„Ein schlüssiges Gesamtkonzept“

Die APA Brands Events Solutions hat für den DOSB einen Leitfaden zum Hygiene- und Infektionsschutz für Sport trotz Corona erarbeitet. Im Interview APA-Geschäftsführer Peter Adelfang und DOSB-Präsident Alfons Hörmann.

Peter Adelfang
Peter Adelfang Bild: APA Brands Events Solutions

Stadionwelt: APA Brands Events Solutions zählt zu den führenden Sportstätten- und Veranstaltungsdienstleistern  Europas und kann Expertise aus 35 Jahren Event-Erfahrung vorweisen. Wie haben Sie das Jahr 2020 erlebt?
Adelfang: Das Jahr 2020 stellt uns alle auf eine große Probe und die Veranstaltungsbranche ganz besonders. Aber jammern nützt nichts, diese Branche ist kreativ und mutig, also haben auch wir uns schnell gesammelt und diesen Herausforderungen gestellt.

Stadionwelt: Lange Zeit fokussierte sich APA eher auf die Bereiche Signage, Branding sowie Werbemittel. Hygiene spielte wohl noch nie eine so große Rolle wie in diesem Jahr. Wie kam es für APA zu dem Schritt, dieses neue Feld zu erschließen?
Adelfang: APA erlebte in seiner 35-jährigen Geschichte bereits mehrere Transformationen, so zuletzt vor 3 Jahren als wir mit einem neuen Markenauftritt und der neuen Firmenbezeichnung APA Brands Events Solutions den Ausbau unseres Leistungsangebots verdeutlichten. Aus der langjährigen Eventerfahrung und ohnehin vorhandenen Kompetenzen haben wir neue Dienstleistungsangebote generiert. Schon vor der „Corona-Krise“ haben wir uns mit Hygienekonzepten und Sicherheitskonzepten beschäftigt, nur dass dies plötzlich eine völlig neue Bedeutung und Dynamik bekommen hat. Zumindest auf die Dynamik waren wir in den ersten Wochen nicht vorbereitet.

Stadionwelt: Wie kam der Kontakt zwischen APA und dem Deutschen Olympischen Sportbund zustande?
Adelfang: Die Initiative kam über unsere Beratung des Deutschen Skiverbandes zustande. Der DOSB und einige Spitzenverbände haben sich in einer sogenannten Task-Force im Zuge der Corona-Krise zu den Problemstellungen ausgetauscht. Hier entstand die Idee, einheitliche Leitlinien für den Sport erstellen zu lassen. So kam es, dass der DOSB uns zu einer Ausschreibung eingeladen hat und wir uns in dieser Task-Force mit unserem Angebot und einer Präsentation über unsere Herangehensweise behaupten durften.

Stadionwelt: Wie beschreiben Sie Ihre Partnerschaft? Und warum hat der DOSB APA mit der Ausarbeitung eines Leitfadens zum Hygiene- und Infektionsschutz beauftragt?
Adelfang: Die Problemstellung ist für alle Beteiligten äußerst bedeutend und wird entsprechend priorisiert behandelt. Wirklich beeindruckend ist die Form der Zusammenarbeit mit dem DOSB und der Task-Force in der diverse Vertreter von Spitzenverbänden mitwirken. Hier findet ein sportübergreifender Austausch statt, bei dem alle Verbände ihre Erfahrungen teilen und Hilfestellungen anbieten. Dieser Schulterschluss hat uns enorm beindruckt und motiviert.
Hörmann: In den Befragungen unserer Mitgliedsorganisationen hat sich deutlich herausgestellt, dass der Verlust von Sportveranstaltungen über alle Ebenen mittel- und langfristig große Existenzsorgen auslöst. Daher wollen wir mit diesem bundesweiten Hygiene-Rahmenkonzept Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Gleichzeitig werben wir gegenüber Politik und Verwaltungen für die breite Akzeptanz dieser geprüften Standards. Seit Anfang Juli hat eine aktive Projektgruppe aus Vertreter*innen von Spitzenverbänden und dem DOSB ein Anforderungsprofil erstellt und dies mit führenden Dienstleistern der Branche verhandelt. APA hat hierfür ein schlüssiges Gesamtkonzept geliefert, in dem der praktische Anwendungsbezug, der die Vereine und Verbände nicht vor unlösbare Aufgaben stellt, wesentlichen Anteil hat. Gemeinsam mit APA und deren Partner, dem TÜV Rheinland, wurden wertvolle Standards entwickelt, die für alle Sportarten und Veranstaltungen verantwortungsbewusst anwendbar sind.

