Neue Konkurrenz auf dem Arena-Markt?

Bislang gelten Frankfurt und München in Deutschland als die Großstädte, die keine Multifunktionsarena nach US-amerikanischem Vorbild haben. Das soll sich in den kommenden Jahren ändern. Doch damit nicht genug.

In Köln, Berlin und Hamburg sind in den vergangenen rund 20 Jahren drei Multifunktionsarenen entstan­den, die den modernen Standard von Ve­nues dieser Kategorie erfüllen. Zahlreiche Großevents – ob im Sport oder Entertain­ment – fanden seither in der LANXESS arena, Mercedes-Benz Arena oder der Bar­claycard Arena statt.

In den letzten Jahren blieben wiederum Frankfurt und München des Öfteren bei großen Arena-Tourneen oder nationalen Sporthighlights außen vor. Das könnte in den beiden kommenden Jahren geändert werden. In Freising soll in den kommenden fünf Jahren das MUC Convention Center entstehen. Die Arena möchte sich auf den MICE- und LIVE-Bereich fokussieren und in Zukunft die Metropolregion München für diverse Ver­anstaltungsarten zur Top-Adresse machen. Das präferierte Grundstück liegt am Münchner Flughafen.

„Attraktive Veranstaltungen im MICE- und LIVE-Segment“

In der Metropolregion München soll ein hochmodernes, nachhaltiges und multifunktionales Convention Center gebaut werden. Stadionwelt sprach mit Lorenz Schmid, Geschäftsführer der SWMUNICH Real Estate GmbH.

Lorenz Schmid
Lorenz Schmid Bild: SWMUNICH Real Estate GmbH
Stadionwelt: Warum benötigt München aus Ihrer Sicht eine weitere Veranstaltungsstätte?
Schmid: Wir haben uns lange und intensiv mit dem Thema befasst und festge­stellt, dass es in der Met­ropolregion München eine hohe Nachfrage und Bedarf für Veranstal­tungen im MICE- und LIVE-Segment gibt, welche, trotz Corona, mittel- und langfristig weiter wachsen wird. Vor allem im Bereich der großen Veranstaltungen. Die derzeit be­stehenden Kapazitäten an Veranstaltungs­stätten in der Metropolregion München für große Veranstaltungen mit über 15.000 Be­suchern sind jedoch im Vergleich zu ande­ren Metropolregionen begrenzt. Hier setzen wir an und möchten in diesem Segment das Angebot ergänzen und erweitern. Wir ha­ben in diesem Zusammenhang in den ver­gangenen Monaten verschiedene Fach- und Ingenieurbüros mit umfangreichen Studien, Untersuchungen und Analysen beauftragt, um unsere Feststellung von unabhängigen Experten plausibilisieren zu lassen. Die vor­liegenden Ergebnisse haben deutlich bestä­tigt, dass die Metropolregion München eine solche moderne, multifunktionale Veran­staltungsstätte benötigt, „state-of-the-art“ sozusagen mit einer Kapazität von 15.000+ bei einer 270°-Bestuhlung – der sogenann­ten „Hufeisen-Bestuhlung“. Diese Art des „Bowl Designs“ ist genau richtig für unser Projekt, da wir unseren Fokus auf „MICE“ und „LIVE“ gelegt haben und nicht auf Sportveranstaltungen. Auch kann derzeit keine Veranstaltungsstätte den steigenden Ansprüchen der Besucher bspw. hinsicht­lich Akustik oder Hospitality bei den richtig großen Veranstaltungen vollumfänglich ge­recht werden.

Das komplette Interview lesen Sie hier.

In Frankfurt wiederum wurde lange gar an zwei Arena-Projekten gearbeitet. Die von der Stadt unterstützt Arena am Kaiserlei hängt nach dem Ausstieg des Investors jedoch akut in der Schwebe, die komplett privat finanzierte Arena am Flughafen TheDOME der kanadischen KatzGroup hingegen könnte schon zeitnah in die Realität umgesetzt werden. Mit 23.500 Zuschauerplätzen wäre diese Arena die größte in Deutschland.

Die Kritik von manchem Politiker an dem Projekt können die Verantwortlichen nicht verstehen. Im Stadionwelt-Interview sag­te Felix Scheuerpflug, Geschäftsführer der TheDOME GmbH: „Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Sportdezernent zugleich auch Wirtschaftsdezernent ist und man dann feststellen muss, dass ein internati­onal anerkannter Investor, der in unserer Metropolregion 330 Millionen Euro inves­tieren möchte, mit Nichtbeachtung gestraft, mit Verunglimpfungen diskreditiert und durch die Verbreitung von Unwahrheiten beschädigt wird. Aber es ist nicht die Stadt! So hat zum Beispiel der Oberbürgermeister frühzeitig einen Kontakt zu unserem kana­dischen Partner gesucht. Außerhalb eines einzigen Dezernats erfahren wir über alle demokratischen Parteigrenzen, dass man TheDOME sehr positiv gegenübersteht.“

TheDOME wäre die größte Indoor-Arena Deutschlands.
TheDOME wäre die größte Indoor-Arena Deutschlands. Bild: TheDOME Besitzgesellschaft mbH

Die beiden Arenen haben neben ihrer Lage neben dem jeweiligen Flughafen gemein, komplett aus privater Hand finanziert zu werden. Anders als das Freisinger Conventi­on Center soll TheDOME jedoch ein Haupt­mieter aus dem Sport bekommen. Die Löwen Frankfurt bezeichnen die aktuell noch in der Planung befindliche Venue auf ihrer Home­page bereits als ihre „zukünftige Heimat“.

Eine Übersichtskarte zu den Multifunktionsarenen in Deutschland finden Sie hier.

Während in Frankfurt der Bau einer zweiten Arena aktuell unwahrscheinlich erscheint, wird in München sogar mit Si­cherheit eine weitere Venue entstehen. Der SAP Garden wird allerdings ausschließlich für sportliche Aktivitäten genutzt, der EHC Red Bull München und der FC Bayern Bas­ketball werden als Hometeams einziehen.

Mit den beiden neuen Veranstaltungsstät­ten könnte der deutsche Arena-Markt gehö­rig auf den Kopf gestellt werden. Für beide Städte stünden dann völlig neue Möglich­keiten offen. Dem Markt wird es jedenfalls guttun: Seit 2008 wurde keine neue Arena in Deutschland mit einer fünfstelligen Zu­schauerkapazität eröffnet. Und Konkurrenz belebt schließlich das Geschäft. (Stadionwelt, 03.11.2020)

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