Keine Zuschauer-Rückkehr bis Ende Oktober
Der deutsche Profisport muss bis mindestens 31. Oktober ohne Zuschauer auskommen. Darauf einigten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder in einer Videokonferenz.
Aufgrund der angespannten Situation rund um die COVID-19-Pandemie bleiben Großveranstaltungen, bei denen eine Kontaktverfolgung und die Einhaltung der Sicherheits- und Hygienemaßnahmen nicht lückenlos möglich ist, bis zum Jahresende verboten. Darunter fallen unter anderem Volksfeste, größere Sportveranstaltungen mit Zuschauern, Konzerte, Festivals, Dorf-, Stadt-, Straßen-, Wein-, Schützenfeste oder Kirmes-Veranstaltungen. Der deutsche Profisport muss darüber hinaus bis mindestens 31. Oktober grundsätzlich auf Zuschauer verzichten.
Für Sportveranstaltungen besteht aber noch eine kleine Hoffnung – die Bundeskanzelerin vereinbarte mit den Ministerpräsidenten, dass eine Arbeitsgruppe auf Ebene der Chefs der Staatskanzleien eingesetzt wird, die bis Ende Oktober einen Vorschlag zum einheitlichen Umgang mit Zuschauern bei bundesweiten Sportveranstaltungen vorlegen soll.
Corona sei wieder voll da in Deutschland, deswegen müsse man sich dieser Situation stellen, erklärte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder im Anschluss an die Sitzung. Es sei "nicht sinnvoll, im September mit Zuschauern zu starten. Es wäre mit einer steigenden Infektionszahl ein falsches Signal."
Ausnahmen könne allerdings es in Regionen mit sehr geringen Infektionszahlen geben, wenn sichergestellt sei, dass die Teilnehmer ausschließlich aus dieser Region oder aus umliegenden Regionen mit entsprechenden Entwicklungen kommen. Derzeit unterscheiden sich die Regelungen der einzelnen Bundesländer drastisch, weshalb es sein kann, dass in manchen Landesteilen bereits vor dem 31. Oktober einige Hundert Zuschauer bei Sportveranstaltungen anwesend sein dürfen.
Die Bundesliga startet am 18. September in die neue Spielzeit. Danach folgen die LIQUI MOLY Handball-Bundesliga (31. Oktober), die easyCredit Basketball Bundesliga (6. November) und die Deutsche Eishockey Liga (13. November). Ob die einzelnen Ligen die Starttermine in Folge der Beschränkungen anpassen, darüber ist noch nichts bekannt.
In der jüngsten Vergangenheit hatte sich die Politik gespalten bezüglich der Fanrückkehr in Deutschland gezeigt. Horst Seehofer, der als Bundesinnenminister auch für den Sport zuständig ist, erklärte, dass man in einem Stadion mit 80.000 Plätzen durchaus eine nennenswerte Anzahl von Zuschauern unterbringen und dabei alle Infektionsschutzregeln einhalten könne, wenn die Hygienekonzepte stimmen würden. Man müsse das gesellschaftliche Leben ermöglichen, ohne bei der Bekämpfung des Virus fahrlässig zu werden.
Der CSU-Vorsitzende Markus Söder warnte dagegen vor weiteren Lockerungen: Die Bundesliga sehe er auf absehbare Zeit nicht mit vielen Zuschauern. Corona sei wieder voll da und bleibe extrem gefährlich. Diese Ansicht teilt auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Das Schutzkonzept der DFL sei zwar sehr verantwortungsvoll, erklärte er gegenüber der Funke Mediengruppe, jedoch verwies er ebenfalls auf das aktuelle Infektionsgeschehen.
Deutschlandweit werben die Clubs seit Wochen dafür, wieder Zuschauer zuzulassen. Je niedriger die Spielklasse, desto mehr machen die Ticketverkäufe den Hauptanteil der Einnahmen aus. Die Profis finanzieren sich zwar weit mehr über Fernsehgelder, leiden aber unter der fehlenden Stimmung, wie Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandschef des FC Bayern München, betonte, es gebe eine Fankultur und dazu gehöre auch Atmosphäre im Stadion. Die sei ohne Zuschauer ganz einfach nicht gegeben. (Stadionwelt, 27.08.2020)
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