„Kein Kostenfaktor, sondern eine Investition“

Zum Thema Konnektivität und Fan Experience hat Stadionwelt mit Thomas Mehrfort, Area Sales Manager Sports & Venues von Extreme Networks, über Themen wie WLAN und 5G in Sportstätten gesprochen.

Stadionwelt: Wie wichtig – und wie komplex – ist es für Stadien und Arenen heutzutage, eine stabile Internetverbindung für Fans und Besucher zu gewährleisten?

Mehrfort: Für Arenen, Stadien und andere Veranstaltungsorte – indoor wie outdoor – ist ein flächendeckender Internetzugang ein essenzielles Mittel, um sich zu vermarkten. Nicht selten finden (in „normalen Zeiten“) jährlich mehr als 400 Veranstaltungen neben der Fokussportart an einem Veranstaltungsort statt. Wenn Veranstaltern kein nahtloser sicherer Netzwerkzugriff gewährleistet werden kann, wirkt sich das auf Reputation und Buchungen aus. Um zukünftig Besuche in Stadien – auch im Wettbewerb mit Pay-TV – attraktiver zu gestalten, sollten Spieltage für Zuschauer angenehm und stressfrei sein. Für Familien ist der Stadionbesuch oft eine Investition im dreistelligen Bereich verbunden. Um ein optimales Besuchserlebnis zu garantieren, sollten innovative Zugänge für Merchandise, Food & Beverage oder Digital Entertainment – auch Second Screen – bereitgestellt werden. Auch um die eigene Wertschöpfungskette neu zu definieren, ist ein zukunftssicheres WLAN unerlässlich. Durch die Digitalisierung haben wir erstmals die Möglichkeit, Trends live zu erkennen und darauf zu reagieren, Interessen anzuregen und neue Vermarktungsmöglichkeiten an Werbepartner zu adressieren.

Stadionwelt: WLAN, 5G & Co.: Welche Standards sind aktuell state-of-the-art? Und welcher Art von Venue würden Sie zu welcher Investition raten?
Mehrfort: 5G ist durch Werbekampagnen bekannt und dadurch, dass Anbieter das Installieren der Antennen oftmals kostenneutral abwickeln, ein interessanter Ansatzpunkt. Aber es muss mehr beachtet werden: Ja, es bietet Besuchern Anbindung ans Internet. Jedoch kann der Veranstalter keine Wertschöpfungskette abbilden, da die Verbindung nicht von ihm bereitgestellt wird und die Daten nicht durch sein Netz laufen und somit keine Analyse der Datennutzung während der Veranstaltung möglich ist. Er hat auch keinen Einfluss auf die User Experience und muss darauf vertrauen, dass die zur Verfügung gestellten Kapazitäten so definiert wurden, dass alle Benutzer ein positives Nutzererlebnis haben. Ein Besuch in den Bundesliga-Stadien zeigt erhebliches Verbesserungspotenzial. Es gibt kein Entweder-oder, eine Co-Existenz von WLAN und 5G ist empfehlenswert. Interessant ist bei diesem Thema auch ein Blick über den Atlantik: In den NFL-Stadien wird von vielen Mobilfunkanbietern WIFI Offloading in den Stadien betrieben. Hier bedienen sich Anbieter an den bestehenden WLAN-Infrastrukturen, um eigene Investitionen in Hardware sowie Service und Dienstleistung zu umgehen.

Stadionwelt: Macht eine Kombination aus WLAN (z.B. WiFi6) und 5G für Betreiber von Stadien und Arenen Sinn?
Mehrfort: Aus den oben genannten Gründen macht dies für jeden Betreiber Sinn.

Stadionwelt: Mit welchen finanziellen Investitionen und mit welchen infrastrukturellen Maßnahmen müssen Betreiber rechnen, wenn sie ihre Venues ausstatten wollen?
Mehrfort: In finanzieller Hinsicht sind die Investitionen für ein solches Vorhaben sehr individuell und die Anforderungen in keinem Stadion gleich. Wir bei Extreme Networks geben Kunden ein Angebot des zuwertenden Preises pro Access Point mit auf den Weg. Hierbei sind alle aktiven und passiven Arbeiten, Komponenten usw. inbegriffen, um das WLAN zu betreiben. Damit können wir den Kunden einen zu erwartenden Betrag, basierend auf der Stadiongröße, nennen.

Stadionwelt: Welche Fördermöglichkeiten können beim Thema Konnektivität genutzt werden? Wie hoch kann die Förderung sein? Was muss beachtet werden?
Mehrfort: Es gibt vielfältige Fördermöglichkeiten im Bereich der Merchandise-Shops, bei Zahlungsoptionen, bei Überwachungssystemen sowie für Übertragungsstudios und Kommentatorenkabinen. Ein Netzwerk ist für den reibungslosen Betrieb jeder Sportstätte unerlässlich. Während die Veranstaltung für Besucher im Vordergrund steht, erwarten sie eine zuverlässige WLAN-Verbindung, um Eindrücke mit anderen unmittelbar zu teilen. Stadionbetreiber sollten diese erhöhte Konnektivität nicht fürchten, sondern als eine Gelegenheit betrachten, Besucher zu begeistern, den Spieltag zu optimieren und ein attraktives Fan-Erlebnis zu schaffen. Organisatoren können die Art und Weise, wie sie mit Besuchern interagieren und mit ihnen in Kontakt treten, revolutionieren, indem sie den Stadionbesuch komfortabel, nutzerfreundlich und unvergesslich werden lassen – vorausgesetzt, sie verfügen über ein geeignetes Netzwerk. Das Netzwerk ist kein Kostenfaktor, sondern eine Investition, die kurz- und langfristig auch erhebliche kommerzielle Vorteile bieten kann.

Stadionwelt: Welche Projekte haben Sie zuletzt umgesetzt? Was wurde umgesetzt? Welche Projekte werden folgen?
Mehrfort: Zahlreiche Stadien und Veranstaltungsstätten weltweit nutzen die Lösungen von Extreme Networks, um eine leistungsfähige Netzwerkinfrastruktur zur Verfügung zu stellen. Derzeit sind 25 der NFL-Stadien mit Extreme-Lösungen ausgestattet, sowie eine Vielzahl an Sportstätten von anderen Ligen und Universitäten. Prominentes Beispiel in Deutschland ist das Olympiastadion in Berlin, das als Ausrichter des Champion-League Finales 2015 die WLAN-Infrastruktur mit Extreme Netzwerk-Lösungen erweiterte. So wurden annähernd 4.000 gleichzeitige Sessions im Pressebereich ermöglicht. Aber auch beim Zwarte Cross Festival, das als eines der größten Festivals der Niederlande Motorsport und Musik bietet, sorgen die Extreme-Lösungen für einen reibungslosen Ablauf sowie sicheren und zuverlässigen WLAN-Zugang. Die speziell für anspruchsvolle Umgebungen entwickelten Wi-Fi 6-Lösungen bieten Veranstaltungsorten eine höhere Flexibilität und Bandbreite. So wird eine Vielzahl an Geräten und Applikationen unterstützt und Stadien erhalten eine sichere WLAN-Konnektivität, z.B. für Social Media Sharing, Videostreaming und Mobile Ticketing. (Stadionwelt, 02.10.2020)