschlossene Neubauentwicklungen von Stadthallen, wie z. B. in Bad Vilbel, in Rheda-Wiedenbrück oder in Cham. Dazu begleiten wir aktuell oder habe unlängst Planungen, Konzeptentwicklungen und Diskussionen zu entsprechenden Hallenentwicklungen bearbeitet/unterstützt in z. B. Wilhelmshaven, Bocholt, Crailsheim, in Wesel, in Krefeld und in Iserlohn – alles klassische Stadthallen-Projekte.

Zusammengefasst: der Bedarf und Maßnahmen zur Sanierung und Entwicklung von Stadthallenprojekten gibt es in Deutschland zahlreich.

Stadionwelt: Wie lassen sich Stadthallen denn optimal sanieren?
Rörig: Viele bzw. die meisten Kommunen sehen das Thema Sanierung, Erweiterung, Umbau etc. leider oft nur von der baulichen Seite. Sie schalten bei derartigen Themen sofort Hochbauämter oder Architekten ein. Dann werden erstmal Hardware-Fakten geschaffen, sprich es wird geplant, konzipiert und gebaut. Leider erst zu einem späteren, nachgelagerten Zeitpunkt wird dann der Betreiber hinzugeholt, kommen Nutzer- und nutzungsbezogene Aspekte aufs Tableau. Dieser Fehler wird leider noch viel zu häufig gemacht. Die Betreiber und Nutzer müssen von Anfang an involviert werden. Da ist das Verständnis bei der öffentlichen Hand, bei der Verwaltung und den zuständigen Entscheidern leider oft noch nicht sehr ausgeprägt – ein fataler Fehler, denn nachträgliche Anpassungen baulicher und technischer Art sind deutlich teurer als diese im Vorhinein in jegliche Planung/Konzeption mit einzuplanen.

Stadionwelt: Gibt es aktuelle Projekte, die Sie besonders hervorheben würden?
Rörig: Jede Halle hat für sich etwas Einzigartiges, das sie von anderen unterscheidet. Es gibt sicherlich das ein oder andere was heraussticht, es gibt aber nicht die eine Location, die ich besonders hervorheben würde. Dazu ist das Spektrum an Hallen, an individuellen Ausgestaltungen von Architektur, Städtebau, Raumprogramm, Technik und Ambiente zu vielfältig. Bei einer Halle ist die eine Thematik besonders gut gelöst, bei einer anderen Halle eine andere…die „perfekte“ Stadthalle gibt es nicht – oder zumindest kenne ich sie noch nicht, bin aber für „sachdienliche Hinweise“ dankbar.

Grundsätzlich finde ich, dass Stadthallen ungemein wichtig für das soziale und gesellschaftliche Leben einer Stadt, für deren Attraktivität und das Image sind, das darf man nicht unterschätzen. Auch im Hinblick auf die Unternehmensansiedlung und Arbeitnehmergewinnung ist das kulturelle Angebot einer Stadt, das i. d. R. in einer Stadthalle abgebildet wird, von hoher Bedeutung. Deshalb ist eine Stadthalle auch immer ein Leuchtturmprojekt, ein Standort- und auch ein Wirtschaftsfaktor, der bei allen Diskussionen um die Wirtschaftlichkeit und Zuschussbedarfe derartiger Einrichtungen berücksichtigt werden muss.

Stadionwelt: Hat die klassische Stadthalle noch eine Zukunft oder ist es ein aussterbender Venue-Typ?
Rörig: Meine persönliche Meinung ist, dass der Typ Stadthalle als Kulturlocation und Treffpunkt auch oder sogar vor allem wegen und nach Corona eine Zukunft hat. Sicherlich aufgrund der nachwachsenden Generationen und dem veränderten gesellschaftlichen und sozialen Miteinander in einer anderen Form sowie Art und Weise als es in den 50er und 60er Jahren gewesen ist, aber dennoch: Der Mensch ist ein soziales Wesen, er will sich treffen und austauschen, etwas physisch/real erleben. Man muss mit anderen in Kontakt kommen, nicht nur virtuell, wie es aktuell der Fall ist. Wenn es Häuser und Betreiber verstehen, sich auf die neuen Anforderungen, Formate und Strukturen auszurichten, dann haben Stadthallen durchaus eine Zukunft. Wenn es jedoch nur monothematisch betriebene Stadthallen bzw. Gebäudekomplexe sind, die ausschließlich für Veranstaltungen genutzt werden können und aufgemacht werden, sind diese Häuser dem Aussterben geweiht. Hier gilt es weitere, „öffnende“ Nutzungen einzubringen, um diese in der Regel in zentralen Innenstadtlagen befindlichen Gebäudekomplexe zusätzlich mit Leben auch unabhängig vom Veranstaltungsbetrieb zu beleben.

Im Moment gibt es gerade diesem Gedanken folgend einen Trend, der durchaus vergleichbar ist. So wird aktuell in vielen Städten über die Gebäude diskutiert, in denen früher die großen Warenhäuser waren (Kaufhof, Karstadt & Co.). Das ist 1 zu 1 vergleichbar mit den Stadthallen: auch sie sind in Innenstadt-Lage, sind große Gebäudekomplexe mit umfangreichen Quadratmeter-Volumina, die letztlich nur zu bestimmten Zeiten geöffnet sind. Außerhalb von Veranstaltungen bzw. außerhalb der Geschäftszeiten sind diese Gebäude in der Regel „tot“ und das in Quartieren, in denen dann infolgedessen kaum bzw. kein Leben ist. Man sollte also perspektivisch schauen, dass so ein Haus wie eine Stadthalle und/oder eine Gewerbeimmobilie nicht ein Fremdkörper in der Innenstadt ist, sondern mit einer entsprechenden Mantelnutzung Leben in das jeweilige Quartier zieht. Klar entstehen dadurch auch wieder neue Konfliktfelder (Stichwort: Emissionen), doch das ist Leben, hierfür können bauliche Maßnahmen getroffen werden, die diese Emissionen stark reduzieren. Anwohner, Politiker und Planer müssen sich entscheiden – wollen sie belebte Quartiere oder tote Häuserschluchten. Stadthallen, wie auch andere Veranstaltungslocations können hier ein belebender und integraler Bestandteil der Stadt- und Quartierentwicklung sowie des urbanen Lebens sein.

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