Alfons Hörmann
Alfons Hörmann Bild: APA Brands Events Solutions

Stadionwelt: Bitte beschreiben Sie die drei Phasen, auf denen das Hygiene- und Infektionsschutzkonzept fußt.
Hörmann: In der ersten Ebene sind DOSB-Hygiene-Standards samt den TÜV-geprüften Maßnahmen enthalten, die grundsätzlich für alle Sportarten und Veranstaltungen anwendbar sind. Ziel ist es, auf der einen Seite damit den Breiten- und Freizeitsport zu unterstützen und gleichzeitig der Sportveranstaltungsbranche bei der Durchführung von mittelgroßen bis hin zu sehr großen Veranstaltungen zu helfen. Diese Standards bilden somit den Rahmen und die Basis für darauf aufbauende Hygienekonzepte. Die Verbände können diese Standards auf der zweiten Ebene bei Bedarf sportartspezifisch individualisieren und fortführen. So erhalten Vereine und Veranstalter eine größtmögliche Vorlage für ein venuespezifisches Hygienekonzept.

Stadionwelt: Was sind die wesentlichen Inhalte des Hygiene-Leitfadens?
Hörmann: Standardisierte Regelungen und Handlungsempfehlungen für den spezifischen Sportbetrieb. In unserer Initiative zum Infektionsschutz im Sport legen wir seitens des DOSB diese grundlegenden Regeln fest und geben Handlungsempfehlungen, mit denen jeder Verein oder Veranstalter einen einheitlichen Infektionsschutzstandard vorweist. Die Standards bieten eine Richtschnur für die sichere Umsetzung von gemeinsamen Sportaktivitäten oder Sportveranstaltungen, denn nur eine gesunde Gesellschaft kann auch eine sportliche Gesellschaft sein. Die DOSB-Hygiene-Standards bieten Sicherheit für alle Sportinteressierten, sind allgemeingültig für alle Sportarten, sind bundesweit gültig, basieren auf den bekannten Alltags-Hygieneregeln und zu guter Letzt sind die geprüft vom TÜV Rheinland.

Stadionwelt: Der Sport ist vielfältig – ebenso wie die Venues, in denen er ausgeübt wird. Eine einheitliche Betrachtung ist kaum möglich. Wie schwierig ist es, passende Lösungen für diese unterschiedlichsten Bedarfe zu finden?
Adelfang: Die zuvor genannten Bausteine sollen den Veranstaltern als eine bestmögliche Vorlage und Unterstützung dienen. Aber es ist korrekt, dass final ein Hygienekonzept auch auf die örtlichen Gegebenheiten und die veranstaltungsspezifischen Bedürfnisse abgestimmt sein muss, welches auch von den lokalen Behörden genehmigt wird. Dies hat je nach Veranstaltung eine beachtliche Komplexität. Hierbei spielen viele Faktoren eine Rolle, wie z.B. ob eine Veranstaltung Indoor oder Outdoor stattfinden soll, ob sie national oder international ausgerichtet ist, wie viele Personengruppen es gibt und wie groß diese sind, usw. Im Kern der Ausarbeitung steht der Schutz des Menschen und so werden bei unserer Ausarbeitung sämtliche Personengruppen und deren Kontaktmöglichkeiten betrachtet. Neben generellen Vorgaben sollen die Hygienestandards den Veranstaltern für Athlet, Trainer, Zuschauer oder Helfer eine sichere Begleitung durch alle Phasen einer Veranstaltung sein. Ziel ist am Ende immer eine maximale Reduzierung des Infektionsrisikos. Zudem sind wir in vielen Netzwerken vertreten, in denen wir Zugang zu vielen technischen und digitalen Lösungen haben, welche wir da wo sinnvoll in unsere Konzepte integrieren.

