Arenen: Herausforderungen für Tontechniker

Die Problematik der Beschallung von Arenen bei Konzert-Produktionen ist stets gegeben. Ob das Publikum zufrieden ist, kann vom jeweiligen Sitzplatz abhängen. Neben der Leistung des Toningenieurs ist aber auch die Bauweise des Gebäudes in hohem Maß für den Klang verantwortlich.

Immer wieder wird nach Konzerten in Stadien oder Arenen Kritik am Sound laut. Das Hauptproblem der Sound- Profis ist bei derartigen Events, dass sie mit dem Beschallungssystem auf sehr viele glatte reflektierende Flächen im Zuschauerraum, zum Beispiel aus Beton oder Glas, treffen. Hier wird die Schallenergie wieder in den Raum zurückgegeben, anstatt absorbiert oder gebrochen zu werden. Diese Reflektio­nen erzeugen den Nachhall und je nach Are­na ein unterschiedliches Klangbild. Auf einer Tournee müssen sich die Experten ständig neuen Herausforderungen stellen, weil jede dieser Arenen anders ist. Sehr viele von ih­nen ähneln sich jedoch zumindest, was die Akustik angeht. Meist hat der Beschaller vor­her einen Grundriss und einen Schnitt, damit er weiß, wie hoch der letzte Platz ist. Dies ist wichtig zu wissen, da man sein „Line Array“ curven, also ausrichten muss, um mit dem Sound auch bis zum letzten Sitz zu kommen. Was in Arenen natürlich wegen der großen Entfernungen, die der Schall zurücklegen muss, eine äußerst diffizile Aufgabenstellung ist, denn meist hat man für das System-Tu­ning nur zwei bis maximal drei Stunden zur Verfügung, sodass keine aufwendigen Mes­sungen an verschiedenen Plätzen der Arena machbar sind. Dies würde einen ganzen Tag dauern, aber diese Zeit steht auf Tour leider nicht zur Verfügung.

Als Zuschauer, auch auf den teuersten Plät­zen, sollte, man, wenn man in ein Stadion geht, nicht die Akustik eines Konzerthau­ses oder eines Theaters erwarten. Wer im Direktschallbereich des Haupt-PA-Systems sitzt, genießt hier immerhin den Vorteil, dass man die wenigsten Reflektionen aus dem Raum abbekommt, und man hat somit den besten Sound im ganzen Raum. Zwi­schen Mischpultplatz, meist in der Mitte des Innenraums, bis vor der Bühne ist der Sound fast immer gut. Sollte der Sound hier nicht stimmen, ist dies ein Indiz dafür, dass der Mann am Mischpult ein Problem hat – dann klingt der Rest der Arena auch nicht gut.

Freilich kommt an diesem Punkt die Frage auf, mit welcher Ausstattung das Stadion oder die Arena zum guten Sound beitragen kann. Die Installation eines sehr guten Hausbe­schallungssystems, eines Line Array Systems, für die Ränge, das sich richtungsbezogen an­steuern lässt, ist in der Lage, den Sound-Profis auf Tour vieles zu erleichtern und mit Sicher­heit die Klangqualität von Tourproduktionen erhöhen. An das Stadiondach kann auf Tour­nee meist nichts gehängt werden. In den gro­ßen Multifunktionshallen sind diese Systeme jedoch eingebaut. Auf die Frage, welche Kos­ten durch derartige Installationen entstehen, lässt sich keine pauschale Antwort geben – die Aussage „sehr teuer“ dürfte aber ein passender Hinweis auf die zu erwartende Größenord­nung sein. Dem gegenüber steht jedoch die Aussicht, durch einen guten Sound mehr Ein­nahmen zu generieren und das Publikum wie auch Konzertveranstalter zufriedenstellen zu können, die beide gerne wiederkommen. Noch stellen die Tour-Veranstalter fest, dass zum Beispiel in den USA grundsätzlich mehr Geld für Event-Technik in Veranstaltungsstätten ausgegeben wird als in Deutschland, wobei es auch hier Ausnahmen gibt und einige Arenen in dieser Hinsicht unter den Fachleuten einen hervorragenden Ruf genießen.

Problematisch: Hart reflektierende Flächen

Unabhängig von der technischen Infrastruk­tur können Architekten und Fachplaner aber schon für einen guten Sound des Gebäudes an sich sorgen. Zum Beispiel sollte man, wenn man ein fahrbares Dach in die Arena einbaut, darauf achten, dass man nicht eine riesige Reflektionsfläche für die Schallener­gie baut, die von unten im Raum gegen das Dach trifft, um dann gigantische Echos und Reflektionen zu erzeugen. In den meisten Arenen ändert sich die Akustik sofort zum Positiven, wenn dort das Dach geöffnet ist. Ansonsten gilt: möglichst wenig hart reflektierende Flächen einbauen. Die Bau­weise einer Arena trägt einen großen Anteil zum Klangbild bei. Wenn ein Raum nur aus harten Betonwänden besteht, die den Schall als Reflektion wieder in den Raum zurückgeben, macht das Bauwerk mehr als 50 Prozent aus. Alle modernen Tourneepro­duktionen bringen heutzutage modernste Line Array Systeme als Beschallungsanlage mit. An der Qualität der Anlage liegt es somit in den wenigsten Fällen. Der Toningenieur, der die Show „fährt“, hat ebenfalls einen er­heblichen Einfluss auf das Ergebnis. Wenn er zu viel Energie in den Raum pumpt, wird sich der Schall überschlagen, und beim Pub­likum kommt ein undifferenziertes Ergebnis als „Brei“ an. Rund 50 Prozent der Klanqua­lität macht die Arena aus, 20 Prozent die Technik und 30 Prozent der jeweilige Ton­ingenieur – umso besser ist es, wenn dieser eine Arena schont kennt.

Um an den Ergebnissen zu feilen und grund­sätzlich ein hohes Niveau zu erreichen, rich­tet die Beschallungsbranche immer wieder Workshops aus, in denen sich die Experten austauschen und weiterbilden. Auch werden Computer mit CAD-Programmen zur Simu­lation verwendet, die ebenso wie bei der ar­chitektonischen Planung eine Prognose der Schallentwicklung ermöglichen. Aber da, wo der Schall auf Glas oder eine riesige Hallende­cke trifft, lässt sich für die Praxis beim Konzert nichts mehr vorhersagen. Dies ist nur vor Ort während der Show zu machen.

Hinsichtlich der technischen Entwicklun­gen können sich die Zuständigen darüber freuen, dass die modernen Line-Array-Be­schallungssysteme immer besser werden. Allerdings beklagen die Sound-Fachleute immer wieder, dass man sich auf der planerischen und baulichen Seite in Sa­chen Raumakustik nicht genug Gedanken macht. Die Bereitschaft, gemeinsam mit interessierten Planern an Lösungen zu ar­beiten, besteht.

Zurück zur Rubrik:
Beschallung / Tontechnik