„Die Extra-Meile gehen, wenn andere stehen bleiben“

THE SEARCH Sportmanagement wurde 2019 in Düsseldorf von Hans-Jörg Zech und Christina Michels als Personalberatung mit Fokus auf den Sport gegründet. Im Interview berichten die beiden über Einstieg und Weiterbildung im Sportbusiness sowie die Folgen der Corona-Krise.

Das Interview finden Sie ebenfalls im Special KARRIERE IM SPORTBUSINESS 2020.

Hans-Jörg Zech und Christina Michels in der MERKUR SPIEL-ARENA in Düsseldorf.
Hans-Jörg Zech und Christina Michels in der MERKUR SPIEL-ARENA in Düsseldorf. Bild: THE SEARCH

Welche Eigenschaften müssen Nachwuchskräfte mitbringen, um erfolgreich im Sportbusiness zu arbeiten?

Zech: Zum einen ist hier natürlich die akademische Ausbildung zu nennen. Konnte man die Absolventen im Bereich Sportmanagement früher an zwei bis drei Hochschulen finden, hat sich hier das Angebot deutlich vervielfacht. So ist der Bewerbermarkt heutzutage sehr stark besetzt mit Sportmanagement-Absolventen, die ihr Glück dann in Clubs, Verbänden oder bei Vermarktern suchen. Doch auch Quereinsteiger mit BWL- oder Wirtschaftsstudium gibt es im Sport – gemein haben alle ein fundiertes Verständnis für kaufmännisches Handeln und Management-Themen. Fachlich haben viele Bewerber perfekte Voraussetzungen. Mindestens genauso wichtig, um aus der Masse herauszustechen, ist es jedoch, die richtige Einstellung zu haben. Hierzu gehört etwa die Bereitschaft, mehr Einsatz zu zeigen, als vielleicht von einem erwartet wird und sprichwörtlich die Extra-Meile zu gehen, wenn andere stehen bleiben. Extrem wichtig sind eine schnelle Auffassungsgabe, Neugier und die Fähigkeit, seinem Gegenüber zuzuhören. Nur so lassen sich etwa Bedürfnisse von Kunden herausfinden, aus denen Hilfestellungen und letztlich auch die passenden Produkte abgeleitet werden können.

Welche „Skills“ erweisen sich im Zuge der Digitalisierung auch für den Sportbereich als „must-have“?

Zech: Die Basics bei der Arbeit mit dem Computer müssen natürlich vorhanden sein. Daran scheitern heutzutage aber auch die Wenigsten. Im Zuge der Digitalisierung ist der Stellenwert von IT-Profis natürlich gewachsen, allerdings besteht im Sportbereich vor allem ein Bedarf an Experten, die es schaffen, als Mittler zwischen der digitalen und analogen Welt aufzutreten und den Transfer von Daten in das tatsächliche Handeln schaffen. Der Sport braucht keine Vielzahl an Programmierern, sondern kluge Köpfe, die es schaffen auf Grundlage von Daten, die richtigen Ideen und Produkte zu entwickeln. Auf der anderen Seite ist es ebenso wichtig, IT-Experten vermitteln zu können, welche digitalen Aspekte umgesetzt werden müssen. All dies erfordert Flexibilität im Denken, sowie eine ausgeprägte Kreativität und Vermittlungskompetenz.

Michels: Auch die Fähigkeit, Adaptionen aus anderen Bereichen für das eigene Handeln vorzunehmen, ist ein wichtiger Punkt – auch im Hinblick auf die Digitalisierung. Denn die klassische Sponsorenpyramide entwickelt sich weiter in Richtung der digitalen Kanäle. Was früher die klassische Bande war – die es selbstverständlich immer noch gibt – ist heute etwa das Storytelling über Social Media. Hier lassen sich natürlich viel besser Emotionen vermitteln – gerade im Sport.

Wie wichtig sind Weiterbildungen im Sport?

