Stadionwelt | Special Smart Stadium

6 www.stadionwelt.de Laut UN-Bericht belegt Deutschland in Sachen Digitalisierung Rang 22. Wie bewerten Sie den Status quo in Bezug auf die Digitalisierung in Deutschland? Eickeler: Ohne Digitalisierung ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz nicht möglich. Sie bildet die Grundlage unserer Arbeit. Deutschland kann eine leistungsfähige Wissenschafts- und Forschungslandschaft in diesem Bereich vorweisen: etwa mit der Fraunhofer-Gesellschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und den auf KI-Forschung spezialisierten Universitäten. Ein wichtiges Element sind außerdem die nationalen KI-Kompetenzzentren, die als Teil der KI-Strategie der Bundesregierung seit Sommer dauerhaft gefördert werden: Wir haben kürzlich das LamarrInstitut für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz feierlich eröffnet, an dem wir mit Fraunhofer beteiligt sind. Trotzdem sollten wir uns darauf nicht ausruhen, denn die Wettbewerbssituation ändert sich schnell. Neben den Internetriesen Amazon, Google und Facebook, die viel Geld in die entsprechende Forschung investieren, hat sich China vorgenommen, bis 2030 Weltmarktführer in allen Bereichen der Künstlichen Intelligenz zu sein. Das sollten wir ernst nehmen und schnell agieren, denn KI wird zukünftig jede Branche beeinflussen. Was sollten Betreiber von Sportstätten unbedingt über das Thema Künstliche Intelligenz wissen? Eickeler: KI im Stadion kann Arbeitsabläufe deutlich vereinfachen, etwa bei der Medienproduktion. Die Übertragung von Spielen ist dadurch auch mit einem kleineren Teammöglich. Mittlere und kleine Stadien erhalten durch KI also ebenso wie große Stadien die Möglichkeit, eine gute, sendefähige Produktion auf die Beine zu stellen. KI kann außerdem dazu genutzt werden, um Spiele zu analysieren und für die Zuschauer zu Hause durch eingeblendete Grafiken und Animationen spannender und verständlicher zu gestalten. Damit können sie die Hintergründe und Regeln besser verstehen, die sonst meist nur langjährige Fans nachvollziehen können. Für die eingeblendeten Grafiken gibt es unzählige Darstellungsmöglichkeiten, und sie können bei so ziemlich jeder Sportart eingesetzt werden. Das Ganze nennt man in der Fachsprache auch Augmented Reality, sprich, die normale, im Stadion sichtbare Realität wird durch eingeblendete Informationen auf Bildschirmen erweitert, entweder auf dem PC, TV oder in Zukunft vielleicht über spezielle Brillen direkt im Stadion. Und wie kann KI in den Bereichen Club Management und Stadionbetrieb unterstützen? Eickeler: Nehmen wir mal das Beispiel, dass Spieler eingekauft werden sollen. Dann kann die KI Daten zur Ver fügung stellen, die die Entscheidung erleichtern. Es gibt etwa die Möglichkeit, Sensoren an der Kleidung anzubringen. Bei Fußballern wäre das beispielsweise an den Schienbeinschonern. Die gesammelten Daten werden dann ausgewer tet und stellen objektiv und vergleichbar dar, wie leistungsfähig ein Spieler ist. Auch über die Auswertung von Kamerabildern ist ein Ranking durch KI möglich. Beim Standardtracking auf dem Spielfeld kann eine Künstliche Intelligenz beispielsweise analysieren, ob die Spielstellung optimal ist oder für bestimmte Sportler verändert werden sollte. Die KI analysiert dafür mehrere Spiele und bereitet die Daten für die Trainer so auf, dass diese leichter und schneller entscheiden kön- „DER MENSCH WIRD IMMER IM MITTELPUNKT STEHEN“ Stefan Eickeler ist Senior Research Engineer, Experte für Machine Learning sowie Image Processing am Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS. Im Interview erklärt Eickeler, welche Vorteile Künstliche Intelligenz heute und zukünftig beim Stadion-Betrieb ermöglichen wird. „KI wird zukünftig jede Branche beeinflussen.“ SMART STADIUM

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