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Stadionwelt: Mittlerweile wurden Lösungen gefunden, um peu à peu wieder in den Spielbetrieb zu starten. Je nach Bundesland und dem lokalen Infektionsgeschehen ohne, mit wenigen, oder sogar mit ein paar Tausenden Stadion-Besuchern. Wie bewerten Sie den Restart etwa der Bundesliga?
Hörmann: Die DFL hat mit seinem Hygienekonzept für den Spielbetrieb frühzeitig einen professionellen Rahmen mit allgemeingültigen Regeln den Vereinen zur Verfügung gestellt. Letztlich kommt es aber stets darauf an, wie dieser Rahmen auf die jeweiligen örtlichen Gegebenheiten angewendet wird und sie umgesetzt werden. Grundsätzlich kann man aus heutiger Sicht feststellen, dass hier alle Vereine erkennbar daran arbeiten, diese Regeln konsequent umzusetzen, um das Risiko für mögliche Infektionen auch hier möglichst zu reduzieren. Wir finden, dass dies mehrheitlich sehr gut funktioniert hat und es sind uns keine Fälle bekannt, in denen der Sport für nennenswerte Infektionsketten gesorgt hat. Wir empfehlen daher dringend in der Verantwortung den Sportbetrieb aufrecht zu erhalten, professionelle Hygienekonzepte und eine professionelle Umsetzung dieser. Dann wird der Sport weiterhin Teil der Lösung und nicht des Problems sein!

Stadionwelt: Wie ordnen Sie die Situation im Indoor-Sport ein?
Adelfang: Viel schwieriger als Outdoor. Es reifen zunehmend Erkenntnisse wie sich das Virus verbreitet und diesen sollten wir uns auch stellen.  Indoor-Events abzusagen oder zu verbieten ist einfach. Wir sollten nach Lösungen suchen auch diese sicherer zu gestalten und auch hier das Infektionsrisiko auf ein vertretbares Level zu bringen. Mit einem Lüftungsgutachten ist man dann schon mal gut beraten und technische Lösungen für eine bessere Belüftung existieren. Wir sind überzeugt davon, dass auch Indoor Veranstaltungen mit Beachtung dieser Thematik und einem guten Konzept durchführbar sind

Stadionwelt: Können Sie bereits von erfolgreich umgesetzten Projekten berichten?
Adelfang: Die Hamburg European Open im September sind ein gutes erfolgreiches Beispiel. Die negativen Beispiele von anderen internationalen Tennisevents haben Schlagzeilen geschrieben. Wir konnten mit unserem Hygienekonzept die Zuschauerzahlen von anfangs 1000 geplanten auf 2300 tägliche Besuche in der Genehmigung mit den Behörden erhöhen. Abschließend haben wir faktisch eine sichere Veranstaltung ohne negative Vorkommnisse erleben dürfen. Diese Gewissheit können wir zwar nicht versprechen, aber wir können das Risiko gemeinsam mit den Veranstaltern maximal reduzieren. Derzeit arbeiten wir schon an weiteren Veranstaltungen im Herbst und Winter und da wartet z.B. mit der Nordischen Ski-WM in Oberstdorf ein internationales Großevent. Wir arbeiten hier gemeinsam mit dem Deutschen Skiverband und dem lokalen Organisationsbüro hart an fundierten Konzepten und beobachten gespannt weiter das Pandemiegeschehen, denn hierauf muss ein solches Konzept immer wieder angepasst werden.

Stadionwelt: Und welche Learnings kann der Sport aus der Corona-Krise ableiten?
Adelfang: Wir sehen wie fragil das ganze System dann doch sein kann. Niemand hätte etwas derartiges vorhersehen können. Wir sind beeindruckt mit welcher Kreativität in den letzten Monaten an vielerlei Stellen gearbeitet wurde und in welchem Maße die längst überfällige Digitalisierung vorangetrieben wurde. Hierdurch werden sicher neue Formate und neue Wege entstehen, die uns künftig helfen können.

Ansonsten können wir nur eindringlich empfehlen dem Hygienekonzept eine wichtige Bedeutung beizumessen. Es mag zwar ungeplant unsere Ressourcen und Budgets belasten, aber es wird die Durchführung des Sports und Veranstaltungen sicherer machen. Dabei gilt es nicht nur die Behörden zufrieden zu stellen einer Genehmigung willen, sondern darum, auf den Veranstaltungen diese Maßnahmen auch professionell umzusetzen. (Stadionwelt, 09.11.2020)

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