Zech: Die stetige Weiterentwicklung spielt auch im Sportbusiness eine wichtige Rolle. Hier gilt es zwei Ebenen zu unterscheiden. Auf der ersten Stufe steht der Berufsanfänger mit 2 bis 3 Jahren Berufserfahrung. Für ihn sind es im Grunde die klassischen Themen, die als Weiterbildung interessant sind – das gilt übrigens branchenübergreifend. Seminare zu Kommunikationsmechanismen, Teamfähigkeit und Führungslehre können hier je nach Perspektive interessante Bereiche sein. Die zweite Ebene betrifft die Führungsebene, wie etwa Team- oder Abteilungsleiter. Von dieser Ebene wird bereits erwartet, dass die Basics und die Fähigkeiten der ersten Ebene erreicht sind. Daher sind hier andere Ansätze gefragt. Die Weiterbildungen sollten hier darauf abzielen, Perspektivwechsel und Blicke über den Tellerrand zu schaffen. Das können etwa Einblicke in das operative Geschäft von Branchenführern oder internationalen Playern sein, die wertvolle Ansätze zur Adaption bieten. Wichtig ist hierbei, dass die Motivation dieser Weiterbildungen intrinsisch motiviert sind – was in der Regel der Fall ist – und dass sie sehr praxisnah umgesetzt werden.

Welche Rolle spielt im Sport das Thema Recruiting mithilfe von externen Agenturen?

Michels: Der Grad der Professionalisierung von Sportclubs ist eng an den jeweiligen Umsatz gekoppelt – das spiegelt sich auch im HR wider. Im Fußball gibt es ein paar Clubs, die höchst professionell aufgestellt sind, bei anderen ist das Thema Personal auf Basis veralteter Strukturen entstanden und entsprechend unkoordiniert oder ineffizient. Letztlich sind Proficlubs aber mittelständische Unternehmen. Und da sollte das Thema Personal schon eine wichtige Rolle einnehmen – aus unserer Perspektive ist hier bei einigen Clubs noch Luft nach oben. Im Indoorsport fallen die Umsätze deutlich geringer aus, weshalb es hier nur in der Spitze wirklich professionelle Strukturen gibt – im Gegensatz zum Fußball nutzen hier auch nur wenige Clubs die Unterstützung von Personalagenturen.

Welche Aufgabe übernehmen Sie konkret?

Michels: Wir unterstützen Clubs bzw. Organisationen auf der Suche nach den richtigen Mitarbeitern entsprechend den gewünschten Anforderungen. In der Regel sind die Anforderungsprofile von Seiten der Auftraggeber recht klar skizziert. Wir verfügen über ein großes Netzwerk und schlagen den Unternehmen dann entsprechende Kandidaten vor, die in das Profil passen. Dies findet sowohl auf der ersten Führungsebene als auch darunter statt.

Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf den Arbeitsmarkt Sportbusiness?

Michels: Kurzfristig hat Corona beim Thema Personal zum absoluten Stillstand geführt – Kurzarbeit, Kündigungen und kaum Neuanstellungen. Doch jede Krise hat auch eine Chance und in Bezug auf den Sport und das Thema Personal beobachten wir derzeit einen Moment des Umdenkens. Beschleunigung der Digitalisierung, Änderung bestehender Arbeitsstrukturen und -prozesse und Professionalisierung beim Thema HR sind hier nur einige Aspekte. Bezogen auf Bewerber merken wir ganz konkret einen deutlichen Anstieg bei den Initiativbewerbungen von Top-Kandidaten, die seit Corona aktiv den Austausch mit uns suchen.

Zech: Die schillernde Welt des Sports ist ein Stückweit auf den Boden der Tatsachen geholt worden und dies merken wir auch bei der Kommunikation mit Bewerbern, die aktuell etwas genügsamer sind und damit auf die aktuellen Marktbedingungen reagieren. Der Sport hat sich vom Bewerbermarkt zum Arbeitgebermarkt entwickelt und wird dies auch in den kommenden Jahren zunächst bleiben.

Welche Tipps haben Sie für Berufsanfänger im Sportbusiness?

Zech: Der zukünftige Sportmanager soll die BILD-Zeitung aus der Hand legen und sich nicht von surrealen Gehältern blenden lassen. Er muss sich auf den Hintern setzen und den praxisnahen Einstieg in den Sport schaffen. Die viel zitierte Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär gilt für den Sport heute mehr denn je. Das bedeutet aber auch, dass es für die Guten immer auch Möglichkeiten und spannende Perspektiven gibt.

Michels: Und in Bezug auf Bewerbungen kann ich nur den Tipp geben, dass man sich intensiv mit den Themen und Problemen seines potenziellen Arbeitgebers beschäftigt und überzeugend vermittelt, warum man selbst die richtige Person ist, um diese Themen anzugehen. Je konkreter und unternehmensspezifischer eine Bewerbung, umso höher ist die Aussicht auf Erfolg.

Das Interview finden Sie ebenfalls im Special KARRIERE IM SPORTBUSINESS 2020. (Stadionwelt, 05.08.2020)

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